93. Kapitel (Albus): Die Befreiung

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Am nächsten Tag...

Hill Manor.
Vor ungefähr zwei Wochen mochte es noch ein fröhlicher Ort gewesen sein, doch jetzt prangte das Dunkle Mal am Himmel darüber, Todesser standen herum. Sean hatte sich alle Auroren geschnappt die er hatte (also fünfunddreißig, wenn man die fünf abzog, die Tom gestern getötet hatte) und mir 'befohlen' ebenfalls mitzukommen. Natürlich hatte ich mich freiwillig gemeldet, aber ich hatte die Ausrede mit dem Befehlen gebraucht, um unserem Schulleiter beizubringen, dass sein Stellvertreter, also ich, auf eine möglicherweise lebensgefährliche Mission musste. Er hatte es mir erlaubt, nicht glücklich, aber einsehend, dass ich gehen musste.
Also stand ich nun neben Sean an der Spitze der Auroren. "Was nun, Sean?", fragte ich leise. Sean musterte seinen Zauberstab. "Wir halten uns an den Plan.", erwiderte er. Der Plan, schon klar. "Gut.", ich nickte. Sean seufzte, augenscheinlich resigniert, doch in seinen hellblauen Augen stand ein entschlossener Funke. Er hob den Kopf und sagte ruhig: "Zugriff."
Von den hinteren Reihen her begannen die Auroren zu apparieren, zu den Todessern, Duelle begannen. Sean und ich disapparierten ebenfalls und sofort fing ich ein Duell mit dem erstbesten Maskierten an, der vor mir stand. Nach einigen Stupor-Zaubern inklusive Flipendo war er erledigt. "Albus!", zischte Sean von irgendwo her. "Komme.", antwortete ich und haute einem Todesser Expelliarmus um die Ohren.
Dann sah ich mich um und entdeckte Sean am Haupttor von Hill Manor. Blitzschnell apparierte ich neben ihn, presste mich an die Wand und legte rasch einen Tarnzauber über uns. "Okay. Jetzt was?" "Da rein.", Sean deutete mit einer Kopfbewegung auf das Tor. "Nur wir beide?", ich wandte mich dem Tor zu, während ich sprach. "Ja. Ich brauch alle Auroren, um die Todesser abzulenken.", erklärte er. "Achso. Dann würde ich vorschlagen, dass wir das Holz hier zerschneiden. Mit 'Diffindo maxima' am besten.", ich begutachtete das Holz. Eiche, so schien mir. "Gute Idee. Hoffentlich ist es nicht mit Zaubern geschützt.", murmelte Sean und strich sich hastig durch die Haare. "Denk nicht. Also... ursprünglich bestimmt, aber die haben die Todesser jede Wette zerrissen, als sie die Hills ermordet haben.", sagte ich. "Und neue draufgelegt haben sie natürlich nicht.", Sean lachte kurz bitter auf. "Weil sie zu arrogant sind. Diffindo maxima!"
Das mächtige Holz vor uns teilte sich auf seinen Zauber hin wie Butter. "Ha!", Sean grinste. Ein Hauch Wahnsinn flackerte in seinen Augen. "Jetzt nicht die Nerven verlieren!", warnte ich ihn. Er zögerte, biss sich auf die Lippe und sah mich an. Der Wahnsinn war verschwunden. "Ja. Es ist nur...", er seufzte und holte mit einem weiteren Diffindo-Zauber aus. "-die Gefangenen, insbesondere Lissa.", ergänzte ich und benutzte nun meinerseits einen Diffindo-Zauber. "Jaaah.", er schnippte den Zauberstab und traktierte das Tor somit mit einem weiteren Schnitt. "Ist das so offensichtlich?", fragte er. Ich blinzelte ihn mitfühlend an. "Ziemlich.", räumte ich ein. "Oh, Merlin.", er schüttelte den Kopf. "Ich meine... mir ist klar, dass ich mir keine Hoffnungen zu machen brauch. Sie liebt nur Sam, das sieht man ihr an. Aber... an Gefühlen lässt sich nichts ändern, oder?"
"Nein. Denn wenn... dann hätte ich mich bezüglich Gellert zwischenzeitlich mal entliebt. Keine Chance. Egal, was er damals getan hat. Ich habe ihn immer geliebt und werde es immer tun.", ich zuckte die Schultern. "Herrje. Hoffe wir mal, dass ich... Lissa nicht so ewig liebe. Weil... das wäre...", er verstummte und warf noch einen Diffindo-Zauber auf das Tor. "Nicht gut für dich.", beendete ich seine Ausführung. "Japp." , er nickte. Ich schoss einen weiteren Zauber ab und stellte anschließend fest, dass der Spalt endlich breit genug war, um hindurchgehen zu können. "Nach dir.", ich trat zur Seite. Sean grinste ein bisschen. Dann schlängelte er sich durch den Riss in dem Tor, ich tat es ihm nach. Jetzt waren wir im Inneren von Hill Manor. "Wow. Was eine Eingangshalle.", stellte ich fest und musterte die hohe Decke und die verzierten Wände. "Nicht schlecht.", stimmte Sean mir zu. "Trotzdem... lass uns weitergehen. Wir müssen immer noch dieses Keller-Gewölbe-Kerker-Verliese-Ding finden." "Ja. Also... Wir sollten nach einer Treppe Ausschau halten.", ich nickte und wir machten uns auf die Suche. "Es definitiv schon mal gut, dass alle Todesser draußen sind. Hoffentlich taucht jetzt nicht Du-weißt-schon-wer auf." "Tom? Ach, das glaub ich nicht. Er war gestern erst da. Und... so wie ich ihn aus Hogwarts kenne, kümmern ihn die Schlachten seiner Anhänger nicht sonderlich.", ich schüttelte den Kopf. "Beruhigend und beunruhigend zugleich.", erwiderte Sean und sah um eine Ecke, den Zauberstab erhoben. "Wo ist eigentlich Fawkes?", fragte er. "Da.", ich deutete zu einem der Fenster. Denn dort, auf der Fensterbank, saß er. "Ah. Gut.", er nickte, sah noch einmal um die Ecke und stieß einen leisen Triumphschrei aus. "Haha! Da ist eine Treppe. Und sie scheint sehr weit nach unten zu gehen.", verkündete er. "Na dann", ich hob den Elderstab noch höher "los geht's." Wir gingen die Treppe hinab. Sie war zum Anfang noch ziemlich breit und geschmückt, wurde aber schmaler und schlichter. "Ich glaub - Lumos! - wir sind auf der richtigen Spur.", flüsterte Sean. Es war nun so dunkel geworden, dass wir unsere Zauberstäbe benutzten, um etwas zu sehen. Der Gang wurde plötzlich breiter und ich sah das ferne Schimmern einer Fackel an der Wand. "Nox.", flüsterte ich, Sean tat es mir nach. Von der einen Fackel ausgehend hingen nun mehrere Fackeln an den Seiten des Gangs, wie ich feststellte, als wir neben der Fackel stand. "Wir folgen den Fackeln.", Sean blinzelte. "Gute Idee.", ich nickte. Leise wagten wir uns weiter vor. Nach einigen Metern kamen wir in einen großen Raum mit einer ähnlich hohen Decke, wie in der Eingangshalle. Und in dem Raum waren... Käfige. Sie standen am Boden oder schwebten in der Luft. "Wie sollen wir sie hier finden?", hauchte Sean schockiert. "Hervorragende Frage.", murmelte ich.
"Gar nicht.", erklang eine Stimme hinter uns. Erschrocken drehten wir uns um und dort standen zehn Todesser, die Zauberstäbe gezogen. Plötzlich kam ein wunderschöner Gesang von oben und ehe ich begriff wie, kreiste Fawkes über mir. Singend, leuchtend, Funken hinter sich herziehend. Der Anführer der Todesser, ein Typ mit silberner Maske, schnaubte. "Wo kommt der jetzt her? Avada Kedavra!" Geschickt wich Fawkes dem Blitz aus, doch damit hatte der Todesser den Kampf eröffnet. Niemand griff meinen Phönix an! Niemand! Ich bewarf ihn mit Depulso, was ihn in die Reihen seiner Mitstreiter fliegen ließ und schickte Stupor hinterher. Eine Sekunde später waren neun Zauberstäbe auf Sean und mich gerichtet. "Bereit, zu sterben?", fragte Sean mich, Angst lag in seiner Stimme. "Wir werden heute nicht sterben!", entgegnete ich entschlossen und knöpfte mir zwei Todesser zugleich vor. Fawkes glitt tiefer, wich den Zaubern aus, mit denen sie ihn zu treffen versuchten und ließ es Funken regnen, woraufhin die Tarnung der Todesser in Flammen aufging. Aus dem Käfig neben mir ertönte ein bewundernder Pfiff. "Nicht schlecht, Albus." Ich räumte die beiden Todesser zur Seite und widmete mich den nächsten, wagte einen kurzen Blick zur Seite. An der Wand aus Gitterstäben, zerkratzt aber ansonsten lebendig, lehnte Lissa. "Danke.", erwiderte ich, riss den Elderstab herum und riss das Schloss ihres Käfigs ab. "Mein Zauberstab hat der Anführer. Zabini.", erklärte sie hastig. "Alles klar. Ich hol ihn dir.", versprach ich, knockte die drei Todesser vor mir aus und apparierte an die Seite des Todessers, den ich als erstes fertig gemacht hatte. Er schien hier sowas wie Toms Stellvertreter oder so ähnlich zu sein. Blitzschnell durchsuchte ich seine Umhangtaschen und zog dann zufrieden Lissas Zauberstab hervor. Sofort apparierte ich zu ihr zurück und ließ einen Todesser zusammenbrechen, während ich Lissa ihren Zaubertstab reichte. Auf der Stelle apparierte sie nach draußen, stand nun mit funkelnden Augen an meiner Seite. Die drei Todesser, die noch übrig waren und nicht ohnmächtig herumlagen, ließen die Zauberstäbe sinken und wichen zu ihrem, immer noch bewusstlosen, 'Anführer' zurück. "Befreit ihr die anderen.", kommandierte Sean und machte einen Schritt auf die Todesser zu. "Ich behalt die im Auge." "Alles klar.", ich nickte und flugs brachen Lissa und ich die Schlösser der anderen, insgesamt dreizehn, Gefangenen auf. Dann, wir kehrten nun zu fünfzehnt zu Sean zurück, zuckte ich zusammen. Denn der Todesser-'Anführer' Zabini hatte sich wieder erholt und funkelte mich an. "Niemand beginnt ein Duell mit mir ohne, dass ich gewinne!", fauchte er. "Avada Kedavra!" Das Problem war, dass er zu nah stand, als dass ich hätte abwehren können. Es waren nur Millisekunden, in denen ich den Blitz anstarrte, überlegte, wie ich mich zu Boden werfen sollte. Doch diese Zeit reichte Sean. Mit einem Aufschrei, der von den Wänden widerhallte sprang er vor den Fluch und fing ihn ab. Ganz kurz, bevor der grüne Blitz ihn traf, sah er Lissa an. "Ich liebe dich.", hauchte er. Dann war es vorbei.
Nein.
Schon lange nicht mehr hatte ich einen solchen Hass verspürt. Atemlose Stille herrschte, Todesser sowie Gefangene starrten auf Sean hinab. Lissa hatte die Augen aufgerissen. Zitternd vor Hass hob ich den Blick und fixierte Zabini. Erst einmal hatte ich den Fluch benutzt, den ich nun aussprach. Damals, vor vielen Jahren im Ministerium, als Gellert und seine Akolythen ein Blutbad veranstaltet hatten. "Avada Kedavra!", ich sagte es ganz leise, vollkommen ausdruckslos. Der 'Anführer' der Todesser spannte sich an, kam aber nicht mehr zum Abwehren. Er brach genauso tot zusammen wie Sean. Die Todesser zuckten alle synchron zusammen und disapparierten. Ich blinzelte. Die ganze Welt war nichts als Eis.
Al, nein. Lass das nicht zu!, aus dem Nichts schlang Gellert das Band um mich. Schützend und wärmend.
Wie kannst du-?!, stieß ich hervor.
In absoluten Notfällen geht es., erwiderte er leise und knüpfte unsere Gedanken noch fester aneinander. Lass das nicht zu., wiederholte er. Lass nicht zu, dass deine Seele so kalt wird wie meine es war. Bitte.
Werd ich nicht., flüsterte ich und erwiderte die Geste meinerseits, zog das Band unserer Verbindung fester zu ihm.
Danke., flüsterte er zurück, seine Gedanken lösten sich, verflogen.
Erneut blinzelte ich. "Kommt. Ich zeig euch, wo es rausgeht.", sagte ich. Lissa und die anderen nickten, Lissa immer noch mit schockgeweiteten Augen. "Wir müssen's den Auroren sagen.", murmelte sie. "Werden wir.", ich ließ Sean hinter uns herschweben.

Only once more || Grindeldore FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt