77. Kapitel (Albus): Fyrtharn

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Die Zeit verging.
Aus Tagen wurden Wochen.
Aus Wochen wurden Monate.
Und wir verschanzten uns noch immer in Nurmengard und rechneten jeden Tag mit einem neuen Angriff der Dämonen.
Inzwischen war das Jahr 1939 vorüber, wir hatten jetzt Februar 1940. Ende Februar, um genau zu sein.
"Ich fass es nicht!", wütend riss Melissa sich ein Haar aus, das ihr seit zehn Minuten hartnäckig in die Augen fiel. "Was denn? Dass deine Haare so stur sind?", Gellert grinste.
Ja, ja.
Die beiden konnten noch Witze machen.
Ich nicht.
Dieses Gefühl der ständigen Alarmbereitschaft zerriss mich, hinterließ klaffende Stellen der Leere in mir.
"Du hast es erfasst!", rief Melissa nun. "Natürlich.", erwiderte Gellert selbstsicher. Sie grinsten sich an. Ich biss mir auf die Lippe und sah in die Tiefe, wo die Flanken des Berges steil nach unten abfielen und die untergehende Sonne rot-orangenes Licht an den grauen Stein malte.
"Es gibt nichts auf dieser Welt, was ich nicht sofort erfassen würde.", fuhr Gellert nun fort. "Ach ja?", fragte ich, ohne den Blick zu heben. "Deswegen hat Coral Everdal es auch vor mehr als einem halben Jahr geschafft, die Dämonen hierher zu schicken? Weil du alles sofort erfasst und verstehst?"
Als ich geendet hatte, spürte ich regelrecht, wie er mich ansah. "Na ja, du hast Recht.", gab er dann zu. “Das habe ich da tatsächlich nicht kommen sehen und auch nicht im Vorfeld verstanden. Was ich gerade gesagt habe, war ja auch nicht ernst gemeint." "Ach-so.", antwortete ich langsam, als wäre damit nun alles geklärt. Nachdem ich kurz gewartet hatte, und mir sicher war, dass er seinen Blick wieder abgewandt hatte, hob ich den Kopf.
Gellert und Melissa standen nebeneinander, ich mit etwas Abstand daneben. Er sah ausdruckslos zum Horizont, wo Berge und Himmel sich trafen. Melissa blickte auf die Steine vor sich und zwirbelte gedankenverloren an einer Strähne. Der Elderstab lag neben Gellert auf der Mauer. Für einen Moment durchzuckte mich der Gedanke, wie leicht er runterfallen und an den Bergen unter uns zersplittern konnte.
"Ein halbes Jahr.", sagte ich leise. "Ein halbes Jahr! Wir lange wollen wir das noch durchhalten?"
Ohne den Blick von der Ferne zu lösen erwiderte Gellert: "Solange wie nötig."
"Und woher wollen wir wissen, wie lange das noch dauert?! Coral Everdal kann morgen ihre Dämonenarmee losschicken. Oder auch erst in fünf Monaten. Oder noch später! Das ist doch... Das ist doch Wahnsinn! Wir können nicht auf unbestimmte Zeit hier stehen und nichts tun!", protestierte ich. Gellert schnaubte verächtlich. "Was denn sonst? Ich verspüre jedenfalls nicht den Drang, ins Ministerium zu apparieren und Coral Everdal herauszufordern, uns ihre Dämonen zu schicken. Wenn du das tun willst - bitte, tue es, ich halte dich nicht auf."
Ich sah ihn von der Seite an. Die untergehende Sonne zeichnete warmes Licht auf seine Gesichtszüge. Durch die Tatsache, dass er mich nicht ansah, sah ich nur sein klares, stolzes Profil. "Ich hab ganz sicher nicht vor, Coral Everdal auf irgendeine Art und Weise herauszufordern. Ich bin doch nicht lebensmüde!", stellte ich klar. "Gut. Dann wäre das schonmal geklärt. Wir warten, Albus. Bis irgendwas passiert.", seine Worte waren ruhig und bestimmt. Widerspruch zwecklos. Also sagte ich nichts. "Irena hat nunmal das Ziel, uns aus Nurmengard rauszulocken.", warf Melissa ein. "Ja, schon klar. Aber warum denn? Sie weiß doch, wo's liegt!", ich seufzte. "Tut sie.", Melissa stieß den Atem aus. "Aber sie kommt nicht rein. Also will sie uns draußen wissen."
"Korrekt.", pflichtete Gellert ihr bei. "Super. Das heißt, wir müssen tun, was die Menschen im Mittelalter getan haben, wenn ihre Burgen belagert wurden: Sichere Ecke suchen, Augen zu und warten. Stimmt's?", ich zog die Augenbrauen hoch, immer noch ohne jemand bestimmtes anzusehen.
"So sieht es aus. Nur dass wir in unserem Fall ganz Nurmengard als unsere 'sichere Ecke' betrachten können.", gab Gellert zurück, die Augen immer noch in die Ferne gerichtet. "Aber wie sicher ist diese 'Ecke'?", antwortete ich. "Eine sicherere wirst du nirgendwo auf der Welt finden.", Gellert strich sich mit einer Hand seine helle Strähne zurück. Seine Stimme war ruhig, gelassen. Ohne jede Spur von Gereiztheit. "Stimmt.", ich musste ihm Recht geben. Denn Hogwarts war definitiv unsicherer. Schließlich kam das Ministerium nach Hogwarts, weil sie in der Lage waren, die Schutzzauber zu umhehen. Hingegen hier, bei Nurmengard, konnten sie das nicht. Zu unserem Glück. Und doch wünschte ich mir fast, Coral Everdal würde endlich ihre Dämonen schicken und dieser elenden Warterei ein Ende bereiten. Lieber sterben, als noch drei Jahre tatenlos in Nurmengard herumzustehen. Aber tja. Es lag nicht in meiner Macht. Und Gellert lag schon richtig, wenn er sagte, dass niemand Coral Everdal herausfordern musste, beziehungsweise sollte, ihre Dämonen zu schicken. "Aber dieses Warten!", ich sah ihn an. "Wie kann dich das nicht verrückt machen?!" Darauf wandte Gellert mir seine zweifarbigen Augen zu. "Wenn ich von sechs Monaten warten verrückt werden würde, müsste ich schon längst verrückt sein. Was glaubst du, wie lange ich warten musste, bis die ersten mehr in mir zu sehen begannen, als den verrückten Jungen, der den Elderstab geklaut hatte? Es war nicht einfach, meine ersten Anhänger zu gewinnen, Albus. Das bedurfte mich eines großen Zeitaufwandes und noch mehr Geduld. Länger als ein halbes Jahr. Viel länger. Zweieinhalb Jahre." "Damals hast du aber nicht an einem Ort festgessen wie in einer Quarantäne!", sagte ich. Er blickte mich an, seine Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. "Woher willst du wissen, was ich damals getan oder nicht getan habe und was ich damals hatte oder nicht hatte? Ich hatte nichts und niemanden. Den Elderstab, ja. Aber das war es. Und du glaubst ja hoffentlich nicht im Ernst, dass ich bis ich Nurmengard 1907 erbaute, undercover bei Bathilda gewohnt habe? Nein. Ich bin nie wieder nach Godric's Hollow zurückgekehrt und habe das, ehrlich gesagt, auch nicht vor. Ich musste damals darauf bauen, dass jene, die mich bewunderten mir ein Versteck gaben. Sicher kannst du dir vorstellen, dass mir das nicht gefiel. Denn du weißt, wie sehr ich meine Freiheit und meine Unabhängigkeit liebe. Damals wie heute."
"Gerade", gab ich zur Antwort und legte den Kopf schräg "sind wir aber alles außer frei und unabhängig." "Das stimmt.", pflichtete er mir bei. "Allerdings dieses Mal aus anderen Gründen als ich damals. Schließlich bist du vor dem Ministerium auf der Flucht, das aus irgendwelchen, keinem vernünftigen Mensch verständlichen, Gründen beschlossen hat, dich umzubringen. Ich war damals gezwungen, mich zu verstecken, weil ich Verbrechen begangen habe." Auch wieder wahr. Ich seufzte. "Dieses Nichtstun, Gellert. Es macht mich verrückt. Wir können nichts tun, außer warten." "Das macht jeden von uns verrückt, Albus.", sagte Melissa. "Jeden. Aber ich hab nicht vor, deswegen durchzudrehen. Weil dann würde ich Irena einen Gefallen tun und das will ich todsicher nicht." "Zusammenfassend", ergänzte Gellert "lässt sich also sagen, Liebling, dass wir alle uns an die Vernunft klammern, weil wir nicht im geringsten motiviert sind, Coral Everdal in irgendeiner Art und Weise zu erfreuen." Die Art, wie er das sagte, war mal wieder so typisch für ihn. "Ja, sind wir nicht.", ich musste ihm zustimmen. "Siehst du.", er blinzelte, sah mich an, sein Blick wurde weicher. "Es ist nicht einfach, Al, ich weiß. Aber hör zu. Hör mir zu, Al: Coral Everdal tut momentan das, was sie nach finstere Pläne schmieden am besten kann. Nämlich nichts. Sie spannt uns auf die Folter und strapaziert unsere Nerven, in der Hoffnung, dass wir das nicht aushalten. Aber wir werden das tun. Ich denke, wenn wir noch ungefähr sechs Monate durchhalten, wird auch Coral Everdal genug haben und ihre Dämonen schicken. Denn sie tut nur so, als wäre ihr die Tatsache, dass sie uns warten lässt, egal. In Wahrheit ist sie wahrscheinlich genauso unter Anspannung wie wir." Blinzelnd schlug ich die Augen nieder und schluckte. "Hast du es gesehen? Hat das Zweite Gesicht -?", ich brachte die Frage nicht zu Ende. "Nein.", er schüttelte den Kopf. "Das Zweite Gesicht hüllt sich in Schweigen. Ich hatte im letzten Jahr ungewöhnlich viele Visionen und ich denke, jetzt ist Ruhe angesagt, was das betrifft. Für den Fall, dass sich etwas Großes anbahnt, wird das Zweite Gesicht mir gewiss eine Vision schicken. Doch solange das nicht der Fall ist, wird es weiter schweigen.", er zuckte die Schultern, blinzelte und richtete den Blick seiner zweifarbigen Augen auf Nurmengards Turm.
Seine Gesichtszüge erstarrten zu Eis, doch seine Stimme war gelassen als er sprach. "Oh."
"Was?", fragte Melissa, ich sah, wie sie ihren Zauberstab zog. Irgendeinem Reflex folgend, tat ich es ihr nach. "Ich denke...", Gellerts linke Augenbraue wanderte in die Höhe "ich habe Coral Everdals Geduld ein bisschen... überschätzt." Ohne die Augen vom Himmel über Nurmengard abzuwenden, schloss er die Finger um den Elderstab. Ich wagte es endlich, seinem Blick zu folgen.
Und erschrak.
Der Himmel war nicht blau.
Er war gelb.
Unendlich langsam wanderte Gellerts Blick vom Himmel zum Boden.
Ja, es waren Dämonen.
Und wie viele.
Es mussten mindestens... Keine Ahnung.
"Wie viele sind das bitte?", hauchte ich erschrocken. Gellert sah mich an, als hätte er Schmerzen. "Mein Gespür meldet mir vierzig Stück. Vermutlich hat Coral Everdal wirklich einen guten Teil von Askaban leergefegt, um an die Menschenopfer zu kommen, die sie für diese Masse von Dämonen braucht." "Anderes Thema", Melissa biss sich so fest auf die Lippe, dass es blutete "nur mal so nebenbei: Wie sollen wir so viele Dämonen besiegen?" Da war ich überfragt. Melissa und ich sahen zu Gellert. Der zögerte, seine Augen wanderten zu den Narben auf seinem rechten Arm. Oh nein. Ich erinnerte mich noch an sein Blut auf den Steinen, als wäre es gestern gewesen. "Indem wir ihnen geben, was sie wollen.", sagte er leise. "Und das wäre?", meine Stimme bebte. Mit erhobenem Kopf musterte er mich, die Augen leicht geschlossen. "Unser Blut.", antwortete er kalt. Erschrocken starrte ich ihn an. "Nein! Nicht nochmal!" 
Ein seltsames Lächeln, das mehr ein Verzerren seiner Lippen war, begleitete seine Antwort: "Doch." Damit zog er sich den Elderstab über den rechten Arm, über die gleiche Stelle wie ein halbes Jahr zuvor. Wenigstens war es keine Arterie. Noch nicht.
Vor Schmerz sog er den Atem ein und biss die Zähne zusammen. Blut tropfte von seiner Hand und der Spitze des Elderstabes auf den Boden.
Die Dämonen rückten vor. Gellert warf ihnen einen langen, nachdenklichen Blick zu. Dann ließ er den Elderstab schnippen.
Ein Beben lief durch die Luft.
Nurmengards Schutzzauber waren fort.
Weil er sie aufgelöst hatte.
"Bist du verrückt?", fragte ich. "Nein. Sollen sie doch kommen.", erwiderte er, seine Augen hatten etwas seltsam Starres. Hinter den Dämonen sah ich plötzlich... Auroren. Zwanzig Stück. Inklusive Coral Everdal.
Melissas scharfes Einatmen riss mich aus meiner Starre. Als ich mich zu ihr unwandte, stand sie da, Blut rann an ihrem linken Handgelenk hinab, zu Boden. Also gut. Ich biss die Zähne zusammen. Auch mein Blut musste nun dran glauben und fließen. Nach kurzem Zögern verpasste ich mir auf der Außenseite meines Arms einen Schnitt. Mein Blut lief an meiner Hand hinab, tropfte hinab, zum Boden, vermischte sich dort mit Gellerts Blut.
Für einen Moment vergaß ich, warum wir das taten. 
Für einen Moment sahen wir uns an.
Für einen Moment lächelte er.
Ein Dämon in der ersten Reihe fuhr sich mit der Zunge über die scharfen Zähne.
Kurz verharrten sie noch.
Dann konnten sich drei der vierzig Dämonen nicht mehr halten und stürmten vor. Doch kurz, bevor sie mit schwarzer Magie den Höhenunterschied zwischen der nächsten Bergflanke und Nurmengards Vorhof überbrücken konnten, loderte eine Wand aus blau-weißen Flammen diekt vor ihnen in die Höhe. Protego Diabolica. Und Gellert stand da, den Elderstab erhoben, den Blick allein auf das Dämonfeuer gerichtet. Die Flammen formten sich nun zu Drachen. Drei riesige Drachen, die drohend die Flügel halb ausbreiteten und fauchten. Die drei Dämonen knurrten und fletschten unwillig die Zähne, wagten sich aber nicht weiter vor. Ich sah kurz zu den Auroren und Coral Everdal, die sich weiterhin im Hintergrund hielten. "Warum tun sie nichts?", murmelte ich, eher zu mir selbst. "Weil sie sich auf die Dämonen verlassen.", sagte Gellert leise, den Elderstab immer noch erhoben. Er trat an unter den Torbogen, ganz an den Rand des Vorhofs von Nurmengard und damit an den Rand der Klippe, auf der Nurmengard stand. "Du bekommst uns nicht, Everdal! Niemals!", seine Stimme hallte klar von den Tälern der Alpen wieder, verlor sich in unendlichen Echos. Das gab ihm irgendwie ein übernatürliches Flair. "Ach ja, Grindelwald?", Coral Everdal klang wesentlich unkontrollierter, schriller und weniger übernatürlich als Gellert. "Und warum? Was hält uns davon ab, da hoch zu apparieren?"
Darauf warf Gellert den Kopf zurück und begann so wahnsinnig zu lachen, wie ich es seit einem Jahr nicht mehr gehört hatte. "Was euch abhält? Oh, vieles! Unter anderem das hier."
Die Schatten erschienen hinter uns. Dunkelgrau, doppelt so groß wie die Dämonen, wesentlich massiger, wenn auch mit den gleichen roten Augen. Die Schatten fletschten die Zähne und knurrten, dass der Boden zitterte. Bevor ich mich versah, sprang der eine Schatten mit einem Satz vor die drei bisher wagemutigsten Dämonen und unterstützte so das Dämonfeuer. Es waren zwar nur zwölf Schatten gegen vierzig Dämonen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass sie mit eine ihrer riesigen Pranken jeweils einen Dämon durch die Luft schleudern konnte.
Selbst auf die Entfernung konnte ich sehen, wie Coral Everdal und ihre Auroren zurückschreckten. Vor allem dann, als die restlichen Schatten dem Beispiel des ersten folgten. "Sooo.", Gellert lehnte sich an den Torbogen. "Was nun, Everdal?" Zur Antwort bleckten sämtliche Dämonen die Zähne und rückten vor. Oh-oh.
Die Dämonen teilten sich auf, ein Teil stürzte sich auf die Schatten, ein anderer schlängelte sich durch 'Protego Diabolica', überwand den Höhenunterschied und im nächsten Moment kauerten mindestens zehn Dämonen in Angriffsstellung in Nurmengards Innenhof. Den Elderstab wie ein Schwert erhoben wirbelte Gellert herum und schlitzte dem Dämon, der mir am nächsten war, die Kehle auf. In Rauchwirbeln verschwand das Wesen.

Damit war der Start gefallen.
Unten setzte Jaulen und Knurren ein, als die restlichen Dämonen und die Schatten sich ineinander verkrallten, dazu mischte sich das Wispern und Fauchen der Flammen.
Auch hier oben war die Hölle los. Melissa schwang ihren Zaubertstab wie eine Irre, Gellert durchbohrte gerade einen Dämon vor ihm mit Stahlspitzen, die er aus dem Nichts heraufbeschworen hatte und ich verschnürte einen Dämon äußerst sorgfältig. Das hatte ich schonmal getan und die Technik hatte gut funktioniert.
Ich zuckte zusammen, als plötzlich Eisstacheln vom Himmel regneten und sich einem Dämon, der plötzlich neben mir stand, in den Rücken bohrten. Blau-silbernes Blut spritzte auf den Boden. "Oha. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es klappt.", Gellert zog eine Augenbraue hoch und schenkte mir ein leichtes Grinsen, das ich erwiderte. Dann gab ich dem Dämon, den ich zuvor gefesselt hatte, den Rest. Zufrieden sah ich zu, wie seine Gestalt sich auflöste. Jetzt wehrte ich einen Dämon ab, der seine Klauen nach mir ausstreckte und zielte mit 'Diffindo' nach ihm. Währenddessen riskierte ich einen kurzen Blick nach unten, wo sich 'Protego Diabolica' und die Schatten Seite an Seite mit den Dämonen duellierten. Einige der Dämonen lösten sich gerade auf, die Schatten sahen ein bisschen zerrupft aus, einige bluteten aus zahlreichen, kleinen Wunden. Das schien sie allerdings nicht groß zu stören. 
Ich fokussierte mich wieder auf den Dämon vor mir und bewarf ihn kurzentschlossen mit einigen Messern, die ich rasch hergezaubert hatte.
Er löste sich auf.
Gerade, als ich mich dem nächsten Dämon zuwenden wollte, erstarrte die Welt.
Wegen einer einzigen Stimme.
"Fyrtharn, nyvon myran."
Gellerts Flüstern brachte die Zeit zum Stocken.
Ich konnte gar nicht anders, als mich zu ihm umzudrehen und ihn anzustarren.
Nicht nur ich.
Melissa stand da wie eingefroren, aber sie hatte Gellert genauso den Blick zugewandt wie ich.
Aber auch die Dämonen erstarrten und blickten Gellert an, die roten Augen aufgerissen.
Melissa.
Die Dämonen.
Die Schatten.
Die Drachen aus 'Protego Diabolica'.
Ich.
Selbst die Auroren.
Selbst Coral Everdal.
"Fyrtharn, nyvon myran.", Gellert wiederholte seine Worte. Und obwohl ich eigentlich kein Wort von dem verstand, was er da sagte - schließlich war es Runensprache - wusste ich es plötzlich.
'Fyrtharn, nyvon myran.'
Fyrtharn, höre mich.
"Fyrtharn, vjenem therrem vynthyr.", fuhr Gellert fort. Die Stimme genauso leise, genauso eindringlich wie zuvor.
Fyrtharn, Gott des Todes.
"Fyrtharn, vjenem therrem vynthyr, nyvon myran."
Fyrtharn, Gott des Todes, höre mich.
Mich schüttelte es.
Die Zeit schien stillzustehen, ich war mir überdeutlich jedem einzelnen Schlag meines Herzens bewusst.
Stille.
Sogar der Wind schwieg.
Totenstille.
Nicht ein Laut war zu hören, Coral Everdal war vermutlich genauso erstarrt wie wir alle.
Ohrenbetäubende Stille.
Auch die Dämonen konnten sich immer noch nicht rühren.
Gellert lächelte. "Synthris therrem vynthyr."
Die Stille des Todes.
Im gleichen Moment, in dem er seinen Satz beendet hatte, erbebte der Boden.
Einmal.
Zweimal.
Dreimal.
Dann zog sich ein Riss durch die Steine in Nurmengards Vorhof. Durch jene Steine in der Mitte.
Die Starre verflog.
Blitzartig zogen Melissa und ich uns an den Rand des Vorhofs zurück während Gellert in die Mitte trat. Alle Dämonen, die hier waren und noch lebten (anscheinend waren einige nachgerückt) pressten sich ängstlich in eine Ecke. Die Schatten und 'Protego Diabolica' kreisten die Auroren und Coral Everdal ein, die immer noch wie festgewachsen verharrten.
Der Riss wurde größer, verzweigte sich.
Im nächsten Moment brach er auf.
Aus dem Riss kam etwas.
Etwas?
Nein.
Fyrtharn.
Ich stutzte.
Das sollte der Gott des Todes sein?
Es war ein Wolf. Mit grauem Fell, weißem Nackenfell und weißen Pfoten. Seine Vorderbeine waren an der einen Seite blau, genau wie seine Hinterbeine. Seine Stirn zierte ein Saphir.
"Velir myran Fyrtharn, vjenem therrem vynthyr. Jyma daryn freynja, eldarí therrem vynthyr?"
Ich bin Fyrtharn Gott des Todes. Warum riefest du, Meister des Todes?
Im gleichen Moment spürte ich, wie irgendjemand hinter mich trat und mir eine Klinge an den Hals presste. Gellert stieß einen seltsamen Laut aus, eine Mischung aus entsetztem Keuchen und ersticktem Stöhnen. Seine zweifarbigen Augen ruhten starr auf mir - oder viel mehr auf der Person, die hinter mir stand. Melissa hob die Augenbrauen und Fyrtharn fletschte die schneeweißen Zähne. Nun benetzte Gellert seine Lippen, schien immer noch nach Worten zu suchen, zögerte. Doch jetzt sagte er, die Stimme rau und so heiser, als hätte er seit Jahren kein Wort mehr gesagt: “Lass ihn gehen. Du hasst mich. Nicht ihn. Lass. Ihn. Gehen. Naryc.”
Sekunde, bitte was?!

Only once more || Grindeldore FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt