12. Kapitel (Gellert): Kalt wie Eis

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Albus’ Augen weiteten sich, er starrte mich erschrocken an. “Du hast… gelogen?”, seine Stimme bebte. Ich lächelte eisig. “Aber natürlich. Schließlich ist es dumm, anderen zu vertrauen. Und dumm bin ich ganz sicher nicht. Es wäre eine absolut törichte Tat, einer anderen Person zu vertrauen. Darum tue ich es nicht. Tat es nie.”
“Aber… ich… ich dachte du… du… hättest mich… geliebt!”
“Ohh, das dachten viele. Jenneth auch.”, antwortete ich kalt.
Blankes Entsetzen trat in seinen Blick. “WAS?! Das… Das ist jetzt nicht… dein Ernst! Gellert! Willst du mir gerade ernsthaft erzählen, dass du mir nur etwas vorgespielt hast?!” “Wahrheit geht vor.”, ich schenkte ihm ein Lächeln kälter als Eis.
“Nicht dein Ernst?”, stieß er hervor. “Du hast wirklich nur… nur so getan, als würdest du mich lieben?” Nein, hatte ich nicht. Flehend blickte er mich an, flehte mich ohne Worte darum an, seine Frage mit Nein zu beantworten. “Das”, erwiderte ich kalt “habe ich nicht gesagt. Die Frage ist nur, wie lange ich in dich verliebt war. Einige Tage? Einige Wochen? Oder doch diese zwei Monate? Nun, eins kann ich dir versichern: Auch wenn ich es tat, inzwischen tue ich es nicht mehr.” “Wie kannst du sowas sagen?”, seine Stimme zitterte. “Indem ich die Wahrheit sage, Albus. Hach, weißt du, ich liebe es, wenn du ahnungslos bist.” Ich konnte meine Gier, mein Verlangen nach ihm kaum noch bezähmen, aber noch hielt meine Kontrolle stand. Nur… Wie lange noch? “Ich? Ahnungslos? Eher umgekehrt! Du hast keine Ahnung, wozu ich fähig bin. Denn alles hat ein Ende, Gellert. Auch mein Zögern dir gegenüber.”, sämtliche Angst war aus seinem Blick gewichen, er funkelte mich nun mit einer fast schon finsteren Entschlossenheit an. “Ich weiß.”, antwortete ich und schenkte ihm ein engelsgleiches Lächeln. “Aber eine Sache mir gegenüber wird niemals enden. Du weißt, wovon ich spreche.” Ich legte den Kopf schräg, musterte ihn von Kopf bis Fuß und ließ mein Lächeln langsam verblassen. Von meiner kalten Aura umwallt wie Wasser ging ich in aller Seelenruhe auf ihn zu, woraufhin Albus sofort vor mir zurückwich. Ha. Genau das, was ich mir gedacht hatte. Zwar war er nicht immer so wunderschön durchschaubar, aber zumindest im Bezug seiner Zuneigung zu mir war er das. “Es gibt Legenden, die eines Tages wieder vergessen werden, zu Staub zerfallen oder in Gold umschlossen werden. Aber ihr - die Zaubererwelt - werdet euch für Jahrhunderte an mich erinnern.”, ich sagte es mit dieser bedrohlich sanften Stimme, jede einzelne Silbe strotzte vor Charisma. “Was wird das, Gellert?”, mit erhobenem Kopf blickte er mir entgegen, seine Augen verfolgten jeden einzelnen meiner Schritte. “Oh, nichts.”, gab ich betont harmlos zurück und blieb nur zwei Zentimeter von ihm entfernt stehen. “Rein gar nichts.” “Natürlich. Gar nichts.”, für einen Moment schien er nach den Worten zu suchen, die er mir sagen wollte. Nach einigen Sekunden fragte er leise: “Wenn du gelogen hast… Was weiß ich dann überhaupt über dich?” Darauf grinste ich und hauchte ihm meinen Atem gegen die Lippen. “Tja, Liebling. Meinen Namen weißt du auf jeden Fall. Und ansonsten… Was soll ich sagen? Denk nach. Insofern du dazu in der Lage bist, versteht sich.” “Das war ein ganz schlechter Spruch.”, Albus schenkte mir einen herablassenden Blick. “Ach ja?”, ich lächelte spöttisch und neigte den Kopf, meine Lippen streiften seine.
Er erstarrte.
Zog scharf den Atem ein.
Blinzelte.
Starrte mich entsetzt an.
Dann, mit einem tiefen Atemzug, zog er den Kopf zurück. Doch das ließ ich nicht zu. Sofort rückte ich nach und als ich daraufhin einen tödlichen Blick kassierte, zuckte ich mit keiner Wimper. “Lass es, Gellert!”, zischte er. “Ich soll was lassen?”, fragte ich zuckersüß. “Du weißt ganz genau, wovon ich spreche.”, seine Worte waren hart, doch die leichte Andeutung eines sehnsüchtigen Flackerns in dem tiefen Blau seiner Augen entging mir natürlich nicht. “In der Tat, Liebster. Ich weiß tatsächlich, von was du sprichst. Aber sein lassen? Nein. Vergiss das ganz schnell wieder.” “Warum sollte ich? Ich habe dich oft genug nah an mich herangelassen und werde es todsicher nie wieder tun!”, nun vibrierte Albus’ Stimme vor Zorn. “Das hast du. Und du wirst es wieder tun, Liebling. Das hat mir mein Gespür geflüstert.”, erwiderte ich gelassen. “Aha. Kann dir dein ach-so-tolles Gespür seit Neustem etwa die Zukunft vorhersagen?”
Diese Frage war wirklich zu lächerlich.
So lachhaft.
“Das ist eine absolut unnötige Frage, Albus. Denn du weißt genauso gut wie ich, dass ich über das Zweite Gesicht verfüge.”, gab ich ihm zur Antwort, meine Worte waren kalt wie Eis. Noch als er mich ansah und zu einer Erwiderung ansetzte, rückte ich noch näher an ihn heran, woraufhin seine Augen groß wurden. “Gellert-”, fing er flüsternd an, doch ich legte sanft den Finger an seine Lippen, wie ich es schon einmal getan hatte. Auch meine Worte waren die gleichen: “Still. Nicht jetzt, wo ich das größere Wohl einmal vergesse.” Für einige Sekunden schien er sprachlos, aber dann sagte er: “Du? Das größere Wohl vergessen? Dass ich nicht lache.”, er blinzelte, musterte mich kurz, und als er weitersprach, war jeder Spott aus seiner Stimme verschwunden. “Es ist nicht dein Ernst… oder?” Auf seine Frage hin legte ich den Kopf schräg und sah ihn herausfordernd an. “Was sagte ich zu dir, als wir uns vor einiger Zeit im Wald von Hogsmeade trafen? Und das wirst du eines Tages auch verstehen. Denkst du nicht auch, dass Kontrolle nicht das exakt Gleiche wie Gefühllosigkeit ist?” “Ja. Also… Ich denke schon.”, Albus seufzte. “Hervorragend. Du weißt, dass ich die Kontrolle über meine Gefühle habe. Ich bin nicht gefühllos. Ich kontrolliere lediglich, was ich wann fühle. Das ist alles. Verwechsele meine Kontrolle nie mit Gefühlskälte. Das wäre nämlich sehr unfair, habe ich nicht Recht?”, ich lächelte mein eisigstes Lächeln. “Wäre es. Aber du tust nunmal alles dafür, um den Anschein zu erwecken, dass du gefühlskalt wärst. Warum? Ist deine Kontrolle wirklich so wichtig und entscheidend?” Mhm. Das war eine gefährliche Frage. Und das wusste er ebenso gut wie ich. Nachdenklich fuhr ich mir mit der linken Hand durch meine helle Strähne und erwiderte dann, wobei ich meine Worte sorgfältig abwägte: “Meine Kontrolle ist absolut entscheidend. Denn wenn ich sie nicht hätte, glaubst du wirklich, dass mir das hier”, ich deutete mit einem Nicken auf die blutbespritzten Wände “nichts ausmachen würde? Eher nicht. Da dieses Blut aber im Zuge für das größere Wohl vergossen werden muss… Ist es besser, das zu tun und die Kontrolle zu wahren. Wenn du dich in der Geschichte unserer magischen Welt umsiehst, wirst du feststellen, dass fast alle Schwarzmagier sich mit einem Zauber oder etwas Ähnlichem ihrer meisten Gefühle entledigten. Aber das wollte ich nicht, um ehrlich zu sein. Diese Art von Kälte war schon so… Sie hatte ausgedient. Und ist es nicht viel unheimlicher, zu wissen, dass dein Gegenüber eigentlich noch fühlen kann, es aber dennoch nicht tut? Darum meine Kontrolle. Kein menschlicher Geist mit intakten Gefühlen, insofern die Person nicht ein absoluter Psychopath ist, kann diese Masse an Blut-Vergießen ertragen, wie wir Schwarzmagier es tun müssen. So. Beantwortet das deine gestellte Frage und auch einige, die du nicht laut ausgesprochen hast?”
“Ja. Allerdings…”, er zögerte.
“Sprich.”, ich durchbohrte seine blauen Augen mit meinen zweifarbigen.
“Hast du gelogen? Damals? 1899? Hast du gelogen, Gellert?”

Only once more || Grindeldore FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt