2. Kapitel (Gellert): Blutpakt-Magie

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Die Wellen brachen sich schäumend an den Klippen. Die grauen Wolken passten hervorragend zu meiner Stimmung, während ich, den Elderstab in der Hand, auf der Klippe auf und ab schritt. Ein Duell. Zwischen Albus und mir. Eigentlich seit langem mein Traum. Eigentlich. Warum 'eigentlich'? Theoretisch müsste ich vor Freude ausflippen. Aber erstens flippte ich nie aus. Und zweitens... Da war dieses unbestimmte Gefühl, dass etwas schief laufen würde, bei diesem Duell. Gewaltig schief. Ob es nur daran lag, dass ich die vertraute Wärme des Blutschwurs nicht mehr spürte? Möglich. Aber genau das war das Problem: Der Blutpakt. Praktisch gesehen, konnte weder ich gegen Albus, noch er gegen mich vorgehen. Warum er es jetzt plötzlich doch vorhatte, vor allem im Anbetracht dessen, dass der Blutschwur sich heftig gegen unseren Kampf wehren würde, war mir ein Rätsel. Woher dieser plötzliche Sinneswandel? Hatte Albus beschlossen, mich zu hassen? Nicht, dass ich ihn nicht hasste, aber die Möglichkeit, dass Albus urplötzlich einen solchen Hass auf mich hatte, das er den Blutschwur außer Acht ließ, kam mir doch seltsam vor. Vermutlich kam es mir nicht nur so vor, es war seltsam. Aber gut. Gereizt schüttelte ich den Kopf, um meine Gedanken loszuwerden. Gerade hatte ich mich mental wieder einigermaßen unter Kontrolle, als eine Erinnerung in mir hochkam, die mich erschrocken nach Luft schnappen ließ.
Der Blutpakt.
Nein.
Nein.
Das konnte nicht so kommen.
Das durfte nicht so kommen.
Oh doch.
Bitte, nein, ich durfte nicht Recht haben. Denn wenn ich Recht hatte, war alles noch schlimmer, als ich angenommen hatte: Würden wir den Blutschwur zu sehr reizen, würde er mindestens einen von uns töten. Jäh wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als Travers mit einigen Auroren, dicht gefolgt von Albus, disapparierte. Ich schloss kurz die Augen, atmete tief durch und umfasste den Elderstab ganz fest. Als ich blinzelte und Albus mit schmalen Augen maß, sah ich den Blutpakt, der etwas seitlich von uns in der Luft schwebte. Und er glühte rot. Für einen Moment schüttelte es mich, ich schluckte und erlangte die Kontrolle wieder. Travers blickte ungeduldig drein. So, er wollte ein Duell? Konnte er haben! Blitzschnell hob ich den Elderstab und feuerte einen Fluch ab, der von Albus abgewehrt und gekontert wurde. Ohne mich weiter um diesen Misserfolg zu kümmern, schnippte ich den Elderstab in Richtung der Klippen, die daraufhin zu einem flachen Sandstrand wurden. Dann schleuderte ich einen weiteren Fluch, den Albus elegant abblockte. Gleichzeitig wirkten wir jeweils einen anderen Zauber, unsere Sprüche trafen sich. Er blickte mich an, seine klaren blauen Augen trafen auf meine zweifarbigen. Gelassen hielt ich seinem Blick stand, als plötzlich...
Kracks!
Entsetzt löste ich die Verbindung, sah zum Blutschwur, Albus tat es mir nach und zog voller Schreck die Luft ein. Ein Riss zog sich durch das Glas. Die Augen immer noch geweitet vor Angst wandte Albus seinen Blick wieder mir zu und taumelte rückwärts. Eine Magiewelle löste sich von der Phiole, sofort aktivierte ich jeden Fetzen meiner Schwarzmagie und warf sie wie ein Schutzschild vor mich. Der Boden bebte, Travers sah ziemlich irritiert drein. Den großen Schrecken bekam ich nicht, als ich feststellen durfte, dass sich weitere Risse gebildet hatten. Den großen Schrecken bekam ich erst, als ich mich umwandte und zu Albus blickte. Denn er war zusammengebrochen und lag nun bewusstlos da. Okay. Dann würde ich jetzt spielen. Ruhig drehte ich mich zum Meer um, hob den Elderstab und bildete eine Wasserkuppel über den Auroren, die sich erschrocken zusammendrängten. Danach trat ich zum Blutschwur und nahm die Phiole aus der Luft. Sie glühte nicht mehr rot, schimmerte nur noch sanft golden, aber die Risse waren immer noch da. Nach kurzem Zögern ging ich zu Albus, ließ mich neben ihm nieder und musterte ihn. Was nun? Erstmal die Auroren. Ohne mich umzudrehen, schnippte ich ganz sachte den Elderstab, woraufhin die Kuppel zusammenbrach. Klitschnass kamen Travers und die anderen wieder auf die Beine und disapparierten. Wunderbar. Jetzt kam der komplizierteste Teil. Ich seufzte. Na dann. Mit einem tiefen Atemzug nahm ich alle mentale Stärke zusammen, die ich hatte und stieß sie von mir, zu ihm. Jedes bisschen Kraft, das ich nicht selbst zum Atmen brauchte. Keuchend stützte ich mich mit beiden Händen in den Sand und flehte, es möge geklappt haben. Es musste einfach geklappt haben. Bitte.

Only once more || Grindeldore FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt