"Ooookay. Das... ist nicht gut. Überhaupt nicht.", Melissa blinzelte. "Nein.", bestätigte Albus langsam. "Bist du dir sicher, dass du die Vision richtig verstanden hast?", fuhr er fort. Darauf fixierte ich seine blauen Augen mit meinen zweifarbigen. "Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich nicht in der Lage bin, meine Visionen richtig zu deuten?", fragte ich, ein Hauch Schärfe schwang in meiner Stimme mit. Einige Sekunden lang erwiderte er meinen Blick schweigend, setzte zu einer Antwort an. Doch dann atmete er aus, wandte den Kopf ab und sagte nichts. "Es kann aber nicht sein.", meinte er schließlich. "Doch.", widersprach ich. "Du willst wohl, dass es passiert?", er wandte sich wieder zu mir um und funkelte mich an. Ich seufzte. "Denkst du das?", hakte ich leise nach. "Denkst du das wirklich? Dass ich will, dass diese Vision wahr wird? Sie wird wahr werden, Liebster. Daran kann ich nichts ändern. Niemand kann es." "Es muss aber einen Weg geben!", protestierte er. Der verzweifelte Zorn in seinen Augen zerriss mir die Seele. "Ich meine", setzte er etwas ruhiger hinzu "du bist der Meister des Todes. Wie kannst du da sterben?" "Der Meister des Todes.", wiederholte ich. "Die Heiligtümer geben mir die Macht, Dämonen zu besiegen. Sie geben mir die Macht, alte Magie in der Sprache der Runen zu wirken. Sie geben mir die Macht, Tote zurückzuholen, deren Aufgabe hier noch nicht erfüllt ist. Aber wenn der Todesfluch mich trifft und die Toten mich rufen, schwinden selbst ihre Stimmen im Ozean der Stille. Denn wisst ihr, wie Toten rufen? Mit Stille. Mit einer ohrenbetäubenden Stille, die nur durch den eigenen Herzschlag und das Rauschen des eigenen Blutes unterbrochen wird. Der Tod schreit nicht. Er flüstert nicht. Er schweigt. Jene, die uns im Leben nahe standen, schweigen. Sie schweigen anders, als alle. Sie haben die Stille, die sich wie tausende Federn auf die Seele legt. Der Todesfluch wird mich treffen, doch die Macht der Heiligtümer wird mich festhalten. Nur kurz genug um zu tun, was ich zu tun habe. Denn wenn Gina ihre Stille in meine Gedanken webt, weiß ich nichts mehr. Nicht einen Atemzug. Nicht einen Augenblick. Ich höre sie. Gina. Ich höre sie, wenn die Finsternis ihre Schleier über Nurmengard ausbreitet." Melissa zog die rechte Augenbraue hoch. Natürlich. Sie wusste nicht, wer Gina gewesen war. "Gina war meine Schwester. Sie ist der Grund, warum ich die Muggel hasse.", sagte ich leise. Ich sah das stumme 'Achso' auf ihrem Gesicht. Sie blinzelte, schien mit dieser kurzen Begründung zufrieden. "Ich weiß nicht", fuhr ich fort "ob sie mir verziehen hat, was ich getan habe. Selbst wenn nicht... Sie wird mich rufen." "Warum? Weil sie will, dass du stirbst?!", Albus strich sich mit allen zehn Fingern durch die Haare. "Nein.", ich schüttelte nachdrücklich den Kopf. "Es ist ihre Pflicht. Die Toten rufen ständig. Sie sind die Stille. Und manchmal hören wir sie, selbst wenn der Tod nicht nach uns greift. Aber in dem Moment, da der Todesfluch einem trifft, hören wir sie bewusst. Der Tod ist still. Die Geräusche verblassen. Die Stille kommt. Wir können diese Stille nicht vertreiben. Sie setzt sich fest, krallt sich in unsere Seele. Sie ist lauter als jeder Schrei. Die Toten spüren, wenn ihre verwandten Seelen kommen. Sie rufen sie. Ich kann und werde mich gegen Ginas Ruf nicht wehren." "Also willst du wirklich, dass die Vision wahr wird.", murmelte Albus. "Albus, nein. Aber ich vermisse sie, begreifst du das?" Leiser fügte ich hinzu: "Du müsstest das doch eigentlich verstehen, oder?" Erschrocken riss er den Kopf hoch und sah mich an. "Was?", fragte er. "Du hast mich gehört. Wenn Ariana dich ruft, könntest und wolltest du widerstehen?", ich hob den Kopf höher. "Widerstehen?", wiederholte er heiser. "Nein. Natürlich nicht." "Und mir", ich verengte die Augen "willst du vorwerfen, dass ich dem Ruf meiner Schwester folge, wenn sie ihre Stille in meine Seele webt, wenn sie mich ruft?" "Nein. Verzeih.", er schüttelte müde den Kopf. Sein Zorn war verschwunden. Die Wut war der Erschöpfung gewichen. "Aber warum heißt es 'Meister' des Todes, oder 'Gebieter' oder 'Bezwinger', wenn derjenige, in dem Fall du, doch sterben kann?", wollte Melissa wissen.
"Es ist nicht nötig, unsterblich zu sein. Darin besteht nicht die Wahrheit um alles. Die Heiligtümer wurden nicht erschaffen, um den Tod zu besiegen. Sie wurden erschaffen, um die Dunkelheit aus unserer Welt zu vertreiben.", ich erwiderte ihren fragenden Blick gelassen.
"Warum heißen sie dann Heiligtümer 'des Todes', wenn sie nicht für den Zweck der Besiegung erschaffen wurden?", Melissa zwirbelte an einer Strähne.
"Weil die Peverells einen Teil der Magie des Todes verwendeten und in die Heiligtümer fließen ließen. Den Tod zu besiegen wäre, wie einen Zauberstab falsch herum zu halten. Eine der größten Dummheiten, die wir uns jemals ausdenken könnten. Er kommt, wenn er kommen muss. Nicht früher, aber auch nicht später. Gina starb zu früh. Aber... es war ihr Schicksal. Ich hätte es ändern können, wenn die Gleichung eine andere gewesen wäre.", antwortete ich ihr. Melissa nickte, hoch konzentriert. Albus sah zwischen ihr und mir hin und her. "Du sprichst darüber, als wäre es nichts Schlimmeres. Das Sterben.", er wandte den Kopf ab, und fuhr mit den Augen die Linien nach, die vom Boden in die Höhe verliefen, immer höher. "Ist es auch nicht. Die Stille ist nichts, dessen ich mich fürchte.", antwortete ich ruhig. Albus starrte mich an, rang sichtlich um Worte, dann drehte er sich um und ging. Ich seufzte. Melissa verdrehte die Augen. "Die Toten... Haben sie ihr Leben vergessen? Haben sie... ihre Gefühle vergessen?", als sie nach mehreren Sekunden sprach, klang ihre Stimme ganz klein. Natürlich wusste ich sofort, worauf sie hinauswollte. "Die Toten haben nichts davon vergessen, was sie hier erlebt haben, Melissa.", sagte ich sanft. "Und nichts davon, was sie hier gefühlt haben." Erleichterung blitzte in ihren grünen Augen auf. "Also hat Sam... mich nicht vergessen?", flüsterte sie. Zur Antwort schenkte ich ihr ein leichtes Lächeln und schüttelte den Kopf. "Was", fragte sie schließlich "war das eigentlich?" Sie nickte in die Richtung, in die Albus verschwunden war. "Gute Frage. Ich habe keine Ahnung. Meine Antworten scheinen ihn ziemlich aufgeregt und durcheinander gemacht zu haben.", stellte ich fest. "Ich sollte ihm folgen." "Tu das.", sie nickte. "Dass du mir nicht Nurmengard auseinander nimmst.", mahnte ich sie und grinste leicht. "Keine Sorge. Ich muss sowieso nochmal gehen.", sie grinste ebenfalls. “Mach das. Wir sehen uns ja nochmal.”, sagte ich, sie nickte. Dann ging ich. Innerhalb von Sekunden ließ ich mein Gespür durch ganz Nurmengard fließen, wie ein Windhauch.
Alles klar.
Ich wusste, wo er war.
Da in meinem Schloss glücklicherweise (und absichtlich) keine Anti-Disapparier-Zauber vorhanden war, disapparierte ich.
Der Innenhof.
Tatsache.
Der Torbogen, die einzige Lücke im Schutz vor dem Sturz, war so edel wie eh und je.
In geschwungener Schrift war dort 'Für das größere Wohl' eingraviert.
Für einen Moment biss ich die Zähne zusammen. Wie absolut dumm ich doch gewesen war, als ich noch an einen Sieg über die Muggel im Zuge der Gewalt geglaubt hatte.
Nein.
Nicht dumm.
Verzweifelt.
Schluss damit!
Ich riss mich zusammen.
Gerade hatte ich Wichtigeres zu tun. Viel Wichtigeres.
Rechts vom Torbogen stand er.
Den Kopf in die Hände gestützt, den Blick ins Nichts gerichtet.
Wie es meine Art war, kam ich lautlos näher.
Darum bemerkte er mich erst, als ich direkt neben ihm stand. Ohne mich anzusehen flüsterte er: "Lass mich allein, Gellert." "Nein.", ich schüttelte sanft den Kopf. Darauf schwieg er eine ganze Weile lang. "Wie konntest du das sagen?", fragte er schließlich. "Was sagen?", fragte ich zurück. "Dass das Sterben nicht schlimm ist!", Albus' Stimme bebte. Nachdenklich blinzelte ich. Dann verstand ich. "Oh, Al-Liebling. Natürlich ist sterben schlimm. Für jene, die zurückbleiben. Denkst du, mich hat Ginas Tod weniger geschmerzt, als dich der Arianas? Für uns, die wir unseren Geliebten nicht folgen können oder dürfen, ist es mehr als schlimm. Doch für jene, die die Stille hören, ist es nicht schlimm."
"Aber wenn ich sie mehr geliebt hätte, wäre sie nie gestorben!", rief er aus.
"Wie meinst du?", wollte ich wissen.
Da wandte er mir den Kopf zu, Verzweiflung leuchtete in seinen wunderschönen, blauen Augen. "Ich hätte sie mehr lieben müssen.", wiederholte er erstickt. "Albus, nein. Nichts kann einen Obscurus aufhalten. Keine Liebe dieser Welt.", vorsichtig strich ich ihm mit einem Finger über die Wange. Er schluckte, spannte sich an, ließ mich aber gewähren. "Al, es ist ein Wunder, dass sie mit einem Obscurus in sich überhaupt 14 wurde. Und wäre sie nicht in unserem Drei-Wege-Duell gestorben, so wäre sie möglicherweise noch älter geworden. Du solltest wissen: Wenn ich könnte, würde ich sie wieder zurückholen."
"Und warum kannst du's nicht?", fragte er und sah mich trotzig an. Mit einem leisen Seufzen ließ ich meine Hand zu seinem Kinn wandern und zwang ihn behutsam, mich anzusehen. "Ich kann nur Tote zurückholen, die hier ihre Aufgabe noch nicht beendet hatten.", erwiderte ich leise. "Hat sie das denn nicht?", seine Worte waren nur ein tonloses Flüstern. "War sie hier in unserer Welt wirklich fertig?" "Ja. Ich denke schon. Sonst könnte ich sie wieder rufen. Gina genauso.", gab ich sanft zurück, fuhr wieder hinauf zu seiner Wange, weiter zu seiner Schläfe, zeichnete dort behutsam ein Muster. Dann erst ließ ich die Hand sinken und sah ihn an. "Es war nie deine Schuld, dass Ariana starb, Liebster. Nie. Du hättest es auch nie verhindern können."
"Nicht?", Albus stieß das Wort nur hervor.
"Nie. Nie, Al.", murmelte ich und strich ihm zärtlich die Haare aus der Stirn.
"Wirst du... wirklich... sterben?", fragte er heiser.
"Das", flüsterte ich "ist das, was meine Vision sagt. Und meine Visionen lügen nicht. Haben sie nie. Werden sie nie."
Er riss sich von mir los, suchte meinen Blick und sah mich eindringlich an.
"Du darfst nicht gehen! Du... darfst mich nicht allein lassen! Lass mich nicht allein! Bitte!", flehend sah er mich an, Tränen rannen über seine Wangen. Sanft wischte ich sie ab, zog ihn behutsam an mich heran. "Ich bin ohne dich doch gar nicht wirklich ich!", setzte er hinzu. "Ich kann... ohne dich... nicht." Sein letzter Satz wurde von einem Schluchzen geschüttelt. Ich schluckte schwer. "Du wirst müssen. Verzeih mir." "Es gibt nichts zu verzeihen.", antwortete er und seufzte zitternd. "Ich weiß nur nicht mehr, wohin ich gehen soll, wenn die Dunkelheit wieder nach mir sucht." "Du hast mehr, die zu dir stehen, als du denkst.", versicherte ich ihm. Auf diese Antwort hin lehnte er die Stirn an meine Schulter. "Ich weiß. Aber... sie alle, auch Melissa, sie... Sie sind nicht... du. Und ohne dich...", er brach ab, kämpfte offensichtlich darum, seine Emotionen in Worte zu fassen. "Ohne dich bin ich nichts, Gellert. Nichts.", er hob den Blick und sah mich an, biss sich auf die Lippe. Ein Sturm der Verzweiflung tobte in seinen Augen. "Unterschätze dich nicht selbst.", ermahnte ich ihn sanft. Schweigend, ohne eine Bewegung, blickte Albus mich an, sein Atem ging zitternd, stoßweise. "Tu es nicht. Tu mir das nicht an. Bitte. Lass mich nicht allein.", hauchte er fast unhörbar. Darauf schenkte ich ihm einen weichen Blick, nahm seine Hand und legte sie über mein Herz. "Spürst du es?", flüsterte ich.
Mit Tränen in den Augen nickte er.
"Solange ich atme, solange dieses Herz schlägt, werde ich alles tun, damit dir nichts passiert. Meine Vision ist eindeutig; ich werde mein Leben für deines geben. Gib dir nicht die Schuld daran. Denn es ist allein meine Entscheidung. Du wirst es schaffen. Vergiss nicht: Ich bin immer bei dir. Im Flüstern des Windes genauso wie im Glänzen der Sonne. Und ganz gleich, ob ich zuerst gehe, oder du: Wir werden einander wiedersehen, wenn wir tot sind. Ich weiß nicht, wo. Aber ich weiß, dass es so sein wird. Nicht in einer endlos weit entfernten Zukunft. Sondern in naher Zeit - sobald wir beide diese Welt verlassen haben."
"Versprichst du mir das?", fragte er ganz leise.
"Das tue ich.", bestätigte ich. Bebend atmete er ein. "In Ordnung.", sagte er dann. Ich lächelte. Eine Zeit lang schwiegen wir, standen nebeneinander am Geländer und sahen in die Ferne. Schließlich wandte er mir wieder den Blick zu, wartete, bis ich ihn auch ansah und sagte ganz leise: “Küss mich, Gellert.” Darauf schenkte ich ihm ein strahlendes Lächeln. “Nichts lieber als das. Ich dachte schon, du kommst in diesem Leben nicht mehr drauf.”
Ich legte all meine Liebe zu ihm in unseren Kuss.
All die Liebe, die ich neununddreißig Jahre hatte zügeln müssen, um das größere Wohl nicht in Gefahr zu bringen.
Das hatte dann, schlussendlich, nicht hundertprozentig geklappt - glücklicherweise.
Was ganz sanft begann, wurde rasch fordernder. Nach einigen Sekunden wagte ich es sogar, ihn ganz vorsichtig zu beißen, woraufhin er leise keuchte. “Du machst mich wahnsinnig.”, flüsterte er an meinen Lippen. “Glaubst du etwa”, gab ich genauso leise zurück “du mich weniger? Natürlich nicht.”
Mit einem zitterndem Atemzug zog ich ihn noch enger an mich heran und fuhr sanft mit meiner Zunge über seine Lippen. Flackernd schloss er die Augen und gab mir, was ich von ihm wollte. Aber schließlich riss ich mich doch von ihm los. Ein kurzer Blick, der zwischen uns hin und her flog, reichte aus. Dann disapparierte ich, zog ihn mit mir. In mein Zimmer, auf mein Bett. Er lag unter mir, ich saß schräg neben ihm, die Arme links und rechts von seinem Kopf. “Tja, Darling.”, ich grinste ihn an. “Was jetzt?” Albus lächelte. "Du weißt, was.”, flüsterte er. “Natürlich.”, schnurrte ich, neigte mich zu ihm hinab und hauchte ihm meinen Atem gegen die Lippen. Seine Finger begannen langsam, mein Hemd aufzuknöpfen, ich tat es ihm nach. Mit einer einzigen Bewegung befreite ich mich von meinem und zog ihm zeitgleich seines über den Kopf. Leicht lächelnd sah er zu mir hoch, schlang die Arme um meinen Rücken, zog mich noch enger zu sich und küsste mich voller Verlangen und Leidenschaft.
Ja.
Der Rest ist offensichtlich…
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Only once more || Grindeldore FF
FanfictionDON'T LIKE IT, DON'T READ IT! GrindelwaldxDumbledore FanFiction | Deutsch | German NOCH NICHT ÜBERARBEITET... (Enthält Blut, Tod, Gewalt und eindeutig angedeutete sexuelle Handlungen.) ~"Ich habe vierzig verdammte Jahre auf dich gewartet! Nenn mir e...