Das Zerbrechen in Albus’ Stimme tat mir in der Seele weh. Ich musste nicht mein Gespür einzusetzen, um zu wissen, dass er nur mich liebte - außerdem selbst wenn, wäre Eifersucht jetzt meine denkbar schlechteste Reaktion. “Warum glaubt Sam nur, was Starling sagt?”, flüsterte er, seine blauen Augen blickten starr auf die graue, mit Gischt benetzte, See hinab. “Starling ist ein hervorragender Lügner.”, antwortete ich sanft. “Er ist sehr gut darin, Menschen in ein Netz aus Lügen, Intrigen und Propaganda zu verwickeln, ihnen die Orientierung zu nehmen, ihnen den Sinn für Wahrheit und Lüge zu rauben. Wie eine Spinne, die ihr Opfer umgarnt, verstrickt Starling alle in seinem Umfeld in ein Geflecht aus Lügen, Halbwahrheiten und Theorien. Nun, insofern ich es überhaupt Theorien nennen sollte. Dein Auroren-Freund Samson war diesen Lügen, diesem Netz, genauso ausgesetzt. Allerdings, würde ich sagen, schaffte er es durch seine Freundschaft zu dir, einen klaren, unabhängigen Blick auf die Dinge zu behalten. Heute jedoch hat er uns beide Seite an Seite gesehen, er hat gesehen wie du, mein Lieber, gegen das Ministerium - und damit gegen ihn - gekämpft hast. Ich weiß nicht was Starling gesagt hat, aber dein Auroren-Freund muss, in Verbindung mit dem heutigen Ereignis, auf den Punkt gekommen sein, dass du dich gegen ihn, gegen die gute Seite der magischen Welt, gewandt hast. Wobei über das Wort gute natürlich diskutiert werden kann. Wie auch immer. Es steht jedenfalls fest, dass er Starlings Lügennetz nun als Wahrheit annimmt.”
Als ich geendet hatte, wandte er mir den Blick zu, blinzelte mehrmals und seufzte dann abgrundtief. “Glaubst du, er hasst mich jetzt?”, fragte er dann zögernd. Zur Antwort zuckte ich nur die Schultern. “Das weiß ich nicht. Möglich. Aber, ganz ehrlich, ich gehe nicht wirklich davon aus. Hast du ihm erzählt, dass du in mich verliebt warst?” Für einen Moment sah es aus, als wollte Albus mich korrigieren.
In mich verliebt warst.
Fast wünschte ich mir, er würde er es tun.
Doch dann schien er es sich anders zu überlegen und gab zurück: “Ja. Hab ich.” Ich blinzelte. “Siehst du. Also weiß er es. Möglicherweise wird es ihm einen kleinen Gedankenschubs Richtung Vernunft geben. Und wie sagtest du vor einem Jahr so schön zu mir? Du bist nicht mehr der, den ich gekannt und geliebt habe, Gellert. Daraus lässt sich ja wohl schließen, dass ich mich verändert habe. Nicht du.” Er erwiderte meinen Blick schweigend und biss sich auf die Unterlippe, ehe er den Kopf abwandte. “Halb richtig. Ich war damals genauso arrogant und überheblich wie du es heute immer noch bist.” Mhm. Was wollte er mir denn damit jetzt sagen? “Schon möglich. Dass wir beide arrogant waren. Aber ich auf eine andere Art als du. Denn ich habe schon damals die Macht genossen und gekannt, die ich über andere hatte. Ich habe es geliebt und liebe es weiterhin, andere zu manipulieren.” Darauf blickte er mich entsetzt an. “Willst du mir gerade erzählen, du benutzt dein Charisma, um mich glauben zu lassen, ich könne dir trauen?!” “Nein.”, stellte ich mit gesenkter Stimme richtig. “Tue ich nicht. Ich habe dir versprochen, das größere Wohl für den Moment zu vergessen, und das werde ich auch tun. Jedoch ist klarzustellen, Liebling, dass du selbst damals, auf der Höhe deiner Arroganz, wie du es vermutlich nennst, immer der Vernünftigere von uns beiden warst.”
“War ich das? Hätte ich dann nicht schon eher erkennen müssen, was du…”, seine Worte erstarben wie ein Tropfen Wasser auf heißem Sand. “Ich was?”, hakte ich nach und durchbohrte Albus mit meinen zweifarbigen Augen. Wortlos schüttelte er den Kopf. “Wenn ich das sage, bringst du mich um.”
Ich seufzte tief. “Nein. Werde ich nicht. Sag schon.”
“Hätte ich dann nicht schon eher erkennen müssen, was du für ein gefühlskalter Mensch bist?” Bitte was?! Für den Bruchteil einer Sekunde kam es mir vor, als hätte er meine Kontrolle zerschmettert. Hatte er zum Glück nicht. “Gefühlskalt?”, wiederholte ich rau. “Gefühlskalt? Gefühlskalt. Soso. So denkst du also wirklich von mir?” Schuldbewusstsein, vermischt mit Schreck blitzte in seinen Augen auf. “Was? Ich… Nein. Nicht… Nicht wirklich.” Blinzelnd wich ich seinem flehenden Blick aus. “Nein?”, fragte ich leise. “Nein. Es tut mir leid. Aber… Aber, und das weißt du selber, man könnte glatt drauf kommen. Dass du gefühlskalt bist.”, antwortete er, ich konnte seine Worte über das Rauschen des Meeres kaum hören. “Du meinst meine Kontrolle. Ja. Sie ist jedoch ist hauptsächlich für jene, die das auch wahrhaft glauben sollen - dass ich nichts fühlen kann. Nun, meistens gehörst du zwar auch dazu, aber… eigentlich kennst du mich doch gut genug, um zu wissen, dass ich nicht so bin. Zumindest dachte ich das immer. Doch offenbar habe ich mich da geirrt.”, weiterhin sah ich ihn nicht an. “Dich kennen?”, murmelte Albus. “Hast du nicht vor kurzem selber noch gesagt du hättest aber doch mal hier und da.. Und dann da nochmal… Und hier… gelogen?” “Das habe ich gesagt. Aber wer sagt, dass ich es auch tatsächlich so gemeint habe?” “Soll das heißen, du hast damals nicht gelogen?! Willst du mir das gerade erzählen?” “Ich habe nicht gelogen, Albus. Ich habe jediglich einige Dinge weggelassen. Aber gelogen? Nein, das habe ich nicht.” Darauf sah er mich an, wie das achte Weltwunder. “Das hätte ich, um ehrlich zu sein, jetzt nicht erwartet.”, gab er dann zu. “Natürlich.”, flüsterte ich. “Weil du nie etwas anderes als das Böse, die Schatten, von mir erwartest.” Albus stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. “Wundert dich das wirklich?” “Nein.”, gab ich zurück, meine Stimme wurde wieder fester. “Tut es nicht. Schließlich bin ich meistens und für viele die Dunkelheit.” Dem konnte, würde, sollte und wollte er nicht widersprechen. “Wirst du das größere Wohl eines Tages vergessen?”, seine Frage war leise, aber bestimmt. Ich musste mit einer Antwort nicht zögern: “Nein. Zu einer Wahrscheinlichkeit von über neunzig Prozent nicht.” Einige Sekunden lang sah er mich reglos an. “Natürlich nicht. Ich hätte es wissen müssen. Dass dir das größere Wohl mehr wert ist, als alles andere auf der Welt.”, erwiderte er dann rau. Mit diesen Worten wandte er sich von mir ab. Mhm. Denk nach, Gellert., sagte ich mir. “Al, warte.”, meine Worte waren sanft. Er drehte sich zu mir um. “Ich habe vierzig verdammte Jahre auf dich gewartet! Nenn mir einen Grund auch nur noch eine Sekunde hier stehenzubleiben!”, fauchte er.
“Ohh, ich hätte da einen.”, flüsterte ich, hob den Blick und sah ihn fest an.
“Ach ja? Hättest du?”
“Hätte ich.”
Mit diesen Worten legte ich meine Lippen auf seine.
DU LIEST GERADE
Only once more || Grindeldore FF
FanfictionDON'T LIKE IT, DON'T READ IT! GrindelwaldxDumbledore FanFiction | Deutsch | German NOCH NICHT ÜBERARBEITET... (Enthält Blut, Tod, Gewalt und eindeutig angedeutete sexuelle Handlungen.) ~"Ich habe vierzig verdammte Jahre auf dich gewartet! Nenn mir e...