Es war ein großes Risiko, ein großes Wagnis, das zu tun, was ich hier gerade tat. Vor allem in Anbetracht dessen, dass der Fluch dies als eine wunderbare Gelegenheit sehen würde. Aber egal. Schließlich war das, was ich herausfinden wollte, von großer Wichtigkeit. Sehr groß. Der Rest des Walls, den ich um meine Visionen errichtet hatte, erzitterte. Nein. Sofort zweigte ich einen Hauch meiner mentalen Stärke ab und ließ sie in die Risse fließen. Gut. Vorerst hatte ich den Fluch ein weiteres Mal aufgehalten. Dann konnte ich mich jetzt endlich auf das Wichtige konzentrieren. Mit all der Macht, die meine mentale Stärke hatte, stieß ich sie tiefer in die Erinnerung von Albus’ Bruder, ließ sie auseinanderfließen, in mein Gespür übergehen, sandte das Signalwort an die Ränder meiner mentalen Stärke: Ariana. Ha! Innerhalb von Sekunden füllte sich die Schwärze vor mir mit Bildern. Behutsam ließ ich mein Gespür über die Erinnerungen streichen, wartete, bis es mir jenen Hass meldete, den ich am Tag des Drei-Wege-Duells in seinen Augen gesehen hatte. Da. Hochkonzentriert schlang ich eine Spur meiner mentalen Stärke, in Kombination mit meinem Gespür, um diese Erinnerung. Jetzt musste ich ganz, ganz vorsichtig sein. Denn sonst würde er bemerken, dass ich da war. Genauso behutsam wie zuvor trennte ich den letzten Rest meines Bewusstseins von der Realität ab und ließ nun nach und nach die Hälfte meiner mentalen Energie sich um die Erinnerung weben. Den anderen Teil jedoch behielt ich zurück, warf ihn schützend vor den Wall, der schon gefährlich instabil aussah. So viele Risse. Egal. Davon durfte ich mich jetzt nicht ablenken lassen. Der Fluch, beschloss ich, war für den Moment Nebensache. Weiterhin mit sehr viel Vorsicht drang ich weiter zu der Erinnerung vor, suchte den Moment, da er den Todesfluch gegen mich verwenden wollte, Albus’ Expelliarmus ihn zurückwarf und statt meiner Ariana getroffen wurde. Ah ja. Hier. Kaum, dass ich mir den Abschnitt besah, durchfuhr mich eine eisige Kälte, zusammen mit einer schockierenden Erkenntnis: Er wusste es.
Okay. Das änderte einiges.
Jetzt noch vorsichtiger als zuvor, zog ich meine Gedanken und auch mentale Stärke zurück, trennte mein Gespür von ihr.
Knack.
Erschrocken richtete ich meine Aufmerksamkeit auf den Wall. Oh nein. Das war… nicht gut. Gar nicht gut, was ich da sah, Der Wall schimmerte immer noch leicht blau und frostig, aber er war von einem ganzen Netz an weiß leuchtenden Rissen durchzogen, das Flüstern meiner Visionen war fast unerträglich. Hier, soviel war klar, würde mir keine mentale Stärke der Welt mehr etwas bringen. Nichts wie weg hier, damit ich Albus noch die entscheidende Erkenntnis überbringen konnte, bevor der Fluch seine Wirkung komplett entfaltete. Blitzartig riss ich mich aus meinem Bewusstsein, blinzelte mehrmals. Mit einem tiefen Atemzug sah ich zu Albus. In seinen blauen Augen spiegelte sich die Angst. “Und?”, fragte er leise. Ich biss mir auf die Lippe, ein Hauch einer meiner Visionen schlich sich vor mein inneres Auge, überlagerte fast die Realität. Nein. Noch nicht. “Er weiß es.”, antwortete ich. “Was?! Er weiß es? Aber… warum hat er nichts gesagt??” Es war wirklich nicht einfach, sich auf die Wirklichkeit zu konzentrieren, wenn im Hintergrund der Wall immer brüchiger wurde. “Das weiß ich nicht. Fest steht, dass er weiß, dass sein Todesfluch Ariana umgebracht hat.”, ich blinzelte heftig, verscheuchte so eine weitere Vision. “Hat es deinen Wall geschwächt?”, seine Frage überraschte mich. “Geschwächt?”, wiederholte ich und lachte auf. “Nein. Mein ach-so-toller Wall ist mehr ein Netz aus Rissen als alles andere. Es ist kein Wall mehr, und ich schätze, dass er in den nächsten Minuten zerbrechen wird.” Voller Schreck starrte er mich an. “Nein! Warum? Ich dachte…” “Du dachtest, die Liebe der deinen wäre stark genug? Nun, das dachte ich auch. Aber”, ich strich mir müde meine helle Strähne zurück “offensichtlich wirkt es nicht. Es könnte natürlich daran liegen, dass der Fluch, je älter er wird, immer mehr an Stärke zunimmt. Und wenn er schon in einem solch fortgeschrittenen Stadium ist, wie bei mir, hilft vermutlich keine Liebe auf dieser Welt mehr etwas dagegen. Weil es jetzt zu spät ist. Ich nehme an, dass ich dir früher davon hätte erzählen sollen.” “Vielleicht hättest du. Aber wie? Offiziell sind wir schließlich weiterhin Feinde.”, er schüttelte den Kopf. Darauf brachte ich ein Grinsen zustande. “Stimmt. Du hättest mir wahrscheinlich doch nicht zugehört und wenn doch, hättest du es mir todsicher nicht geglaubt. Oder?” Auf meine Frage hin grinste Albus ebenfalls schwach. “Vermutlich hätte ich das nicht, da hast du Recht.” “Siehst du.”, ich zuckte die Schultern. “Vielleicht war es einfach vorherbestimmt das der Fluch des Zweiten Gesichts nach zweihundert Jahren nochmal ein Opfer fordert.” “Gellert!”, rief er erschrocken aus. “Hör auf, so zu reden! Das hört sich ja an, als würden deine Visionen gleich…?!” “Werden sie auch.”, erwiderte ich gelassen und schloss die Augen, als ein weiteres Beben durch den Wall lief und er begann, in sich zusammenzustürzen. “Nein! Bitte-”, seine Worte verblassten in dem Moment, da der Wall verschwand und der Fluch meine Visionen in mein Bewusstsein stürzen ließ. Die Realität verschwand im Nichts.Donner erschütterte die Luft, ein grellweißer Blitz zuckte über den Himmel. Ich blieb stehen und wandte mich zu Albus um. Er war genauso klatschnass wie ich. “Also einen Wetterumschwung kannst du nicht spüren, ja?”, er blieb vor mir stehen. “Nein. Ich kann Menschen und ihre Emotionen spüren, aber das Wetter nicht, tut mir leid.”, ich grinste leicht und strich mir eine nasse Strähne zurück. “Mhm. Wer von uns hatte noch gleich die Idee, hier nach dem Tarnumhang zu suchen?”, fuhr er fort, aber das Blitzen in seinen Augen sagte mir, dass er nicht böse auf mich war. “Lass mich überlegen…”, ich setzte mich wieder in Bewegung und tat, als müsste ich nachdenken. “Warst nicht du das?” “Ich?”, er schnappte empört nach Luft. “Nein. Wer von uns beiden hat den die dreihundert Bücher über die Heiligtümer des Todes? Wohl eher du.” Da hatte er allerdings Recht. “Dreihundertfünf Bücher, Al. Dreihundertfünf. Und ja, ist ja schon gut, ich gebe es zu: Es war meine Idee. So. Bist du jetzt zufrieden?”, grinsend schüttelte ich den Kopf. “Nein.”, erklang seine Antwort hinter mir. “Erst, wenn du mir versprichst, dass sowas nie wieder passiert.” Ich lachte. “Ach ja? Was, wenn ich es nicht tue?” “Dann… Dann… Dann… bin ich schwer enttäuscht. Bist du dir eigentlich sicher, dass das hier der schnellste Weg aus dem Wald ist?” “Bin ich. Glaub mir, ich habe sämtliche Landkarten dieser Gegend auswendig gelernt.”, gab ich gelassen zurück, warf einen Blick zu ihm nach hinten und grinste schelmisch. “Hast du. Soso.”, murmelte er. “Soll mich das beruhigen?” “Ja.”, erwiderte ich gut gelaunt. Er seufzte. “Wie kannst du nur so gut gelaunt sein, Gellert?” “Ich mag Gewitter.”, antwortete ich leise und blieb stehen, starrte zwischen den Baumkronen hinauf zu den finsteren Wolken, die durch den ein oder anderen Blitz immer wieder in ein geisterhaftes Licht getaucht wurden. Weiß und flackernd. “Tust du?”, flüsterte er und verharrte an meiner Seite. “Das tue ich.”, ich legte den Arm um ihn, Albus lehnte den Kopf an meine Schulter. Für einige Sekunden rührten wir uns nicht, dann wandte ich ihm den Kopf zu. Im gleichen Moment, in dem unsere Lippen sich berührten und vereinten, erzitterte der Boden, erschüttert von einem gewaltigen Donner.
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Only once more || Grindeldore FF
FanficDON'T LIKE IT, DON'T READ IT! GrindelwaldxDumbledore FanFiction | Deutsch | German NOCH NICHT ÜBERARBEITET... (Enthält Blut, Tod, Gewalt und eindeutig angedeutete sexuelle Handlungen.) ~"Ich habe vierzig verdammte Jahre auf dich gewartet! Nenn mir e...