Fifty Seven

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Ich glaube, es ist an der Zeit eine Entscheidung zu treffen.

Hm, leichter gesagt als getan. Grübelnd lehne ich mich an meinen Freund und verenge meine Augen. AHA! Ich habs! Grinsend strecke ich einen Finger in die Luft und tue so, als ob über meinem Kopf eine Glühbirne erscheint. Die Idee dir mir kam, ist ganz einfach. Wenn Zach in den nächsten 5 Minuten sagt, dass er mich liebt, dann mache ich die OP. Und die Zeit läuft ab... JETZT.

Angestrengt schaue ich Zach an, bis er meinen Blick bemerkt und sich mir irritiert zuwendet.
"Ist was?", fragt er.
Ich antworte ihm nicht sondern schaue ihn nur weiter an.
"Du machst mir Angst", murmelt Zach, bricht den Blickkontakt aber nicht ab.
Schon eine Minute und dreißig Sekunden um und alles was er bisher gesagt hat, ist das ich im Angst mache? Ist das etwa ein Zeichen dafür, dass ich die Operation nicht machen soll?

Zach räuspert sich, "Mal ehrlich, hab ich was im Gesicht?"
Langsam wende ich den Blick ab und schüttel den Kopf.
"Nein, alles gut", murmel ich und konzentriere mich auf den Uhrzeiger. Noch drei Minuten.

"Willst du noch irgendwo hin oder warum starrst du die ganze Zeit auf die Uhr?", fragt er leicht genervt.
Super, jetzt nerve ich ihn auch noch. Ich drehe mich wieder zu ihm und drücke einen kleinen Kuss auf seine Lippen.
"Nicht genervt sein", flüstere ich an seine Lippen.
"Wie könnte ich jemals von dir genervt sein?", gibt er leise zurück und gibt mir noch einen Kuss.
Wird er es noch sagen? Seine Augen strahlen eine Wärme und Liebe aus, heißt das, ich sollte die OP doch machen?

"Du starrst mich schon wieder so gruselig an, Weather", schmunzelt Zach.
Seufzend schaue ich auf die Uhr, um festzustellen, das nur noch eine Minute übergeblieben ist.
"Keine Sorge, Ich liebe dich trotzdem. Auch wenn du Komisch bist", gluckst er und küsst meine Schläfe.

Ich erstarre.
Er hat es gesagt. Heißt das, ich muss die Operation jetzt machen?
Ist das die richtige Entscheidung?
Naja, auf jedenfall würde ich leben und meine Familie, Freunde und Zach würden mich nicht verlieren. Ich bin echt gestört! Das hat doch nichts zu sagen. Ich kann doch nicht so eine wichtige Entscheidung einfach danach entscheiden, ob Zach sagt, dass er mich liebt und das in weniger als 5 Minuten.
Jetzt weiß ich es ! Ich erstelle eine Pro und Contra- Liste.

Zach stubst mich an und holt mich damit in die Wirklichkeit zurück. Wie Unhöflich!
"Pssht! Störe meine Diskussion nicht", sage ich. Zach schaut mich perplex an und blinzelt ein paar mal, aber er sagt nichts mehr.

So wo war ich stehen geblieben. Was spricht für und gegen die OP?
Dagegen, es könnte etwas schief laufen.
Dafür, ich wäre am leben.
Dagegen, ich wäre vielleicht für den Rest meines Lebens auf die Hilfe anderer angewiesen.
Dafür, meine Eltern würden ihr einziges Kind nicht verlieren.
Dagegen, ihr einziges Kind würde vielleicht behindert sein.
Dafür, Zach und ich hätten eine Zukunft.
Dafür, wir würden zusammen alt werden.
Dafür, wir würden heiraten.
Dafür, wir würden Kinder adoptieren. Dafür, ich würde endlich richtig glücklich sein.
Dafür, Zach würde nicht wieder seine Liebe und damit auch sein gebrochenes Herz verlieren.

Hm, ganz schön viele Pro's. Aber... die kann man auch zu einem Punkt zusammenfassen! Und wer trifft schon eine wichtige Entscheidung mit hilfe einer Pro und Contra-Liste?

Okay wie wärs damit, Zach muss sagen, an welche Zahl ich denke und wenn er richtig geraten hat, mache ich die Op! Ich nehme die Zahl... 6.

"Du?", frage ich und warte bis er mich anschaut.
"Ja?", Zach schaut mich abwartend an.
"Rate mal, an welche Zahl ich denke", sage ich.
Ohne zu überlegen antwortet er, "6."
Mir klappt der Mund auf. Wie hat er das gemacht?
"Na ganz einfach, 6 ist deine Lieblingszahl", lacht er und zieht mich näher an sich.
"Hab ich das laut gesagt?", meine Wangen färben sich rot.
Er nickt, "Ja. Und jetzt sag mir, was los ist."
"Nichts ist los", lüge ich und stehe auf, "ich hole mir kurz ein Glas Saft."

Steps of WeatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt