Sixty Three

8.9K 615 120
                                    

Die Nacht war schrecklich. Ich habe kein Auge zu bekommen, weil ich die ganze Zeit über die Operation nachdenken musste. Immer wenn ich meine Augen zu mache, stelle ich mir vor, auf dem Metalltisch zu liegen und zu sterben. Ich seufze, wenn ich schon Probleme damit hatte einzuschlafen, wie ging es dann wohl Zach?

"Guten Morgen mein Engel", lächelt Mom als sie mit Dad den Raum betritt.
"Morgen", murmel ich und umarme die Beiden.
Dad mustert mich besorgt, "Hast du überhaupt geschlafen?"
"Halb", erwidere ich müde, "Hat ihr Zach schon gesehen?"
Meine Eltern tauschen einen Blick aus. Oh oh, was hat das zu bedeuten?
"Ja, wir haben uns schon mit ihm unterhalten", sagt Mom und lächelt etwas gezwungen.
Ich runzel die Stirn, "Was ist los?"
Dad winkt ab, "Es ist alles in Ordnung mein Sohn."
"Sagt schon!"
"Zachary hat wenig geschlafen, genauso wie du. Aber ihm geht es gut, du kennst uns doch, wir machen uns einfach nur sorgen", erklärt Mom und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Das habe ich mir schon gedacht. Hoffentlich hatte er keine Albträume.

Ein Klopfen an der Tür ertönt und ehe ich 'Herein' rufen kann, kommt Zach in den Raum. Er schaut mich mit seinem atemberaubenden Lächeln an, aber ich sehe die Nervosität in seinen Augen.
"Du siehst so aus wie ich mich fühle", neckt er mich und gibt mir einen Kuss.
Ich blicke ihn finster an, "Na vielen Dank!"
"Es ist gleich soweit", Zach zieht mir in die Augen, "dann können wir die nötigen Vorbereitungen treffen und dich zum OP-Saal bringen."

Mit einem Mal wird mir schwindelig, schlecht und ich bekomme alle Schmerzen, die man sich vorstellen kann, von Kopf bis Fußschmerzen. Jetzt ist es noch nicht zu spät. Ich könnte immer noch meine Meinung ändern. Aber will ich das wirklich? Ich habe es bis hierher geschafft, soll ich jetzt wirklich aufgeben? In Gedanken schüttle ich mit dem Kopf, niemals. Wie sagt man immer so schön, 'Was man anfängt, soll man auch zu Ende bringen', und das werde ich auch tun. Koste es, was es wolle.

"Wir sehen dich, wenn du wieder aufwachst. Okay?", mit Tränen in den Augen nimmt Mom mich in den Arm.
"Ich erwarte ein ganzes Empfangskomitee", lächle ich und nehme auch meinen Dad in den Arm.
"Alles was du willst", sagt er und verlässt dann schnell den Raum. Doch ich habe seine Tränen längst bemerkt. Mom streichelt mir noch einmal über den Arm, ehe sie meinem Dad hinterher eilt.

"Da waren's nur noch zwei", flüster ich und ziehe Zach zu mir, "Schlaf mit mir."
Mit großen Augen löst sich Zach von mir, "Kai, in weniger als 20 Minuten musst du unter Narkose gesetzt werden. Wir können jetzt nicht einfach miteinander schlafen."
"Was ist wenn etwas schief läuft? Ich will dich noch einmal spüren, ehe ich diese OP mache. Bitte Zach", murmel ich und ziehe ihm seinen Kittel aus. Er lässt es geschehen und schaut mich voller Liebe an.
"Aber wir müssen uns beeilen", murmelt er und küsst mich daraufhin leidenschaftlich, so das ich in seinen Mund stöhnen muss. Mit einer fließenden Bewegung reißt er meine Hose plus Boxershorts runter und dreht mich um, so das ich auf dem Bauch liege und er über mir. Zach verteilt heiße Küsse auf meinen Schulterblättern, "Ich liebe dich so sehr." Als Antwort stöhne ich ein weiteres mal auf, als seine Lippen eine brennende Spur nach unten zu meinem Hintern küssen. Mit aller Kraft drehe ich mich unter ihm und ziehe sein Gesicht zu mir, "Wollten wir es nicht schnell machen?"
Leicht benebelt vor Lust, grinst Zach und zieht sich in Rekordzeit aus. Komplett nackt legt er sich auf mich und stützt sich, jeweils links und rechts von meinem Kopf auf seinen Unterarmen ab. Sein Mund trifft auch meinen, während sein Hände an mir rauf und runter gleiten.
"Ich liebe alles an dir", nuschelt er an meine Lippen.
"Und ich liebe dich", murmel ich zurück und küsse meinen Weg zu seinen Schultern.

Erstaunlich das wir es geschafft haben zu kommen und uns gleichzeitig noch Zeit zu lassen. Schwer atmend rollt sich Zach auf die Seite und versucht genauso erfolglos wie ich, seinen Atem zu beruhigen.
"Das war... intensiv", lacht er abgehackt und steht auf um sich anzuziehen. Auch ich ziehe mir schnell meine Hose und Boxershorts hoch und ziehe mein T-Shirt wieder runter, nachdem ich meinen Bauch 'sauber gemacht', habe.
Als Zach fertig angezogen ist, fährt er sich durch die Haare, "Jetzt bin ich definitiv etwas entspannter."
"Ich hab es bemerkt, deinen ganzen Stress hast du an mir abgebaut", grinse ich und werfe ihm einen Luftkuss zu, da er zu weit von mir entfernt steht.

"Wird Zeit, dass wir dich unter Narkose setzen", sagt er mit einem Blick auf die Uhr.
Ich verziehe das Gesicht, "Ach stimmt, da war ja was."
"Hab ich dich um den Verstand gefickt, baby?", frech grinst er mich an setzt sich an die Bettkante.
"Hast du Angst das ich dich noch einmal zum Sex verführe?", konter ich gekonnt, angesichts der Tatsache, dass er absichtlich Abstand bewahrt.
Zach verdreht die Augen, "Ha. Ha. Ich werde jetzt mal die Schwestern an Piepsen und dann kann es los gehen."
Mit diesen Worten steht er auf.

"Zach?"
Er schaut abwartend zu mir, "Was ist los, Weather?"
Wie soll ich das bloß in Worte umformulieren damit er mich nicht für vollkommen verrückt hält?
"Wenn du... während der Operation die Nerven verlieren solltest oder etwas schief laufen sollte und du nicht mehr weiter weißt, dann... sing einfach", sage ich leise.
Zach zieht eine Augenbraue hoch, "Ich soll singen?"
"Ja...Stell dir vor, du sitzt mit mir im Auto und wir singen schief zu den Liedern im Radio mit. Vielleicht hilft es", versuchen kann man es ja mal.
Mit angedeuteten Nicken wendet er sich von mir ab.
Nach ein paar Minuten stürmen dann auch zwei Schwestern ins Zimmer und fangen an, mich zu befummeln und unter Narkose zu setzen.
Das letzte was ich sehe ist das leichte Lächeln von Zach.

Zach POV:

Um Kai zu ermutigen, versuche ich mich an einem Lächeln, ehe er eingeschlafen ist. Als er sich nicht mehr bewegt, wird er aus dem Zimmer geschoben und in den OP-Saal gebracht. Auch ich begebe mich dorthin und treffe alle Hygienemaßnahmen, die vorgeschrieben sind ehe ich den Operationssaal betrete. Sichtlich nervös schreite ich zu dem OP- Tisch, auf welchem Kai friedlich schlafend liegt. Warum fühlt sich alles gerade so an wie in meinen Träumen? Es muss einfach gut gehen.

Kai werden gerade die Haare abrasiert, er wird das nicht gut finden. Aber das Leben ist nunmal kein Ponyhof. Als sein Kopf kahl ist, schauen alle zu mir, weshalb ich ihnen zu nicke.
"Dann feuern wir mal den bösen Buben", murmel ich, weshalb ich schräge Blicke, was mir aber am Arsch vorbei geht.
Wir beginnen mit der OP und ich achte sorgfältig auf jeden einzelnen Schritt den ich machen muss, wobei mich das Piepen von dem EKG begleitet.

Gerade als ich den Tumor entfernen will, fangen die Probleme an. Ich versuche, ruhig zu bleiben und die Konzentration zu behalten. Mühsam schaffe ich es letzten Endes alles zu entfernen, doch plötzlich passiert das, was ich befürchtet hatte und das, was bis jetzt in jeden Traum passiert ist.
"Hirnblutung!", rufe ich und beginne sofort, die Blutung mit Hilfe eines Assistenten zu stoppen, aber es will einfach nicht aufhören. Verdammt! Ich kann das doch nicht zulassen...Er zählt auf mich!
"Die Blutung wird immer stärker, Dr. Bates", sagt der Assistent, weshalb ich wütend knurre.
"Glaubst du, ich seh das nicht", fahre ich ihn an, woraufhin er deutlich zusammen zuckt.
"Dr. Bates Sie müssen etwas machen", sagt eine andere Assistenzärztin.
Gereizt beiße ich die Zähne zusammen, "Könnt ihr alle mal eben die Fresse halten? Danke."

Okay, Zach. Du musst die Nerven behalten. Sofort fallen mir die Worte von Kai ein.
Stell dir vor, du sitzt mit mir im Auto und wir singen schief zu den Liedern im Radio mit.
Ich schließe die Augen, aber nur kurz genug um mir vorzustellen, dass Kai bei mir ist, dann öffne ich sie wieder.

"You say goodbye in the pouring rain and I break down as you walk away, stay, stay", fange ich leise an zu singen. Kaum zufassen das ich dass wirklich tue.
"Cause all my life I felt this way but I could never find the words to say, stay, stay", singe ich weiter und fange erneut an die Blutung zu stoppen, bitte, bitte hör auf zu bluten.
"So you change your mind and say you're mine don't leave tonight, stay", flüster ich und gebe mein Bestes um das Blut aufzuhalten.

Tränen sammeln sich in meinen Augen, "Stay with me."

_____________________________________

Es tut mir so leid, dass Samstag kein Kapitel kam. Ich hoffe euch gefällt das Kapitel
Ich wünsche euch eine erholsame Woche :)

Steps of WeatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt