91. Kapitel (Albus): Gefahr

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Es wurde wieder düsterer in unserer Welt. Oder vielleicht bildete ich mir das auch nur ein, weil es in Hogwarts düsterer wurde. Ein Monster war im Schloss umgegangen und hatte eine Schülerin getötet. Tom Riddle wurde mit jedem Tag wahnsinniger. Wobei jetzt war er ja fort. Er hatte seinen Abschluss gemacht und etliche trauerten im hinterher. Ich nicht. Aber ich wusste, dass das Böse bereits wieder lauerte. Also traf ich mich mit Lissa und Sean zu einer Krisensitzung. Gellert hatte, selbst aus Nurmengard heraus, seine Gedanken in meine geflochten. Immer noch war da diese hallende Leere, das endlose Nichts in ihm, doch er zügelte es, so gut er es vermochte. Da Hogwarts' Mauern selbst für seine Okklumentikkünste zu dick gewesen wären, trafen Lissa, Sean und ich uns auf Hogwarts' Klippen. "Okay. Dann schieß los!", Lissa stemmte die Hände in die Seiten. "Vor vier Wochen hat Tom Riddle Hogwarts abgeschlossen und uns verlassen. Vielleicht übertreibe ich, aber... Es kommt mir so vor, als würden vor allem die jüngeren Schüler seitdem wieder angstfrei durch unser Schloss gehen. Tom Riddle war wirklich ein begabter Zauberer, doch sein Interesse an schwarzer Magie ist mehr als beunruhigend.", ich sagte es zugleich laut und in Gedanken.
Schlimmer, als bei mir?, fragte Gellert. 
Ja. Auch schlimmer, als bei dir., bestätigte ich und wiederholte unsere zwei Sätze laut. "Das ist verrückt. Dass dieser eine Schüler solch einen Einfluss auf das Schulklima hat.", stellte Sean fest, sah aber zum Glück nicht skeptisch sondern eher erschrocken aus. "Wie war das noch gleich mit diesem Monster? Eine Acromantula und Riddle hat sie gefunden?", hakte Lissa nach. "Na ja", ich verzog das Gesicht und übermittelte Gellert, was wir sagten "das ist die offizielle Version." "Und die inoffizielle?", fragte Sean. "Eine Acromantula tötet ihre Opfer mit einem Biss. Aber die Schülerin war einfach tot. Nicht wie von einem Todesfluch getroffen, aber doch genauso... spurlos. Das war keine Acromantula. Außerdem können Acromantulas nicht versteinern.", antwortete ich. Das stimmt., bestätigte Gellert.
Hast du gehört, was ich gesagt habe?, ich war überrascht. Natürlich., erwiderte er und ließ ein Grinsen durch unsere Verbindung fließen. Und Lissa und Sean hören mich jetzt auch.
Das hast du meisterhaft gemacht., lobte ich ihn. Er lachte.
Danke. Ich bin ja nicht umsonst einer der Meister der Okklumentik., seine Stimme hatte etwas sanft Spottendes, sodass mir klar war, dass er es nicht ernst meinte. Zur Antwort flocht ich meine Gedanken noch ein bisschen fester in seine. 
Ist ja gut, ist ja gut. Immer langsam, es wäre sehr von Nachteil, wenn du mich erstickst. Auch wenn ich dazu vor einiger Zeit nicht Nein gesagt hätte!, er rang nach Atem und ich lockerte das Band zwischen uns etwas. Irgendwas sagte mir, dass das nur ich gehört hatte.
 Entschuldige. Es überkam mich einfach., murmelte ich.
Alles gut., beruhigte er mich, seine Gedanken strichen wie ein Windhauch über meine. "Aber Riddle hat einen Orden bekommen. Meinst du etwa, dass er lügt?", Lissa zwirbelte an einer braunen Strähne. "Ja.", gab ich zurück. "Aber ich kann ihm nichts nachweisen. Das ist das Problem. Aber glaubt mir, wenn ich sage, dass es bald wieder gefährlich wird." "Tun wir!", versicherte Sean mir und hatte mehr denn je etwas von Sam. Lissa nickte heftig, bestimmt, um seine Aussage zu unterstreichen. "Tun wir.", wiederholte sie. Es wird gefährlich werden. Sehr gefährlich., sagte Gellert und ich wusste, dass wir ihn jetzt alle gehört hatten. "Na super!", knurrte Lissa. Plötzlich starrte sie hinter mich, ihre Augen weiteten sich. "Whoa.", sagte sie. Sean folgte ihrem Blick und blickte darauf ganz ehrfürchtig drein, Gellert verstärkte unsere Verbindung. Dreh dich mal um., kommandierte er. Ich will wissen, was los ist, dass die beiden mein Gespür so mit Ehrfurcht bombardieren.
Denkst du, ich will's nicht wissen?, gab ich zurück, drehte mich um.
Und war platt. Ach., sagte Gellert gedehnt und ließ ein bewunderndes Gefühl durch unser Band schwappen.
Denn was kam da, rot-orange schimmernd, Funken regnend?
Ein Phönix.
Mit sicheren Flügelschlägen hielt er auf uns zu und landete dann vor mir am Boden. "Holla die Waldfee!", kommentierte Lissa und pfiff beeindruckt durch die Zähne. "Cool." "Sehr imposant.", stellte Sean fest und strich sich die goldblonden Haare aus dem Gesicht. Ich konnte gar nichts sagen, starrte nur den Phönix an wie das achte Weltwunder.
Gellert!!
Ja, Albus, ich sehe, dass da ein Phönix ist., kam es zurück.
Ja... aber warum? Sekunde... Du SIEHST es? Wie das?, ich war froh, kurz ein anderes Thema zu haben.
Weil ich mir mal kurz deine Augen geliehen habe. Nicht wortwörtlich., antwortete er. Zu deiner vorherigen Frage: Hast du nicht gesagt, zu euch Dumbledores kommen die Phönixe, wenn ihr in großer Not seid? Wieder war da etwas in seinen Gedanken, das mir zeigte, dass nur ich ihn hörte.
Schon., gab ich zu. Aber ich bin doch gar nicht in Gefahr!
Noch nicht!, lautete seine aufbauende Antwort.
Super., ich ließ ihn eine ganze Welle meiner Ironie spüren.
Er schnaubte, ich hörte das Schaben von Metall auf Metall. Vermutlich die Armbänder, die ihn daran hinderten, Magie einzusetzen, gegen die Gitterstäbe.
Noch ist es nicht soweit., sagte er schließlich und zog das Band so eng, dass ich nach Luft schnappte. 
Und wenn, dann werde ich da sein, Al. Immer. Wenn ich könnte, würde ich dir all meine Magie geben, aber das ist unmöglich., fuhr er heftig fort, seine Gedankenstimme bebte. Ich spürte seine Angst, sah Schatten der schrecklichen Bilder, die ihm durch den Kopf gingen.
Gellert, ruhig. So schnell werd ich nicht sterben!, versicherte ich ihm. Er schluckte, Unsicherheit wehte wie ein eisiger Wind durch unsere Verbindung.
Du wirst vor mir gehen. Das darfst du auch. Aber nicht jetzt! Das verbiete ich dir, hörst du? Pass auf dich auf!, seine Worte waren eindringlich, dann lockerte er unsere Verbindung.
Was wirst du nun machen? Wie nennst du den Phönix?, fuhr er fort, nun wieder vollkommen ruhig und wieder war da etwas, das mir sagte, dass nun Lissa und Sean wieder hörten, was er sagte.
"Nennen?", wiederholte ich, jetzt im Lautsprachlichen. "Mhm. Lasst mich nachdenken." Lissa und Sean sahen mich gespannt an. Nachdenklich betrachtete ich den Phönix, der den Kopf schräg legte und mich seinerseits eingehend musterte. "Fawkes.", sagte ich dann. Darauf schwang sich der Phönix wieder in die Luft und begann zu singen. "Ich glaub, es gefällt ihm.", meinte Lissa. "Sieht ganz so aus.", Seans helle Augen verfolgten Fawkes, der über uns seine Kreise zog. "Stimmt.", pflichtete ich ihnen bei. Zu dritt standen wir da und sahen Fawkes zu.

Only once more || Grindeldore FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt