9. Kapitel (Albus): Blut-Vergießen

511 29 166
                                    

Mooooooment. Was war das gerade gewesen? Gerade war es mir noch so vorgekommen, als würde die unbrechbare Macht des Blutpakts meinen Geist in Fetzen reißen und nun… war der Schmerz verschwunden. Ebenso wie die grauenhaften Bilder. Warum?
“Ich war es, Albus.”
Erschrocken drehte ich mich um.
“Grindelwald! Was willst du?”, zischte ich.
Er zuckte mit keiner Wimper, jedenfalls soweit ich das im spärlichen Mondlich erkennen konnte. “Ich war es.”, wiederholte er nur, ohne mir eine direkte Antwort auf meine Frage zu geben. “Du warst was?”, ich zog die Augenbrauen hoch. Daraufhin stieß er ein leises, verächtliches Schnauben aus. “Benutze deinen Verstand, insofern du noch welchen hast. Dann wirst du vielleicht drauf kommen.” “Ohh, ich habe in der Tat eine Ahnung, Grindelwald. Aber… Du willst mir nicht ernsthaft beibringen, dass du es warst, der den Blutpakt von meinem Bewusstsein getrennt hat?” “Ha, der war gut! Nein, weißt du! Es war der Stein der Auferstehung! Nein, stopp. Es war deine Schwester!”, er lachte. Ein wahnsinniges, kaltes Lachen. Ich zuckte zusammen und sah ihn scharf an. “Ariana ist tot, Grindelwald.”, erwiderte ich mit zusammengebissenen Zähnen. “Und du weißt das!” “Tot?”, wiederholte er gedehnt, einen spöttischen Zug um die Lippen. “Tatsächlich? Ach jaaaa, stimmt. Mhm. Oh, warte mal, dann muss es ja doch ich gewesen sein!” “Wer’s glaubt.”, gab ich eisig zurück.
Ich brauchte ihn nicht. Nicht mehr.
Ich liebte ihn nicht. Nicht mehr.
“Sieh mich an. Sieh mich an, Albus. Sieh. Mich. An. Hast du überhaupt den Hauch einer Ahnung, was ich alles für dich gegeben habe? Nein, hast du nicht! Du kennst die Macht meiner mentalen Stärke. Und wofür habe ich sie gerade benutzt? Um den Blutpakt von dir zu lösen, weil er dich sonst gebrochen hätte! Ist dir auch nur ein bisschen klar, wie viel ich nicht tue, von dem, was ich eigentlich tun müsste? Nein, ist es nicht! Dunkelheit ist mein Licht, daran wird sich niemals etwas ändern. Aber ich kann auch anders, wenn ich will. Nur will ich nicht. Du bist mir um Welten unterlegen. Das weißt du ganz genau. Es reicht. Ich habe vieles für dich nicht getan, habe vieles für dich sein lassen. Aber damit ist jetzt Schluss. Es wird Blut fließen. Sei sicher, Dumbledore”, seine Stimme wurde zu einem kalten Flüstern "ich werde dieses Land mit Blut tränken. Bis nichts mehr zu sehen ist außer… rot.” Ein wahnsinniges Lächeln legte sich auf sein Gesicht, ein irres Glitzern trat in seine Augen. “Du hattest deine Gelegenheit, es zu verhindern.”, setzte er hinzu. Mit diesen Worten disapparierte er.
Ich werde dieses Land mit Blut tränken.
Du hattest deine Gelegenheit, es zu verhindern.
“Ich weiß, was du im Dunkeln getan hast und tun wirst, Grindelwald. Und ich werde dich aufhalten. Selbst wenn es das Letzte ist, was ich tue.”, flüsterte ich und gab damit der ganzen Zaubererwelt ein Versprechen.
Ich würde es halten.
Ich brauchte ihn nicht. Nicht mehr.
Ich liebte ihn nicht. Nicht mehr.

Drei Tage später…

Blut spritzte an die strahlendweißen Wände des Zaubereiministeriums, als die fünfhundert Zauberstäbe von Gellerts Anhängern herniederfuhren. Zwanzig Auroren brachen tot zusammen.
Vor einer Stunde hatte der ‘wunderbare, höchst kompetente Minister für magische Strafverfolgung’ mir einen (weiteren) Brief zukommen lassen, in dem stand, dass ich sofort herzukommen und an der Seite des Ministeriums zu kämpfen hatte - sonst würde er mich nach Askaban sperren. Wow, seine Empathie wurde immer besser.
Nun stand ich jedenfalls mit einhundertfünfzig Auroren neben mir Gellert und seinen Anhängern gegenüber. Ganz ehrlich, es sah alles andere als gut aus. Das wurde mir in der Sekunde klar, als die Duelle begannen. Blitze flogen durch die Luft, brannten knisternde Löcher in die Mauern. Risse zogen sich durch den Boden. Und Gellerts Anhänger drängten sowohl die Auroren, als auch mich, stetig zurück. Wir waren gezwungen, in den hinteren Teil der Versammlungshalle zurückzuweichen. Auf einmal drehte sich der Auror links von mir zu seinen Kollegen um, setzte zu sprechen an und- war tot. In einer Lache aus Blut blieb er liegen. Entsetzt riss ich die Augen auf, stieß einen Anhänger weg und verschaffte mir einen kurzen Überblick der Lage. Blut. Überall Blut. Wie scharlachrotes Wasser stand es in Seen und Pfützen auf dem weißen Marmorboden des britischen Ministeriums für Zauberei. Egal. Mit einem energischen Kopfschütteln riss ich mich zusammen und knöpfte mir einen Anhänger vor, der plötzlich vor mir auftauchte. Von der Spitze seines Zauberstabs tropfte Blut, auch über seine linke Wange zog sich eine blutige Spur. Schauderhaft! Blitzschnell warf ich ihm einige Stupor-Flüche über, die er allesamt abwehrte. Merlin, verfluche ihn! Leider schaffte dieser Anhänger es, alle meine Flüche abzuwehren. Schließlich wusste ich nur noch einen Fluch. Er war mir zuwider und eigentlich hatte ich mir geschworen, ihn nie zu verwenden, aber… es musste sein. “Avada Kedavra!”, rief ich. Überraschung blitzte in den blutgierigen Augen von Gellerts Anhänger auf, dann brach er zusammen, wobei erneut Blut an die inzwischen eher roten Wände spritzte. Igitt. Wie konnte jemand nur Freude an solch einem Blut-Vergießen haben?!
“Protego Diabolica!”
Nein! Blau-weißes Feuer loderte auf, zog einen Kreis um Gellerts Anhänger, drängte die Auroren und mich zurück. Und wer, wer stand da mit eisigem Lächeln in der Mitte der Flammen? Richtig.
Gellert Grindelwald.
“Wirkt Finite!”, Travers klang jetzt panisch. “Das kannst du vergessen, Minister für magische Strafverfolgung. Es wird dir überhaupt nichts bringen. Hast du vom letzten Mal nichts mitgenommen und gelernt? Natürlich nicht. Inkompetent und unfähig wie immer. Ich bin der Meinung, es ist Zeit für frisches Blut. Verstehst du wie ich das meine? Solltest du.” Kaum, dass er zu Ende gesprochen hätte, verschwand das Feuer in einem (zugegeben wunderschönen) blau-weißen Funkenregen. “Ich fordere dich zum Duell heraus, Travers, Leiter der Abteilung für magische Strafverfolgung. Ich fordere dich zum Duell auf Leben und Tod heraus. Gewinnst du, bin ich tot. Gewinne ich, stirbst du.” Für einen Moment herrschte Stille, die Gellert nutzte, um aus der Masse seiner Anhänger herauszutreten und einen Meter von Travers entfernt stehen zu bleiben. Die Auroren sahen ihn entsetzt und hasserfüllt zugleich an, ich war einfach nur schockiert. “So soll es sein, Gellert Grindelwald, größter Schwarzmagier seit vier Jahrhunderten.”, antwortete Travers nun.
Nein.
Doch.
Mit erhobenen Zauberstäben stellten sich die beiden auf. Das Duell.

Only once more || Grindeldore FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt