Thirty

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Eigentlich müsste ich darrüber lachen. Ich müsste über die ganze beschissene Sache lachen, über mein ganzes beschissenes Leben.
Ganz ehrlich, ich habe noch nie etwas gegen Gott gehabt, aber welcher Schöpfer würde es denn bitteschön zulassen, das ein 16 Jähriger Junge an qualvollen Schmerzen stirbt?

So habe ich mir mein Leben als kleiner Junge nicht vorgestellt. Eigentlich wollte ich die Schule abschließen, eine Arbeit finden und eine Familie gründen und all diesen Mist, aber nein! Ich musste ja einen Tumor in meinem Köpfchen züchten.
Ich lebe schon beinahe in diesem verfickten Krankenhaus.

Ich weiß nicht ob ihr es bemerkt habt, aber ich bin ziemlich wütend. Das kommt davon, weil ich in der Nacht das Gefühl hatte, das meine Beine Absterben. Das hat sich natürlich so super angefühlt, das ich laut schreiend aufwachen musste und meine Eltern den Notarzt anriefen.

Als man mich dann in ein Zimmer verfrachtete und mir tausend Fragen stellten kam auch Zach reingestürmt.
Er sah ziemlich müde aus und mein Verdacht bestätigte er auch in dem er Gähnte und sich die Augen rieb. Wahrscheinlich hatte man ihn wachgemacht und hergebracht. Aber fragen konnte ich ihn nicht, denn erstens waren zu viele Leute ihm Raum und zweitens war ich zu diesem Zeitpunkt mit schreien und weinen beschäftigt. Kurz danach bin ich in Ohnmacht gefallen.

Aber jetzt ist alles wieder gut und ich fühle mich auch den Umständen entsprechend normal. Meine Eltern waren zu Hause. Wohlmöglich haben sie die Mitarbeiter so genervt das sie sie weggeschickt haben.
Meine Wenigkeit liegt nun leider Gottes in einem Krankenhaus Zimmer.

Ein Klopfen zieht mich aus meinen Gedanken,"Ja" , rufe ich. Kurz darauf kommt Zach mit zwei Styroporbechern rein.
Ich setze mich so gut es geht auf und nehme ihm dankend einen Becher ab den er mir entgegen hält.

"Ist heiße Schokolade", flüstert er und streichelt meinen Arm. "Verdammt, du hast mir so eine Heiden Angst eingejagt, dass ich so Zittern musste und die Medikamente bei dir nicht gewirkt haben. Ich konnte nur daran denken, wie mutig und tapfer du sein musst, all diese Schmerzen zu ertragen. Das sollte keiner in deinem Alter mitmachen müssen. Erst recht nicht du mein Schatz", murmelt er sanft, besorgt und traurig zu gleich.

"Mir gehts wieder besser. Alles ist Ok. Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen", beruhige ich ihn und lege meine Hand auf seine.

Ihn verlässt ein ausgelaugter seufzer und er lässt sich auf einen Stuhl neben dem Bett nieder.
"Hast du keine Patienten?", frage ich etwas verwirrt.

Er macht die Augen zu und lehnt sich zurück. "Ich hab Pause", gab er leise von sich ohne seine Augen wieder zu öffnen. "Hab noch keine Auge zugetan seit du eingeliefert wurdest", gesteht er.

Ich trinke einen Schluck. "Soll das etwa ein Vorwurf sein Doc?", kicher ich. "Nie und nimmer, wie kommst du den darauf", lacht er leicht, doch ich höre seinen Trübsal raus.

"Zach, alles ist inordnung, wirklich", sage ich und stupse ihn mit meinem Fuß an. Er schaut mich kurz an und drückt mich auf mein Bett zurück. Dann legen sich seine Lippen auf meine. Es ist eine Federleichte Berührung, in der so viel Liebe drin steckt. Eh, hoffe ich zumindest mal.

Er setzt sich wieder auf den Stuhl zurück und gähnt, "Auch wenn ich dir nicht ganz glaube, hark ich besser nicht nach", murmelt er. Guter Junge!

Gefühlte 10 Minuten sitzt Zach auf dem Stuhl, die Augen geschlossen. Schläft er ? Na super. Als plötzlich ein schrilles Piepen ertönt erschrecke ich mich und Zach anscheinend auch, denn er schreckt hoch. Er nimmt irgendein schwarzes Gerät in die Hand und seufzt. "So viel zur Pause", sagt er, "Ich muss los, ist gerade ein Notfall reingekommen." Mit diesen Worten gibt er mir einen Kuss und huscht aus dem Zimmer.

Steps of WeatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt