38. Kapitel (Gellert): Prophezeiung

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Samson und Melissa sahen mich an, ich grinste. “Gellert!”, Albus klang, als würde gleich im Dreieck springen. “Ich ergebe mich!”, meine Stimme bebte vor Lachen. “Weil du‘s bist, Al. Aber nur weil du es bist, will ich mal so unglaublich freundlich sein, und dir sagen, was hier eigentlich los ist.”, fuhr ich fort. “Ja?!”, ungeduldig sah er mich an. Ich seufzte, lächelte und starrte betont gelassen mein Zeichen an, das sich gerade aus den Wolken formierte.
Askaban.
Falls Starling geglaubt hatte, mich damit schwächen zu können, hatte er sich aber gewaltig geschnitten. Denn Askaban hatte mich nicht geschwächt - im Gegenteil. “Eigentlich war es ganz einfach, Melissa von der Rückkehr zur Magie zu bewegen.”, begann ich, sah weiterhin zu den hellgrauen Wolken. “Ich musste ihr nur die Wahrheit sagen. Dass sie etwas kann. Dass sie etwas nicht untalentiert ist. Dass sie etwas wert ist.” Albus‘ Miene verdüsterte sich minimal. “Wert?”, wiederholte er, da war eine Spur Anspannung in seiner Stimme. Mit einem leichten Lächeln sah ich ihn an. “Wert. Dass sie etwas wert ist.” “Und das wäre? Sie wäre was wert?”, selbst jemand, der nicht mein feines Gespür hatte, konnte nun die Anspannung in seinen Worten hören. “Gellert? Sie wäre was wert? Gellert!!”, seine blauen Augen suchten meine, aber ich wich ihm gekonnt aus. “Was glaubst du, was ich meinte?”, erwiderte ich sanft. Sekundenlang blickte er mich reglos an. Dann flackerte sein Blick wie eine Kerzenflamme im Licht. “Nein.”, hauchte er. “Sag mir, dass das nicht wahr ist! Gellert! Bitte! Sag mir, dass das nicht wahr ist!!” Ein frostiges Lächeln schlich sich auf meine Lippen. “Dass was nicht wahr ist, Liebster?” “Du machst wirklich damit weiter?! Ohhh, ich hätte es wissen müssen! Wie konnte ich auch nur einen Moment lang glauben, ich wäre dir wichtiger als dein ach-so-wunderbares Ziel! Wie konnte ich auch nur eine Sekunde lang glauben, ich wäre dir wichtig!”, der Schmerz, die Enttäuschung ließ seine Stimme zittern. “Albus... Du glaubst doch nicht das, von dem ich denke, dass du es glaubst?”, fragte ich langsam. Spott glitzerte in seinem Blick. “Was denkst du denn? Denn wenn du das denkst, was ich glaube, liegst du zu einhundert Prozent richtig!”, antwortete er heftig. “Oh, Al.”, ich seufzte. “Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich jetzt mit dem größeren Wohl weitermache? Al! Das wäre… so ziemlich das Schrecklichste, was ich mir einfallen lassen könnte. Was denkst du denn von mir? Immer das Schlimmste, oder?” Er biss sich auf die Lippe und blinzelte mehrmals. “Wundert dich das wirklich?”, fragte er dann. “Soll ich ehrlich sein?”, ich zog die rechte Augenbraue hoch und fuhr fort. “Ja! Tut es! Bei den gewaltigen Heiligtümern des Todes, Al, ich bin für dich nach Askaban gegangen! Ich habe meine ehemals treuste Akolythin wegen dir umgebracht. Nicht zu vergessen, dass ich meine Realität für dich geopfert habe. Und da zweifelst du noch daran, ob ich nicht vielleicht irgendwann doch wieder mit dem größeren Wohl weitermache? Ist das dein Ernst? Wo ist bitte dein Vertrauen?! Ja, ja, ich weiß. Die letzten vierzig Jahre waren nicht gerade förderlich für das Vertrauen meiner Nicht-Anhänger in mich. Trotzdem. Ich habe immer geglaubt, dass du dich nicht vom Oberflächlichen eines Menschen täuschen lassen würdest. Sag mir jetzt bitte nicht, dass ich das abändern muss.”
“Aber deine Schwester ist nichts Oberflächliches, Gellert! Du hast selbst gesagt, dass du sie über alles geliebt hast und da willst du mir noch erzählen, dass größere Wohl sei für dich nur oberflächlich?”, die Zweifel in seinen Augen brachten mich fast zum Verzweifeln.
Nach kurzem Nachdenken, gab ich ihm eine Antwort. Sorgfältig abgewägt, bestens überlegt. Eine klassische Gellert-Grindelwald-Antwort. “Das stimmt. Ich habe Gina über alles andere auf dieser Welt geliebt. Aber Gina ist nicht gleichzusetzen mit dem größeren Wohl. Es gab vor mir schon mehr als genug Schwarzmagier, die bei dem Versuch, die Zauberer aus den Schatten zu führen, scheiterten. Ich habe ihre Überzeugungen lediglich aufgegriffen, Al.” “Aber… Wenn sie schon gescheitert waren, und ich gebe jede Wette darauf, dass ihre Methoden deinen ähnelten, warum ist dir dann nicht von vorne rein klar, dass du genauso scheitern wirst, wie sie gescheitert sind?”, die Zweifel waren noch nicht komplett aus seinen Worten gewichen. “Es kommt nicht darauf an, ob sie Erfolg haben oder nicht. Es kommt nicht darauf an, ob ich Erfolg habe. Natürlich wäre es schön, wenn ich der Eine wäre, aber das ist ziemlich unwahrscheinlich. Nein, Al.”, ich schüttelte sachte den Kopf. “Es kommt nicht auf den Erfolg an. Sondern auf den Versuch.” “Wieso das denn?”, jetzt waren die Zweifel endgültig verschwunden, ersetzt worden durch eine Prise Neugier. Als auch Melissa und Samson mich ansahen, als wollten sie die Antwort unbedingt hören, musste ich akzeptieren, dass ich das jetzt wohl sagen musste. “Nun, es ist so, müsst ihr wissen: Die erste Schwarzmagierin, die versuchte, die Zauberer über die Muggel zu erheben, war Jane Blackwell. Sie war aber nicht nur eine Schwarzmagierin sondern auch eine äußerst begabte Wahrsagerin. So kam es, dass sie eine Prophezeiung erhielt. Ich gebe zu, Wahrsagerei ist ein äußerst ungenauer Ableger unserer Magie. So etwas wie der Versuch, das Zweite Gesicht für alle möglich zu machen - wovon ich allerdings abrate. Aber natürlich gibt es auch wirkliche Wahrsager, die so wahrhaftig das Dritte Auge haben, wie ich das Zweite Gesicht habe. Wie auch immer. Jane war eine außergewöhnlich gute Wahrsagerin und so erhielt sie, kaum, dass sie ihre ‘Revolution’ begonnen hatte, eine Prophezeiung. Die lautet wie folgt:
Viele werden ihm vorausgehen. Viele werden seinen Weg kämpfen.
Doch nur dem Einen ist es bestimmt, Erfolg zu haben.
Nur dem Einen wird es zugeschrieben, die Fesseln der Muggel zu zerreißen.
Geht ihm Voraus, ebnet seinen Weg, aufdass er es leichter hat als ihr.
Das ist jene Prophezeiung, nach der sich sämtliche Schwarzmagier die die Muggel unterwerfen wollen - und damit auch ich - richten. Wir wissen nicht, wie viele dem Einen vorausgehen. Wie viele noch scheitern werden.” Als ich geendet hatte, schwiegen die anderen. Melissas Gesichtsausdruck war ziemlich gefasst, sie blinzelte nur sehr schnell. Samson sah aus, als würde er gleich einen Nervenzusammenbruch bekommen und Albus’ blaue Augen waren groß vor Schreck. Denn es war klar, was diese Prophezeiung sagte: Eines Tages würde ein Schwarzmagier kommen, der nicht aufzuhalten war, er würde die Muggel unterwerfen und die Zauberer an die Spitze führen.

Only once more || Grindeldore FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt