35. Kapitel (Albus): Rache

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“Al, das geht so nicht. Ich weiß, dass ich absolut umwerfend küsse und genauso gut aussehe. Aber das heißt nicht, dass du deswegen jedes Mal in Ohnmacht fallen sollst!”, Gellert wiederholte den Satz bestimmt zum sechsten Mal, seine verschiedenfarbigen Augen blitzten. “Nun, von deiner Arroganz kann man aber auch nur bewusstlos werden. Die haut einem nämlich um, so schlimm bist du!”, schoss ich zurück. Halb lachend, halb empört schnappte er nach Luft. “Ich? Arrogant? Niemals.” “Nein. Du doch nicht!”, spottete ich.
Er lächelte.
“Großartig, dass wir uns da einer Meinung sind, Liebling.”
Ich seufzte.
“Ich weiß ja nicht, ob du den Begriff ‘Ironie’ schonmal gehört hast, Gellert.”
Ein schelmisches Grinsen spielte um seine Mundwinkel. “Nein, Herr Oberlehrer. Erklären Sie es mir, Herr Oberlehrer?”
Ich war so kurz davor ihn zu erwürgen. “Ironie”, fuhr ich dennoch mit wichtiger Miene fort “bezeichnet den Einsatz eines ironischen Satzes. Das heißt, dass man etwas sagt und in der Regel genau im Gegenteil meint.” “Aha, Herr Oberlehrer. Und-warum sagt-man das-im Gegenteil-und nicht, wie-es ist?”, seine Worte waren abgehackt, so lachte er. “Weil’s so ist.”, sagte ich. “Al!”, er rang nach Atem und sah aus, als wollte er mir gleich irgendwas überziehen. “Ja?”, übertrieben unschuldig klimperte ich mit den Wimpern. “Du machst mich wahnsinnig!”, rief er, immer noch lachend, und hob den Elderstab. “Ich ergebe mich!”, grinsend ließ ich mich hintenüberfallen, sodass ich nun mit dem Rücken auf dem Bett lag. Innerhalb von Sekunden war er über mir und hielt mir den Elderstab an die Kehle. “Tust du?”, schnurrte er, seine Stimme war weich vor Charisma. “Ja.”, ich blinzelte frech. Er grinste. “Dein Ton gefällt mir ganz und gar nicht, Liebling. Muss ich dich etwa daran erinnern, wer ich bin?” Auf seine Frage hin tat ich, als müsste ich nachdenken. “Du meinst… Ein übermütiger, arroganter Idiot? Aber nein. Das weiß ich doch.” “Liebling, Liebling.”, tadelte er mich. “Ich sprach eigentlich von der absolut einzigartigen und außergewöhnlichen Genialität meines Verstandes.” “Welche Genialität?”, fragte ich. Gellert zog den Atem ein und sah mich absolut tödlich an. “Was war noch gleich der Grund, warum du noch am Leben bist?” “Mhm.”, ich tat, als müsste ich nachdenken. “Gute Frage.” “Jaaah. Ich spiele mit dem Gedanken, dich umzubringen.”, gab er bekannt. “Tust du?”, ich zog die Augenbrauen hoch. “Ja. Tue ich. Nur wie? Also… Weil ich nett bin, darfst du es dir aussuchen. Ich könnte dich mit Rictussempra verfluchen, oder mit Avada Kedavra, ich könnte dich aber auch einfach begraben, oder dich ersticken.” “Gar nichts davon. Ich ziehe es, ehrlich gesagt, vor, weiterzuleben. Abgesehen davon, wie willst du mich bitte ersticken?”, ich schüttelte den Kopf. “Soll ich dir alle Methoden aufzählen, Al? Dann sind wir aber morgen früh noch nicht fertig.”, er grinste schon wieder. “Nee, lass mal.“, gab ich zur Antwort. “Schade.”, erwiderte er gedehnt. “Wobei meine Lieblingsmethode, unter all diesen Methoden die ich dir theoretisch aufzählen könnte, ist immer noch die beste.” “Dieser Satz ergibt überhaupt keinen Sinn.”, stellte ich klar. “Selbstverständlich nicht.”, antwortete er. “Also?”, hakte ich nach. “Vergiss es!”, seine Augen glitzerten. “Das sage ich dir nicht.”
“Weiß Starling eigentlich, wo Nurmengard steht?”
Auf meine abrupte Frage hin blickte er kurz schweigend auf mich hinab. “Nein. Weiß er nicht. Niemand weiß es genau. Nur ich.” “Und warum konnten deine Anhänger dann hierher disapparieren?”, ich richtete mich auf und legte fragend den Kopf schräg. “Weil Nurmengard von einem Zauber umgeben ist, der einem nur durchlässt, wenn man an mich und meine Ziel denkt. Und nur dann. Daher ist es absolut unnötig, zu wissen, wo Nurmengard genau ist.” “Also kann es sein, dass ein Auror gerade an dich und das größere Wohl denkt, disappariert und -zack!- hier in Nurmengard steht?”, fragte ich. Gellert, der immer noch in aller Ruhe dalag, während ich halb aufgerichtet war, schüttelte den Kopf und strich sich seine aschblonde Strähne aus der Stirn. “Nein. Weil ein Auror niemals im positiven Sinne an mich und mein Ziel denkt, Liebster. Nur dann käme er durch den Zauber.” “Das ist dann aber auch nicht hundertprozentig, oder?”, ich blinzelte mehrmals. “Oh doch. Weil der Zauber jedem, der hindurch will, genau wie Protego Diabolica, ins Herz blickt.”, er lächelte leicht. “Nein.”, sagte ich. “Ja.”, sein leichtes Lächeln vertiefte sich. “Du bist…”, ich beendete den Satz nicht. Wie auch? Er war einfach er, Gellert Grindelwald, in der Lage, mit den Gefühlen anderer zu spielen, wie kein zweiter. Den Verstand zu vernebeln, die Sinne zu verwirren, die Seele zu verdunkeln. “Ich bin was?”, herausfordernd sah er mich an. Obwohl er in diesem Moment zu mir aufschaute, war seine Ausstrahlung so stark wie eh und je. “Du bist unbeschreiblich.”, ich grinste leicht, um meinen Worten die Befangenheit zu nehmen. Er lächelte das arroganteste Lächeln, das ich jemals gesehen hatte. “Natürlich.” “Tatsache? Dann muss ich mich korrigieren. Du bist nicht unbeschreiblich sondern grauenhaft.” “Danke!”, er bedachte mich mit einem empörten Blick. “Gern geschehen. Wenn du sowas hören willst, musst du nur mich fragen.”, ich strahlte ihn umwerfend an, er verdrehte die Augen. “Ich werde drauf zurückkommen.”, murmelte er. “Das freut mich.”, erwiderte ich und nickte, um mir selbst beizupflichten. “Al!”, abrupt richtete er sich auf und starrte mich ernst an. “Ich muss leider andere Saiten aufziehen, wenn du nicht sofort still bist.” “Ach ja?”, betont herablassend hob ich die Augenbrauen. “Und welche?” “Das reicht.”, seine Miene verdüsterte sich. “Du hast es übertrieben.”
Damit zog er mich zu sich heran und küsste mich. Viel zu schnell riss er sich mit einem Ruck von mir los. Etwas an der Art, wie er heftig den Atem einzog und an mir vorbeisah, beunruhigte mich. “Was ist los?”, fragte ich, zog meine Hand von seinem Rücken. “Die Kunde, dass ich aus Askaban raus bin, hat sich ziemlich schnell herumgesprochen.”, sagte er, seine Stimme war vollkommen ausdruckslos, sein Atem ging schwer. “Und jetzt hat meine wunderbare, beste Akolythin und Anhängerin Vinda Rosier sämtliche meiner Anhänger um sich geschart und kommt hierher. Das Problem ist, dass sie, woher auch immer, weiß, dass du hier bist.”, er blickte mich eindringlich an.
Ich schluckte heftig. “Weiter?”
“Nun… Was soll ich sagen? Ich werde mich mit ihr duellieren und sie töten. Sonst tut sie es mit dir.”, antwortete Gellert kurz. “Was!”, erschrocken riss ich die Augen auf. “Korrekt.”, ein bitteres Lächeln umspielte seine Lippen. “Sie wird dich töten, wenn ich nicht sie töte. Sie will Rache.”

Only once more || Grindeldore FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt