Hundred

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"Bereust du es?"

"Was?"

"Bereust du es, mich zu lieben?"

"Nein."

"Ich könnte es verstehen."

"Ich weiß."

"Also?"

"Also was?"

"Bereust du es?"

"Ich kann es nicht bereuen, weil ich es nicht entschieden habe."

"Wie meinst du das?"

"Ich habe mich nicht dazu entschieden, dich zu lieben. Es ist einfach passiert, du bist passiert."

"Aber du hast entschieden, ob ich weiter in deinem Leben vorkomme."

"Ich hatte keine Wahl."

"Man hat immer eine Wahl."

"Nicht, wenn deine Wahl gegen das Universum spricht."

"Ich wünschte, wir hätten uns nie kennengelernt."

"Warum?"

"Weil du mit dem Schmerz weiterleben musst und ich nicht. Das ist nicht fair."

"Ich bereue es, aber nur weil ich dir falsche Hoffnung auf ein Leben  gemacht habe, welches du nicht erleben wirst."

"Zach...", flüstert er und drückt seinen Kopf an meine Brust, als ich leise anfange zu weinen.

"Hör auf an mich zu denken."

Ich zucke aus meinen Gedanken und wische mir über das Gesicht. Reiß dich zusammen Zach!

"Ja, reiß dich zusammen du Idiot", sagt Kai und verdreht die Augen.

Schnaubend ignoriere ich ihn und binde mir meine Fliege, "Du hast leicht reden, weißt du, wie schwer mir das fällt?"

Seufzend setzt er sich auf unser Bett und verschränkt die Arme vor der Brust, "Na klar weiß ich das, Beerdigungen sind nie schön."

"Es ist nicht nur Irgendeine!", rufe ich wütend und werfe meine Fliege nach ihm, als ich aufgegeben habe, mir eine zu binden.

"Ich weiß!", sagt er genervt, "Ich hab es kapiert! Okay? Es bringt nur nichts, wenn du dich an etwas festhälst, was nicht mehr existiert. Es wird dich umbringen."

Mit leerem Blick schaue ich an ihm vorbei und entdecke ein Foto von uns beiden auf seinem Nachttisch.

"Und wenn schon", murmel ich und nehme das Bild in die Hand.

"Das war am Meer, weißt du noch? Wir haben Muscheln gesammelt und unsere Namen in den Sand gezeichnet, während die Sonne untergegangen ist", flüstert er und legt seine Arme von hinten um mich.

Lächelnd schließe ich die Augen, "Wie könnte ich das vergessen, Weather."

Ein Klopfen lässt mich hochschrecken. Austin steckt den Kopf in mein Zimmer und schaut sich kurz um, bevor er seinen Blick wieder auf mich richtet, "Wir sollten bald los."

"Ich bin gleich da, gib uns nur noch eine Minute", nicke ich und greife wieder nach der Fliege.

Austin sieht so aus, als ob er etwas sagen möchte, beschließt aber leise zu sein und mir die Fliege aus der Hand zu nehmen. Schweigend richtet er meinen Kragen und bindet mir mit Leichtigkeit eine nahezu perfekte Fliege.

"Na komm, lass uns los", flüstert er und verlässt den Raum, aber nicht ohne mich noch einmal kurz zu studieren.

Fertig angezogen halte ich Kai meine Hand hin und ziehe ihn mit mir aus dem Haus.

Steps of WeatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt