18. Kapitel (Gellert): Versprechen

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Wunderbar. Das hatte dochmal hervorragend geklappt. Die Wahrheit so geschickt mit meinem Charisma verwoben, dass Albus nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Teil Eins meines Planes "Nur-ich-habe-die-Kontrolle" in die Tat umgesetzt.
"Hat es geklappt?", Vinda sah mich fragend an. Ich lächelt eisig. "Hat es. Es ist alles bereit. Nun heißt es nur noch warten." "Werden wir also bald herrschen?", ihre braunen Augen blitzten sehnsüchtig auf. "Sei unbesorgt", antwortete ich leise "das werden wir." Sie nickte kurz und ging. Ihre Euphorie folgte ihr wie ein Schatten.
Warten. Ja, warten.
Darauf, dass Starling begriff, was er nun zu tun hatte.
Darauf, dass Starling begriff, dass er das, was er tun wollte, nicht schaffen würde.
Denn, das wusste ich, Albus war alles mögliche, aber eins auf gar keinen Fall; zerbrechlich. Nein, es konnte sein, dass mein Weggang vor vierzig Jahren ihn geschmerzt hatte, aber... "gebrochen"? Nein. So zerbrechlich war keine Seele. Nun, es gab bestimmt doch welche, die tatsächlich so fragil waren. Aber gut. Jetzt wurde es Zeit für Teil Zwei meines Planes. Ein Lächeln, kalt wie Eis, frostig wie eine sternenklare Winternacht, schlich sich auf meine Lippen. "Zeit.", flüsterte ich und musterte den Elderstab liebevoll. "Zeit." Dann disapparierte ich. Nach Hogwarts. Ohne Mühe riss der Elderstab eine Lücke in die Schutz- und Anti-Disapparier-Zauber, die über dem Schloss lagen. Nachdenklich blinzelte ich zu den Zinnen hinauf. "Hübsch. Kann aber Durmstrang nicht das Wasser reichen.", stellte ich leise fest und wandte mich dann abrupt um, sandte mein Gespür voraus.
Hogwarts' Klippen.
Ein weiteres Mal disapparierte ich, tauchte lautlos hinter ihm auf. Still trat ich von hinten an seine Seite. "Albus.", murmelte ich. Erschrocken riss er den Kopf herum und starrte mich an, die blauen Augen groß vor Schreck. "Gellert!", stieß er hervor. "Was... Was tust du hier?" Darauf gab ich ihm keine direkte Antwort. "Wer hat die Kontrolle, Albus? Starling? Du? Oder... ich?" "Was?", irritiert zog er die Augenbrauen hoch. "Wer", hauchte ich und schob mich ganz dicht an ihn heran "hat die Kontrolle?" Für einige Sekunden blickte er mich reglos an. "Ich jedenfalls nicht.", erwiderte er dann mit rauer Stimme. "Warum?", interessiert legte ich den Kopf schräg. "Starling will, dass ich dich töte. Sonst bringt er mich um oder sperrt mich nach Askaban, für den Rest meines Lebens. Und das ist sicher alles, außer Kontrolle." "Ach.", antwortete ich gedehnt. "Du musst mich also umbringen, mhm. Nun, das erklärt so einiges, würde ich sagen. Frage: Du musst mich töten, das ja. Aber... willst du es auch tatsächlich?" "Das ist egal.", sagte Albus leise, fast unhörbar, seine Worte bebten. "Es... Es spielt keine Rolle ob ich das... will. Es zählt nur, dass ich es tun muss. Starling bringt mich sonst um, oder noch schlimmer, er tut meinen Schülern etwas an. Das ertrage ich nicht, Gellert! Ich ertrage es nicht!" Mit einem zittrigen Atemzug presste er die Lippen zusammen und wandte den Kopf ab, sah starr auf die grauen Wellen herunter. Ich schluckte und betrachtete ihn kurz. Für alles gab es eine Zeit. Für alles. "Sieh mich an. Sieh mich an, Albus.", flüsterte ich, ließ sämtliche Kälte aus meiner Stimme schmelzen wie Schnee in der Sonne. Nach einem Moment des Zögerns richtete er seinen Blick wieder auf mich. "Was denn? Willst du mich jetzt umbringen? Nein, noch besser; mit Crucio foltern? Gefangen nehmen?" Seufzend schüttelte ich den Kopf. "Warum denkst du eigentlich immer das Schlimmste von mir?", fragte ich. "Weil es stimmt!", gab er erstickt zurück. "Weil es viel zu oft stimmt! Weil ich dir nicht trauen werde - nicht trauen kann. Obwohl ich... es zu gerne würde." "Dann tue es. Tue es, vertrau mir.", es war eine viel zu einfache Antwort. Aber für diesen Moment war sie das einzig Richtige.
Das größere Wohl hatte zu warten.
Mein Plan hatte zu warten.
"Ich kann dir nicht vertrauen! Du lügst! Du hast das größere Wohl nie hinter mich - uns - angereiht! Nie! Und widersprich mir ja nicht!" "Habe ich nicht.", nachdenklich strich ich mir durch meine helle Haarsträhne. "Um ganz ehrlich zu sein, Albus, würde ich dir widersprechen." "Ach ja? Wirst du? Und warum?", er blinzelte mehrmals. "Weil es nicht wahr ist.", antwortete ich gelassen. "Weil es schlicht und einfach nicht wahr ist. Dass ich dich - uns - nie vor das größere Wohl stellte. Ich habe es getan, auch wenn die Chancen, dass ich es wieder tue, momentan sehr schlecht stehen. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Es geht gerade nur um meine Frage: Wer hat die Kontrolle, Albus? Starling? Du? Oder ich?" Darauf schwieg er einige Atemzüge lang. "Du hättest sie wohl gern, nicht? Die Kontrolle.", ein herausfordernder Funke stand in Albus' blauen Augen. "Falsch. In den meisten Dingen habe ich sie.", korrigierte ich ihn ruhig. "Nicht in allen, bedauerlicherweise. Allerdings doch in vielen." Dazu sagte er nichts. Schweigend musterte ich ihn, ließ einen Hauch meines Gespürs über seine Gedanken und Gefühle streichen. "Du hast in den Spiegel Nerhegeb gesehen. Vor ungefähr einem Monat, nicht wahr? Und zuvor schon einmal. Nun, und beide Male hast du mich gesehen. Stimmt doch so, oder?"
Er starrte mich entsetzt an, holte tief Luft und schüttelte dann den Kopf. "Woher weißt du das?", flüsterte er heiser. Aha, er versuchte also gar nicht erst, es zu leugnen. Das fand ich gut. "Mein Gespür, Liebster.", erwiderte ich sanft. "Soso. Und was bringt dir das jetzt, Gellert? Was bringt es dir? Nichts, oder?" "Ohhh doch.", ich lächelte "es bringt mir so einiges, Albus-Liebster. Sogar sehr viel." "Was denn?", fragend sah er mich an. Ich grinste leicht. "Sage ich dir nicht. Im Übrigen, Albus, wäre ich heute sehr, sehr vorsichtig. Selbst hier in und um Hogwarts." Verwirrung und eine Spur Angst glänzten in seinem Blick. "Warum denn das?", hakte er nach. Der drängende Unterton in seiner Stimme entging mir keineswegs. "Ach, naja", entgegnete ich, zog den Elderstab und wandte mich von ihm ab "was soll ich sagen? Es ist nunmal so, dass Starling heute morgen ein Spezialkommando von Auroren gegründet hat, insgesamt dreißig Stück, und jetzt hier in Hogwarts ist. Um dich entweder zu eskortieren oder zu bestrafen, weil du mich gestern nicht getötet hast." Kurze Stille. Dann: "Was?! Nein! Gellert! Sag mir, dass das nicht wahr ist!", Entsetzen lag in seinen Worten. "Doch. Ist es.", ich zuckte die Schultern. "Nein!"
"Bevor du dich fragen kannst, was du tun sollst", ich drehte mich wieder zu ihm um und sah ihn direkt an "ich hätte da einen Vorschlag." Bevor er antwortete, schluckte er heftig und schloss für einen Moment die Augen. "Sprich.", sagte er tonlos.
"Ich vergesse das, was ich eigentlich will, nämlich das größere Wohl, für diesen Moment und werde meine komplette Macht und die des Elderstabs darauf konzentrieren, zu verhindern, dass Starling dich auch nur schief ansieht. Oder dich eskortiert."
"Versprichst du mir das?", fragte er zittrig.
Ein leichtes Lächeln begleitete meine Antwort: "Ja."

Only once more || Grindeldore FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt