60. Kapitel (Gellert): Verblassen

123 12 14
                                    

Zwei Wochen später…

Es war eine Sache, die Dunkelheit fernzuhalten. Ihr zu widerstehen, wenn sie erstmal da war, eine ganz andere. Aber ich hielt mich eisern an das, was ich mir vorgenommen hatte: Sie reizen, kommen lassen, zurückdrängen. Naja, die ersten beiden Punkte klappten schon hervorragend, der dritte... war noch ausbaufähig. Allerdings ließ es sich nicht leugnen, dass ich langsam besser wurde.
Silverheart.
So hatte ich mein neues 'Zuhause' genannt. Ein Schloss, edel wie Nurmengard, anmutig. Dennoch war es zugleich kalt und unnahbar. Das perfekte Verhältnis.
Durch die Tatsache, dass ich immer wusste, wo Al war, war es mir ein leichtes, einen Kontakt mit Okklumentik herzustellen. So, wie jetzt.
Na, Liebling? Hat Coral Everdal schon zugeschlagen?
Merlin, Gellert! Du erschreckst mich schon wieder!, kam seine Antwort. Ich grinste und lehnte mich gelassen an eine von Silverhearts Mauern. Aber gerne doch.
Er seufzte. In Gedanken, versteht sich. Zu deiner Information, sagte er dann Coral Everdal hat noch nichts gemacht. Melissa war gerade da und hat berichtet, dass sie die Auroren immer noch wie eine Besinnungslose kreuz und quer durch die Weltgeschichte jagt, ohne uns zu finden. Hast du Silverheart eigentlich auch geschützt?
Natürlich!, ich schnaubte. Was denkst du denn von mir? Alles andere wäre ja geradezu fahrlässig und gefährlich.
Ich dachte, du hast einen Hang zum Gefährlichen., seine Gedankenstimme klang, als würde er die Augenbrauen hochziehen. Darauf verdrehte ich die Augen. In gewissen Dingen, ja. Aber in solchen? Nein.
Soll mich das jetzt beruhigen?, fragte er und ließ eine Welle Skepsis durch meine Gedanken fließen. Könnte, ja. Ich will dein Leben nicht riskieren., antwortete ich gelassen. 
Jaaah., murmelte er. Ich weiß. Es... Du weißt, wie es ist, wenn man Angst hat. Oh jaaaaaah, das wusste ich zu genügen. Es war alles, außer wunderbar und schön. Nein. Angst war wie tausende kalter Nadeln aus Eis, die die Wärme zerrissen, das Selbstbewusstsein niederschmetterten. Ja. Tue ich., erwiderte ich darum.
Er seufzte tief.
Coral Everdal hat sich mit allen möglichen anderen Ministerien in Verbindung gesetzt. Der Zaubereiminister ist ständig irgendwohin unterwegs, um andere Minister zu treffen.
Tja., ich strich mir meine helle Strähne zurück nicht alle Korallen sind schön.
Daraufhin lachte er auf, aber es klang zittrig. Nein, wirklich nicht. Wobei sie, laut Melissa, nicht mal so hässlich ist.
Ich rede ja auch von ihrer Seele. Von mir aus kann sie aussehen wie ein Engel, aber ihre Dunkelheit ist finster wie meine., gab ich zur Antwort. Als ich das gesagt hatte, fauchte meine dunkle Seite leise, griff nach meinen Gedanken. Aber ich stieß sie erfolgreich zurück. Ha, vor zwei Wochen hätte ich das noch nicht geschafft. Ich wurde wirklich besser. Langsam, aber sicher, gewann ich die Kontrolle über meine Finsternis. Sehr gut.
Gellert?, als Albus wieder sprach, klang seine Stimme anders als vorher.
Zerbrechlicher.
Zitternder.
Ja, mon amour?, fragte ich sanft. Langsam atmete er aus, ich hörte es in seinen Gedanken. Weißt du schon... wann du... wiederkommst?, er zögerte kurz, bevor er hastig fortfuhr. Ich meine... klar, du bist erst seit zwei Wochen weg, aber... Es kommt mir vor, als wären es zweihundert Jahre., seine Gedankenstimme wurde immer leiser. Fast unhörbar setzte er hinzu: Ich vermisse dich.
Oh, bei den Heiligtümern. Das stimmte, ich war erst zwei Wochen fort und doch spürte ich die Lücke in meiner Seele, als hätten wir uns seit Jahren nicht gesehen. Ihm ging es genauso, dessen war ich mir nun sicher. Ich dich auch., flüsterte ich und sandte ihm einen ganzen Schwall meiner Liebe zu ihm. Trotzdem kann ich erst wiederkommen, sobald ich meine dunkle Seite völlig kontrollieren kann. Vorher ist alles andere zu gefährlich. Für dich. Für Melissa. Für alle.
Er schluckte.
Ja, ist schon klar. Lass dir Zeit. Doppelt abgesichert hält besser.
Das tut es., antwortete ich und wob in den nächsten Gedanken zu ihm eine Spur meiner Seele ein.
Ich konnte sein Lächeln spüren, als die weiß-goldenen Fäden seine Gedanken streiften, nur um dann wieder zu mir zurückzukehren.
Danke., seine Stimme war nur ein Flüstern.
Immer wieder gern., gab ich zurück und ließ ein Lächeln durch unsere Verbindung fließen. Meine dunkle Seite fauchte erneut und zog sich noch weiter zurück. So weit, wie schon lange nicht mehr. Das brachte mich auf eine Idee.
Es war ein Risko.
Aber hatte ich nicht vorhin bewiesen, dass ich in der Lage war, meine Dunkelheit zu kontrollieren, wenn sie wiederkommen wollte?
Hatte ich.
Al, erschreck jetzt nicht., warnte ich ihn. Okay...?, in Albus' Antwort waren tausend Fragezeichen, die ich aber gekonnt ignorierte.
Ich zog den Elderstab, ließ mein Gespür nach ihm suchen (aha, Nurmengards Vorhof, alles klar) und disapparierte.

Only once more || Grindeldore FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt