Kapitel 23: Wiedersehen - Teil 3

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Der Heiler der Ghan-Gilde war ein alter und sehr schweigsamer Mann, dessen Namen Rin Verran immer noch nicht erfahren hatte, nachdem sein Arm mit einer dicken, weißen Masse bedeckt worden war, wegen der er ihn nun gar nicht mehr bewegen konnte. Er hatte auch irgendwelche Pillen schlucken müssen, von denen er sehr müde geworden war. Mit geschlossenen Augen lag er also auf dem Bett, das ihm zur Verfügung gestellt worden war. Erst, als die Tür leise geöffnet wurde, wachte er aus seinem Dämmerzustand auf und sah Rin Jadna, die sich ihm mit besorgter Miene näherte.

»Ich habe gehört, dass du in eine Fallengrube gestürzt und dir den Arm gebrochen hast«, sagte sie und setzte sich neben ihn auf einen bereitstehenden Stuhl. »Tut es sehr weh? Soll ich dir etwas holen? Brauchst du etwas?«

»Nein«, brummte Rin Verran und wich ihrem Blick aus. »Vater wird mich umbringen, sobald er davon erfährt. Besser, du verschwendest nichts mehr an mich.«

Rin Jadnas Lachen überraschte ihn und als sie ihm auch noch mit dem Finger auf die Nase tippte, blinzelte er überrascht. »Vater weiß es schon und schimpft gerade mit Gilden-Anführer Ghan. Es war wirklich unverantwortlich, eine unmarkierte Falle auf dem Jagdgebiet zu lassen.«

»Sie war markiert«, berichtigte Rin Verran sie. »Nur hat jemand die Fahnen entfernt.«

Rin Jadnas Augen weiteten sich ungläubig. »Wirklich? Warum hätte jemand das tun sollen?«

»Was weiß ich«, brummte Rin Verran. »Ist die Jagd schon vorbei?«

»Ja. Die Wertungen werden auch gerade ausgezählt. Hast du denn etwas erlegt, bevor du gestürzt bist?«

»Einen Fuchs«, seufzte er. »Der bringt mir aber nicht viel ein.«

»Nächstes Mal wirst du mehr Erfolg haben, ganz bestimmt!«, munterte seine Schwester ihn auf und tippte ihm wieder auf die Nase. »Ich muss jetzt leider los. Der Musik-Wettkampf findet direkt im Anschluss statt.«

»Kann ich mitkommen?«, fragte Rin Verran hoffnungsvoll. Er mochte es, ihr beim Flötenspiel zuzuhören, aber wie erwartet lächelte sie entschuldigend.

»Der Heiler hat gesagt, dass du dich heute am besten gar nicht mehr bewegst. Schließlich hast du auch ein paar Prellungen abbekommen. Und du könntest mit dem Arm versehentlich irgendwo gegen kommen, wenn du rausgehst. Es dauert ohnehin schon zwei Monate, bis du ihn wieder richtig belasten kannst.«

»Wie lange?«, platzte Rin Verran heraus.

Rin Jadna lächelte gequält. »Zwei Monate. Hat der Heiler dir das nicht gesagt?«

Rin Verran drückte seinen Kopf ins Kissen und atmete zischend aus. »Nein.«

»Tut mir leid.« Seine Schwester beugte sich zu ihm runter und drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, bevor sie ihm durch die Haare strubbelte. »Ruh dich hier aus. Ich werde versuchen, so laut wie möglich zu spielen, damit du alles hörst.«

Rin Verrans Lippen zuckten und er schaute Rin Jadna hinterher, die zur Tür hinaus ging. Doch bevor sie sie zuziehen konnte, schien sie draußen auf jemanden zu treffen. Sie wechselten einige Worte und dann trat eine Person ein, bei deren Anblick Rin Verrans Herz fast stehen blieb. Warum muss ich ihr immer begegnen, wenn ich verletzt bin!

»Verran«, erklang Arcallas freundliche Stimme, während sie sich ihm näherte. In ihren Händen hielt sie ein Tablett, auf dem mehrere Gefäße mit Medizin standen. Unwillkürlich musste Rin Verran an die Salbe denken, mit der er damals Rin Raelins Entzündung im Rotkiefer-Hain behandelt hatte, aber keines der Gefäße ähnelte dem von damals auch nur annähern. Ist sie es also doch nicht gewesen? Die Vorstellung war auch zu schön...

Grüner Habicht und Roter DracheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt