"Was?", ich konnte hören, dass Albus sich die größte Mühe gab, sein Entsetzen nicht durchklingen zu lassen, aber ich hörte es trotzdem. "Ja.", ich nickte und musterte die Runen des Elderstabes. "Aber... Aber... wie?", verwirrt suchte er meinen Blick. "Er hat mich beschützt. Er hat das Blut des Dämons rotgefärbt. Und dann... als ich Avada Kedavra gegen den Dämon benutzt habe... Es ist nicht so, dass ich ihn nicht getroffen habe. Der Todesfluch hat ihn erwischt. Aber er war nicht sofort tot - das liegt daran, dass Dämonen nie sofort am Todesfluch sterben. Nun... während der Dämon also mit dem Tod rang, holte er zum letzten Schlag gegen mich aus. Ein Blitz. Ein einziger Blitz, bestehend aus aller Schwarzmagie, die er hatte. Ich bin ein Teil der Schatten gewesen, Albus. Für vierzig Jahre. Doch diese Menge an Dunkelheit hätte selbst meine Seele zerrissen.", ich blinzelte, machte eine kurze Pause, um mich zu sammeln. "Was ist dann passiert?", fragte er flüsternd. "Mein Patronus ist in den Blitz reingeflogen. Es hat ihn in tausende, silber-blaue Funken gerissen. Fort. Er war und ist fort. Der Dämon ist tot und mein Patronus ist fort. Ich habe versucht, ihn zu rufen. Aber... er kommt nicht. Keine Gestalt mehr. Nur noch einzelne, silberne Fäden. Damit könnte ich nichtmal einen einzigen Dementor abwehren.", ich schluckte und warf den Kopf hoch, sah starr an Albus vorbei.
Der Dämon war tot.
Nur zu welchem Preis?
Bei den Heiligtümern, zu welchem Preis?
"Bereust du es? Dass du... den Dämon... Dass du... für uns... gekämpft hast?", da lag etwas in seiner Frage. Angst. Langsam wandte ich ihm den Blick zu und sah ihn an. "Ob ich es bereue?", wiederholte ich. "Du meinst, ob ich es wieder tun würde?" Wortlos nickte er. Ich seufzte. "Soll ich ehrlich sein, Albus?", fragte ich. "Natürlich. Du musst nicht lügen.", erwiderte er sofort. "Gut.", ich nickte und blickte ihn an, verhakte meine zweifarbigen Augen in seine. "Dann hör zu: Ich würde es immer wieder tun. Immer wieder. Nicht, weil ich so scharf darauf bin, gegen Dämonen zu kämpfen. Sondern weil ich nicht will, dass dir, oder den anderen etwas passiert." "Aber was, wenn wieder ein Dämon käme? Wäre ich - wären wir - dir das wirklich wert?", die Zweifel in seinen Worten trafen mich. Doch konnte und würde ich sie ihm nicht verdenken. "Warum fragst du mich das überhaupt?", meine Stimme war rau. "Weißt du es nicht selbst?" Albus schüttelte den Kopf. "Nein.", sagte er leise. "Nein, tu ich nicht. Verzeih." Bevor ich fortfuhr, wandte ich den Blick ab, richtete all meine Konzentration auf die machtvolle Aura der Heiligtümer. Der Elderstab in meiner Hand, der Tarnumhang und der Stein der Auferstehung hinter mir. "Natürlich tust du es nicht. Wie könntest du auch? Ich versprach dir, dich nicht mehr zu verraten und doch tat ich es ein weiteres Mal. Natürlich tust du es nicht. Wie könntest du auch? Ich habe mein Versprechen dir gegenüber gebrochen. Glaubst du allen Ernstes, da könnte ich von dir auch nur noch einen Funken Vertrauen erwarten? Nein.", kopfschüttelnd sah ich auf das Meer hinab. Der Wind peitschte es auf, dennoch schimmerte es in der Sonne in einem tiefen Blau. "Wenn... die Schwarzmagie deinen Patronus zerstört hat... Heißt das, dass die dunkle Magie stärker ist als die weiße?", er stellte seine Frage zögernd, unsicher, ob ich ihm überhaupt antworten würde. Aber das tat ich. Es war eine schwierige Frage, musste ich zugeben. Doch die Schatten, die Nacht, flüsterte einem erstaunlich viel zu, wenn man nur hinhörte und sich auf die Finsternis einließ. "Nicht unbedingt.", begann ich langsam. "Ich habe dir schon erzählt, dass die Magie vor vielen Jahren eins war. Ohne weiß und schwarz, ohne hell und dunkel. Ohne Licht und Schatten, ohne Tag und Nacht. Einfach nur Magie. Doch dann kam die Spaltung. Die Spaltung durch die Angst. Und als ein Teil der Magie aus den Büchern, in die Schatten gedrängt wurde... Sie wurde... finster. Wirklich finster. Ich meine das nicht klischeehaft. Sondern wortwörtlich. Dieser Teil der Magie wurde komplizierter, unwilliger zu dienen. Sie wollte herrschen. Das machten und machen sich Schwarzmagier zu nutze. Im Laufe der Zeit wurde der dunklen Magie eigene Zauber hinzugefügt, die wirklich mächtig sind. Weil sie so kompliziert, unberechenbar und schwer zu beherrschen sind. Natürlich entwickelte sich auch die weiße Magie weiter. Aber es war, wie es sooft ist: Das, was sich vor den Augen aller versteckt, entwickelt sich oft schneller, als das, was wir alle sehen. Die schwarze Magie ist nicht grundsätzlich mächtiger als die weiße. Sie ist ihr nur um Jahrhunderte voraus, weil die dunkle Magie von jenen weiterentwickelt wurde, die nach Macht streben. Und Gier nach Macht, egal ob in unserer oder in der Muggelwelt, verlangt immer nach etwas besonderem. Etwas, dass es vorher noch nicht gab. Sei es ein neuer Zauber bei uns oder eine nukleare Waffe bei den Muggeln. Die Schatten sind immer da. Selbst wenn die Sonne scheint. Und weißt du, wo?", ich sah ihn an. Er schluckte und schüttelte stumm den Kopf. Ich fixierte ihn, hielt seinen Blick mit meinem gefangen, fuhr genauso leise wie zuvor fort. "Sie sind in uns, Albus. In unserer Seele, in unseren Herzen. Jeder hat die Macht zu töten. Jeder hat eine dunkle und eine helle Seite. Es kommt darauf an, wofür wir uns entscheiden. Ich spüre die Dunkelheit jeden Tag, jede Sekunde. Wie finstere Wolken, die das Licht in meiner Seele mit aller Macht ersticken wollen. Aber ich lasse das nicht zu. Wenn man wahrhaftig auf die helle Seite unserer Welt gehört, kann man der Dunkelheit widerstehen. Immer wieder. Es kommt nicht darauf an, ob sie uns zwischenzeitlich verführt. Das ist der Kern der Prüfung. Die Verführung und ob man in der Lage ist, sich wieder aus den Schatten zu befreien. Es kommt darauf an, ob wir wieder aus der Finsternis kommen. Ob das Licht wieder anfängt, zu brennen. Nicht wann. Sondern ob es überhaupt dazu kommt. Und wenn es in dem Moment wäre, da der Todesfluch einem trifft. Die Angst der Menschen hat die Magie gespalten. Doch die Dunkelheit war schon immer da. Sie flüstert. Sie sät uns Gedanken der Rache in die Köpfe, sie taucht alles in einen roten Schleier. Das ist die Dunkelheit, die jedem von uns innewohnt. Verbinden wir sie mit der schwarzen Magie, oder mit Macht, wird aus der einzelnen Finsternis ein Schleier. Verbinden die Muggel sie mit einer Waffe, oder mit Macht, wird aus der einzelnen Finsternis ein Schleier. Die Nacht in unseren Herzen wartet. Auf den Moment, da das Licht zu schwach ist, sich weiter zu wehren. Dann ergreift sie die Seele. Und wenn man dem Licht nicht die Chance gibt, zurückzukommen, bleibt die Seele finster. Aber das Licht ist widerstandsfähig. Es will scheinen. Es wird scheinen. Wenn wir es lassen. Auch beim letzten Atemzug kann es wiederkommen. Immer. Es kann immer wieder zurückkommen." Sprachlos sah er mich an, rang um eine Antwort. "Also... nein?", fragte er dann erstickt. Sanft schüttelte ich den Kopf. "Nein." "Gut.", flüsterte er, Erleichterung schwang in seiner Stimme mit. "Glaubst du... du wirst deinen Patronus je wieder... rufen können?" "Wahrscheinlich nicht. Er ist fort.", ich blinzelte. "Daran kann kein Heiligtum und auch keine glückliche Erinnerung dieser Welt etwas ändern." "Du hast ihn wegen uns verloren.", schuldbewusst wich er meinem Blick aus. "Ich habe ihn nicht verloren.", widersprach ich. "Mein Patronus wurde mir genommen. Von einem Dämon. Nicht von Melissa, nicht von Samson, nicht von dir. Von einem Dämon. Wenn ich ihn verloren hätte, wäre es nur noch schmerzhafter." "Kann man das denn? Ihn... verlieren?", entsetzt hob er den Kopf. "Nicht, dass ich wüsste.", antwortete ich. "Außer natürlich, man verliert alle glücklichen Erinnerungen. Aber dann ist nicht der Patronus als solcher fort, sondern nur die Erinnerung oder die Erinnerungen, die nötig wären, ihn zu rufen." "Logisch.", murmelte Albus, biss sich nachdenklich auf die Lippe. "Trotzdem... was tust du, wenn jetzt ein Dementor auftaucht?" Darauf lächelte ich. "Oh, ich bin ja nicht allein. Ich habe ja dich." "Jaaaaah. Schon.", er verzog das Gesicht als hätte er Schmerzen, das unausgesprochene 'aber' war deutlich zu hören. "Aber was?", hakte ich nach. "Naja... meine Erinnerungen... sind nur bedingt patronustauglich.", erklärte er. "Ach?", ich zog die rechte Augenbraue hoch. "Wieso?" "Weiß nicht. Irgendwie... funktioniert es nicht richtig. Egal, an was ich denke.", gab Albus zurück. "Dann liegt es nicht an den Erinnerungen. Sondern an dir.", erwiderte ich. "Woher weißt du das jetzt?", erstaunt sah er mich an. "Nun, wenn es an deiner Erinnerung läge, müsste es hervorragend funktionieren, sobald du eine andere nimmst. Da das aber anscheinend nicht so ist, muss es an dir liegen.", als ich weitersprach, wurde meine Stimme sanfter. "Du musst dir selbst vertrauen, Al. Glaube dir selbst. Glaube an dich. Ein Patronus hat auch viel mit Vertrauen in sich selbst zu tun." “Mir selbst?”, wiederholte er als wäre das vollkommen unmöglich. “Vergiss es. Das wird nicht gehen.” “Wenn du es sagst. Dann versuch es mit Trick 17.”, gab ich gelassen zurück und grinste. Darauf starrte er mich an, als hätte ich soeben verkündet, dass Starling sein größter Fan und Unterstützer gewesen sei. “Was redest du da?” Ich sah ihn an und lächelte. “Ich hatte eine Vision. Sie war alles andere als schön. Mein Gespür sagt mir außerdem, dass wir in nächster Zeit nochmal auf einen Dementor treffen werden. Deswegen wäre es hervorragend, wenn du bis dahin deinen Patronus rufen könntest. Also wendest du - wenden wir - Trick 17 an.” “Der da wäre?”, jetzt klang er ein bisschen wie der Albus damals. Im Sommer 1899. Wenn er unbedingt etwas von mir wissen wollte. Seine Stimme hatte den gleichen Unterton gehabt. “Wir sprechen die Formel zusammen, Al. Das hilft immer. Also? Versuchen?” Er nickte und zog den Zauberstab. “Okay. Lass es uns versuchen. Mehr als nicht funktionieren kann’s nicht.” Nein, das stimmte. Mehr konnte nicht passieren.
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Only once more || Grindeldore FF
FanfictionDON'T LIKE IT, DON'T READ IT! GrindelwaldxDumbledore FanFiction | Deutsch | German NOCH NICHT ÜBERARBEITET... (Enthält Blut, Tod, Gewalt und eindeutig angedeutete sexuelle Handlungen.) ~"Ich habe vierzig verdammte Jahre auf dich gewartet! Nenn mir e...