Seventy Three

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Gott steh mir bei, dass ich diesen Tag hier überstehen werde. Ich weiß, ich hab mich lange nicht gemeldet, naja, wohl eher gar nicht, aber darum geht es nicht. Wir sind doch alle deine Kinder oder? Und das heißt das du uns als Vater lieben und beschützen musst. Und ich brauche dringend deine Hilfe. Ich schildere dir kurz mal die Situation. Logan, der ehemalige vermeintliche Stalker von Austin, hat es wahrscheinlich auf mich abgesehen und jetzt will er mit mir die Pause verbringen. Woher ich das weiß? Er winkt mich gerade an seinen Tisch, an dem er ganz alleine sitzt. Ich habe irgendwie Mitleid mit ihm, aber er ist auch richtig unheimlich. Vor allem den Zettel, den er mir geschrieben hat, war mehr als gruselig. Was soll ich nur tun?

Ich sende meine imaginäre Sprachnachricht an Gott ab und schaue ungeduldig nach oben. Na toll, war ja klar, dass alles an mir hängen bleibt. Ich habe zwei Optionen. Option 1, ich setze mich zu ihm. Kontra, er wird sich nur falsche Hoffnungen machen, Austin wird ihn bestimmt angreifen und außerdem habe ich tierische Angst vor ihm. Option 2 wäre, ich ignoriere ihn und setze mich zu meinen Freunden. Kontra, ich würde Schuldgefühle kriegen, ihn ganz alleine am Tisch essen zu lassen und er würde vielleicht nur noch stärker versuchen, meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Warum müssen Entscheidungen immer so schwer sein?

"Kaily, kommst du?", reißt mich die Stimme von Austin aus meinen Gedanken. Austin steht mit verschränkten Armen und gehobener Augenbraue vor mir.

Ich werfe einen kurzen Blick zu Logan, "Ich hatte eigentlich überlegt, mich heute zu Logan zu setzen", gebe ich zögerlich zu.

Sofort verengen sich die Augen von Austin und er ballt die Fäuste zusammen. "Du musst dich von ihm fernhalten, Kai! Er ist nicht gut! Vertrau mir, bitte!", fleht er und nimmt meine Hand.

"Okay", sage ich überfordert und drücke seine Hand sanft, "Ich vertraue dir."

"Gut, ich hatte schon an deinem gesunden Menschenverstand gezweifelt", grinst er, doch ich kenne ihn lange genug, um die Besorgnis und die Angst in seinen Augen abzulesen.

Wir setzen uns an unseren Tisch, wo Jai und die Anderen schon auf uns warten und ein Blick zu Logan genügt, um zu wissen, dass er es ganz und gar nicht gut findet, dass ich mich nicht zu ihm gesetzt habe. Austin folgt meinem Blick schnaubt angewidert, weshalb Jai ihn mit der Schulter anstubst und leicht den Kopf schüttelt.
"Ignorier ihn einfach Cuddles", murmelt Jai und beißt von seinem Brot ab.

"Mach ich doch", grummelt Austin und schiebt sein Essen von sich, was mich und Jai fast gleichzeitig seufzen lässt.

"Du sollst Logan ignorieren, nicht dein Essen", sagt Jai und schiebt Austin sein Essen wieder hin. Dieser verdreht die Augen, fängt aber trotzdem an zu essen, als Jai ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue ansieht.

Auch Elena scheint Logan nun zu bemerken, "Was starrt der dich so an Kai?"

Ich zucke mit den Schultern, "Keine Ahnung, er wollte heute mit mir zusammen Essen, hat er mir zumindest geschrieben."

Austin verschluckt sich an seinem Trinken. "Du hast ihm deine Nummer gegeben?", fragt er hustend.

"Nein, natürlich nicht!", ich schüttel den Kopf, "Ich weiß nicht woher er meine Nummer hat."

"Entschuldigt die Störung", sagt Logan, der plötzlich an unserem Tisch steht. Austin spannt sich sofort an und Jai sieht so aus, als ob er Logan gleich umbringen will.

"Was willst du?", zischt Austin und steht von seinem Stuhl auf.

Die beiden stehen sich gegenüber und Logan lacht vergnügt, "Von dir nichts!"

"Ich wollte Kai fragen, ob er sich vielleicht zu mir setzen will, damit er nicht mit einem asozialen Arschloch wie dir an einem Tisch sitzen muss", lächelt er und streichelt Austin über die Wange. Sofort ist Jai an Austins Seite und schlägt Logans Hand weg.

Steps of WeatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt