Eighty Five

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Was wäre wenn...

Genervt setze ich mich auf die Liege des Behandlungsraumes und lasse die Beine purzeln. Wieso kann dieser doofe Arzt nicht einmal pünktlich kommen? Ich könnte kotzen. Wortwörtlich. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass dieser inkompetente Arzt schon eine viertel Stunde zu spät ist. Darf man überhaupt als Arzt einen totkranken Jungen warten lassen? Wenn ja, sollte es verboten werden. Ich hab bessere Dinge zu tun, als hier rumzuhocken, zum Beispiel mit meinem Freund rumzumachen. Der Gedanke an ihn, lässt mich grinsen, wie ein Honigkuchenpferd. Ich habe echt einen Volltreffer gelandet mit ihm.

Die Tür geht auf und Dr. Bates kommt rein. Mit freundlichem Lächeln und einem Nicken, begrüßt er mich.
"Guten Morgen, Kai. Wie geht es dir heute?", fragt er.

Ich verdrehe die Augen und erwidere sarkastisch, "Super, wie immer."

"Das freut mich", sagt er und ignoriert meinen Sarkasmus gekonnt, er hatte ja auch genug Übung. Ist ja nicht das erste mal, dass ich ihm sarkastisch antworte.

"Hast du deine Tabletten auch wie vorgeschrieben genommen?", fragt er und zieht eine Augenbraue hoch.

"Kann Ihnen doch egal sein", murmel ich und rutsche soweit auf der Liege zurück, so das ich mich mit dem Rücken gegen die Wand lehnen kann.

Dr. Bates seufzt und kommt zu mir, "Du hast recht, es kann mir egal sein. Du musst für dich selbst entscheiden, ob du sie nimmst oder nicht, aber glaub mir, diese Entscheidung betrifft nicht nur dich."

Ich nicke genervt, "Ich weiß, damit kommen Sie mir jedes mal. Können wir es jetzt einfach hinter uns bringen?"

"Sicher", antwortet er.

Nach einer halben Ewigkeit und dem Ergebnis, dass mein Tumor weiter sein unwesen treibt, kann ich dann auch endlich das Behandlungszimmer verlassen und laufe zum Wartebereich, wo mein Freund mit einem Buch in der Hand sitz und liest. Als ich näher komme, hebt er den Kopf und schaut mich abwartend an. Ich weiß genau, auf was er wartet.

"Das Übliche, können wir jetzt gehen?", frage ich leise.

Jai beeilt sich zu nicken und legt einen Arm um meine Schulter.
"Alles klar babe, wie wärs mit einem Aufmunterungseis bei Mcces?", lächelt er, da er meine Antwort schon kennt.

"Das fragst du noch?", grinse ich und ziehe ihn schnell hinter mir her, bis zu seinem Auto.

"Mit extra viel Schokosoße", betonend leckt er sich über die Lippen.

Ich unterdrücke ein Kichern und zwinkere ihm zu, "Also zum Mitnehmen?"

"Definitiv zum Mitnehmen", murmelt er, wobei seine Stimme einen rauen Unterton bekommt.

Gesagt getan.

Bei McDonald's angekommen, nehme ich die Eisbecher entgegen und lasse Jai bezahlen, während ich mir schon innerlich ausmale, wie Jai mir die Schokosoße vom Körper leckt. Stöhnend greife ich mir in den Schritt und schau zu Jai, welcher gerade wieder losfährt.

"Wir sind gleich da", grinst er, als er mir einen Seitenblick zu wirft. Als ich anfange, auf dem Sitz hin und her zu rutschen, gibt Jai noch mehr Gas, so das wir kurze Zeit später sein Haus erreichen.
Ich springe förmlich aus dem Wagen und schließe die Tür auf, da ich einen Ersatzschlüssel habe. Mit dem Eis in der Hand, laufe ich in sein Zimmer und lege mich aufs Bett, mit dem Eis neben mir.

Jai kommt kurze Zeit später ins Zimmer und grinst, als er mich so liegen sieht.
"Zieh dich aus Babe", murmelt er mit feurigem Blick.
Sofort tue ich, was er sagt, denn meine Haut brennt förmlich unter seinem Blick.

Steps of WeatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt