Leer starre ich an die Decke und lausche den gleichmäßigen Atemzügen von Zach, welcher schon seit einer Weile eingeschlafen ist. Ich drehe meinen Kopf zu ihm, der Abstand zwischen uns beiden ist immer noch da. Vielleicht ist das auch besser so. Mit einem Seufzer setze ich mich auf und schaue mich nach meinem Rollstuhl um, bis mir einfällt, dass Zach mich ja getragen hat und er deshalb höchstwahrscheinlich noch im Auto liegt. Verdammt! Ich könnte ja auch auf dem Boden kriechen, aber wenigstens ein bisschen Würde, will ich mir noch erhalten.
Alles wäre so viel leichter, wenn ich einfach einschlafen könnte, doch das kann ich schon seit der Operation nicht mehr. Okay, ich kann schon einschlafen, aber ich werde relativ schnell wieder wach oder träume schlecht. Warum sollte ich auch gut schlafen können? Warum sollte ich mir etwas vorspielen? Ich habe keinen Grund, um ruhig schlafen zu können. Jedes mal, wenn ich meine Beine bewegen will, werde ich daran erinnert, ein Krüppel zu sein. Ich fühle mich nutzlos. Ich bin nichts geringeres als eine Bürde für alle. Vielleicht sollte ich... stumm schüttel ich den Kopf und lasse meinen Tränen freien lauf.
Mit einem letzten Blick zu Zach, welcher immer noch tief und fest schläft, versuche ich mich, so geräuschlos wie möglich, am Bett herunter gleiten zu lassen. Es bleibt mir doch nichts anderes übrig, als mich auf dem Boden, aus dem Zimmer, zu wälzen. Das ist so erniedrigend. Schluchzend versuche ich weiter, mich mit aller Kraft voran zu schieben, bis ich endlich im Flur angekommen bin und mich an die Wand lehne. Ich lasse meinen Kopf gegen die Wand fallen und kämpfe gegen den Drang, laut zu schreien. Tief einatmen, Kai, gleich hast du es geschafft.
Ich ziehe mich das letzte Stück bis ins Wohnzimmer und suche mit meinen Augen den Raum ab. Da! Auf dem Couchtisch liegt das kleine elektronische Gerät, welches ich gesucht habe. Als ich den Tisch erreicht habe, greife ich behutsam nach dem Telefon und schmeiße es auf die Couch, ehe ich versuche mich hochzuziehen. Erschöpft sinke ich in mich zusammen, ich schaffe es nicht.
"Wahrscheinlich habe ich mich schon zu sehr überanstrengt", flüster ich bitter zu mir selbst. Ich schnappe mir also wieder das Telefon von der Couch, was auch nicht gerade einfach ist und bleibe einfach auf dem Boden liegen. Zittert tippe ich die Ziffern ein, von der einzigen Handynummer, die ich aus dem Kopf kann. Schon scheiße, dass nicht nur der Rollstuhl, sondern auch mein Handy noch im Auto liegt.Ich halte mir das Handy ans Ohr und lausche dem Klingeln. Bitte geh ran, flehe ich still, während die Tränen ununterbrochen fließen.
"Wer zur Hölle ist da und warum weckst du mich um diese Uhrzeit?!", knurrt eine müde und angepisste Stimme.
Ich unterdrücke ein Schluchzen und halte mir die Hand vor den Mund.
"Hallo?", murmelt die schläfrige Stimme."I-ich brauch j-jemanden z-zum reden", weine ich ins Telefon und höre wie an dem anderen Ende der Leitung geflucht wird.
"KAI? Was ist los? Wo bist du? Gott, ist alles in Ordnung? Natürlich nicht, sonst würdest du ja nicht weinen. Süßer, rede mit mir", bittet Austin besorgt am Telefon.
Schnell wische ich mir die Tränen weg, "Ich weiß auch nicht, was mit mir nicht stimmt. Ich kann nicht mehr schlafen, ohne immer aufzuwachen. Ich kann nicht denken, ohne gleich schlecht von mir zu reden. Ich fühle mich... scheiße. Buchstäblich wie scheiße. Und nutzlos, Gott, ich fühle mich so nutzlos, das kannst du dir gar nicht vorstellen."
Es raschelt am Telefon und im Hintergrund höre ich jemand anderen sprechen.
"Ich weiß wirklich nicht was ich sagen soll. Schließlich bin ich kein Autor, der seinen Figuren immer perfekte Reden und Sprüche in den Mund legt. Wo bist du Kai?", fragt Austin."Bei Zach", flüster ich und schaue mich um, nur um sicher zu gehen, dass Zach nicht im Raum ist.
"Und wo ist dein Freund jetzt?", fragt auf einmal ein wütender Jai, "Er kann dich doch nicht einfach alleine lassen!"
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Steps of Weather
Teen FictionFang nie an aufzuhören, hör nie auf anzufangen. Kais Leben ist nicht einfach, war es nie, wird es nie. Er kam mit starken Kopfschmerzen ins Krankenhaus und ging nach Hause mit einem Gehirntumor. Wer hätte gedacht, dass Dr. Google einmal richtig lie...