“Vielleicht war es einfach vorherbestimmt, dass der Fluch des Zweiten Gesichts nach zweihundert Jahren nochmal ein Opfer fordert.”, sein Blick ging unstet ins Leere, seine Augen flackerten, als er sprach. Erschrocken starrte ich ihn an. “Gellert!”, rief ich schockiert. “Hör auf, so zu reden! Das hört sich an, als würden deine Visionen gleich…?!”, ich brach ab. “Werden sie auch.”, antwortete er gelassen, schloss die Augen und zog scharf die Luft ein. “Nein! Bitte! Nein…”, meine Worte erstarben, als er noch im gleichen Moment zusammenbrach. “Nein!”, zitternd ließ ich mich neben ihm nieder und kämpfte mit den Tränen. War es meine Schuld? Denn er war wegen mir in die Gedanken meines Bruders eingedrungen, was den Fluch vermutlich um einiges verstärkt haben musste. Das Schlimmste war, dass ich nichts tun konnte. Denn wenn selbst unsere Liebe zu schwach war, um den Fluch noch aufzuhalten, was dann? Was dann? Nichts? Nein, ich weigerte mich, das zu akzeptieren. Etwas musste doch noch genug Macht haben! Plötzlich flackerte der Hauch einer Erinnerung vor meinem inneren Auge auf. Irritiert blinzelte ich, ließ sie dann aber gewähren.
Es war ein grauenhaftes Gewitter. In unregelmäßigen Abständen erleuchteten Blitze die finsteren Wolken über den, im spärlichen Licht schwarz wirkenden, Baumkronen. Gellert lief vor mir und ohne sich zu mir umzudrehen, lachte er. Seine schulterlangen, goldblonden Locken waren triefend nass. “Ach ja? Was, wenn ich es nicht tue?”, fragte er. “Dann… Dann… Dann… bin ich schwer enttäuscht. Bist du dir eigentlich sicher, dass das hier der schnellste Weg aus dem Wald ist?”, ich war skeptisch. “Bin ich. Glaub mir, ich habe sämtliche Landkarten dieser Gegend auswendig gelernt.”, antwortete er gelassen, warf einen Blick zu mir und grinste schelmisch. Ich seufzte. “Wie kannst du nur so gut gelaunt sein?” “Ich mag Gewitter.”, erwiderte er leise und blieb stehen. “Tust du?”, hakte ich flüsternd nach und verharrte neben ihm. “Das tue ich.”, bestätigte er und legte einen Arm um mich. Blinzelnd lehnte ich den Kopf an seine Schulter, lauschte seinen gleichmäßigen, ruhigen Atemzügen. Einige Sekunden lang blieben wir, wie wir waren, dann wandte er mir seine wunderschönen, zweifarbigen Augen zu und küsste mich. In diesem Moment war die Realität ein einziges Feuerwerk der Emotionen.
Moment. Ich blinzelte. Die Realität? Aber ja. Plötzlich hatte ich eine Idee, wie ich den Fluch doch noch aufhalten konnte. Wobei… vermutlich… nein. Es wäre nicht mächtig genug. Bei Merlins zerbrochener Kristallkugel! Warum hatte er nur auf mich gehört? Wie hatte ich das nur sagen können? Bei Merlins Zauberstab! Jede Wette, dass Gellert gewusst hatte, wie zerbrechlich sein Wall war. Und doch hatte er es getan; war in die Erinnerungen meines Bruders eingedrungen, um herauszufinden, ob dieser gewusst hatte, dass sein Todesfluch für Aris Tod verantwortlich war. Warum? Warum hatte er es getan? Eigentlich wusste ich es, wurde mir klar.
Gellert hatte gewusst, wie zerbrechlich der Wall schon gewesen war.
Er hatte gewusst, dass ihn die Antwort auf meine Frage die Realität kosten würde.
Und doch hatte er es getan.
Wegen mir.
Weil ich ihm das wert war.
Weil ich ihm wert war, dass er die Realität verlor, in dem Wissen, dass ich meine Antwort haben würde.
“Komm zu mir zurück.”, flüsterte ich und strich ihm sanft die helle Haarsträhne aus der Stirn. “Bitte. Ich liebe dich.” Natürlich brachte es nichts. Ich hatte es gewusst. Dennoch. Ein Versuch war es wert gewesen.
Plötzlich durchfuhr mich ein seltsames Gefühl. Aus Refkex wandte ich mich um.
Und vergaß fast, zu atmen.
Denn niemand anderes als Starling kam auf mich zu. Mit Sam neben sich. Nein. Gellerts Worte fielen mir wieder ein: “Starling wird kommen. Und er wird von deinem Freund Samson Abbott verlangen, dass er dich tötet.”
Ja. Jetzt kam er. Sofort zog ich meinen Zauberstab und erhob mich. Noch waren weder Gellert oder ich tot. Soweit sollte es heute auch nicht kommen. Nicht, wenn ich es verhindern konnte. Zwar fehlte mir Gellerts Kälte, aber ich war nicht minder talentiert als er. Die Augen kälter als Eis blieb Starling vor mir stehen. “Ah ja, Dumbledore. Wie ich sehe, haben Sie einmal etwas richtig gemacht.” Was? Achso. Er dachte, ich hätte ein Duell mit Gellert ausgetragen und es gewonnen. “So? Habe ich das, Minister? Was veranlasst Sie zu Ihrem Besuch mit einem einzelnen Auror?”, an dieser Stelle warf ich Sam einen schnellen Blick zu. Der umklammerte seinen Zauberstab, wie ein Etrinkender einen Rettungsring. “Sie, Dumbledore.”, erwiderte Starling nun kalt. Ich zog die Augenbrauen hoch, auch wenn ich mir denken konnte, was gleich folgen würde. “Inwiefern, Minister?” Starling funkelte mich hasserfüllt an. Merlin, hatte der Komplexe! “Sie haben Hochverrat am Ministerium begangen, Dumbledore!”, zischte er. “Dafür gibt es die Höchststrafe! Abbott, bringen Sie ihn um! Jetzt!” Sams Augen weiteten sich, er schluckte, senkte den Kopf und antwortete heiser: “Zu Befehl, Minister.” Dann trat er an Starling vorbei und richtete den Zauberstab auf mich. Starling, äußerst zufrieden grinsend, machte einige Schritt zurück. “Sam, bitte. Tu’s nicht!”, flüsterte ich. Sam starrte mich an und warf trotzig das Kinn hoch. “Du hast uns alle verraten.”, gab er genauso leise zurück. “Du hast dich mit Grindelwald verbündet.” “Nein. Habe ich nicht. Gellert kämpfte nur für diesen einen Kampf an meiner Seite. Weil die Bedrohung durch das Ministerium größer ist, als durch ihn. Zumindest für mich.” “Bedrohung durch das Ministerium?”, Sam blickte mich an, als fragte er sich, ob ich noch alle Zauberstäbe im Regal hatte. “Oh ja. Travers hat mir mit Askaban gedroht. Und du weißt, dass Starling mich umbringen will, sofern ich nicht Gellert töte. Das habe ich nicht getan. Weil ich nur in äußersten Ausnahmesituationen jemanden töte.”, ich warf Starling einen tödlichen Blick zu. “Ausnahmesituationen?”, entgegnete Sam mit zusammengebissenen Zähnen, aber die Spitze seines Zauberstabs sank ein bisschen herab. “Ist das, was wir jetzt gerade mit Grindelwald haben, etwa keine ‘Ausnahmesituation’?” Ich blinzelte. “Du weißt, warum ich Gellert niemals töten werde.”, sagte ich. “Ja.”, murmelte Sam und ließ seinen Zauberstab sinken. “Was tust du?”, fragte ich. Er grinste schief. “Ich riskiere meinen Job.” Damit drehte er sich zu Starling um. “Nein, Minister. Ich werde ihn nicht töten. Das wäre ein denkbar schlechte Tat. Allerdings hätte ich eine gute.” Starlings grüne Augen sprühten Funken vor Zorn. “Ich höre?” Sam lächelte. Ein Lächeln, dass ich bisher noch nie bei ihm und zu oft bei Gellert gesehen hatte. “Avada Kedavra!” Stopp. Was?! Starling wehrte ab. “Gefeuert, Abbott!”, fauchte er. Sam zog eine Augenbraue hoch. “Das Vergnügen war ganz meinerseits, Roran.” Starling schnaubte, wandte sich ab und disapparierte. Sam sah sich zu mir um und zuckte die Schultern. “Sieht so aus, als wär ich meinen Job los.” Jepp. So sah es aus.
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Only once more || Grindeldore FF
FanfictionDON'T LIKE IT, DON'T READ IT! GrindelwaldxDumbledore FanFiction | Deutsch | German NOCH NICHT ÜBERARBEITET... (Enthält Blut, Tod, Gewalt und eindeutig angedeutete sexuelle Handlungen.) ~"Ich habe vierzig verdammte Jahre auf dich gewartet! Nenn mir e...