Seventy Two

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Es ist erst mein zweiter Schultag, aber ich fühle mich schon wie ein Gefangener. Zach hilft mir in den Rollstuhl und guckt mich schadenfroh an. "Weißt du, wenn ich dein Lehrer wäre, würde ich dich nach dem Unterricht immer zu mir rufen und dir Ersatzleistungen anbieten", grinst er und leckt sich über die Lippen.

Mit großen Augen gebe ich ihm einen Schlag auf den Arm. "Was ist den in letzter Zeit nur mit dir los?", murmel ich mit roten Wangen.

"Nichts, was soll mit mir sein?", lächelt er unschuldig, weshalb ich lediglich eine Augenbraue hochziehe. "Ich mach doch nur Spaß, Weather", lacht Zach, als ich ihm nicht antworte.
"Du hast definitiv zulange mit Austin verbracht", erwiedere ich.

Er schmunzelt, "Warum das denn?"

"Weil du neuerdings so pervers bist."

"Ich bitte dich, das war ich doch schon die ganze Zeit, nur habe ich mir das nicht anmerken lassen", zwinkert er und legt mir meine Tasche in den Schoß.

Ich schüttel lächelnd den Kopf, "Wo ist der Zach geblieben, der mir immer unnötige Fakten oder Gedanken erzählt?"

"Der ist auch hier drinne", sagt er und zeigt auf sich, "du hast also ein all-inclusive-Paket mit mir gewonnen."

"Das habe ich in der Tat ", lache ich.

Nickend legt er eine Hand auf meine Schulter und drückt sie leicht. "Wusstest du, dass das Ausrutschen auf einem Delphin die weltweit 23751.-häufigste Todesursache ist?", fragt er grinsend.

"Das meine ich", rufe ich freudig, "genau diese unnötigen Fakten!"

Gespielt geschockt reißt er die Augen auf, "Die sind doch nicht unnötig!"

"Ein bisschen schon", grinse ich und schnipse ihm gegen die Stirn, was ihn schmollen lässt. "Denkst du, alles passiert aus einem Grund?", frage ich leise.

Zach zieht die Augenbrauen zusammen und atmet tief ein. "Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung Weather", antwortet er, "Wieso fragst du?"

"Naja wenn Fin nicht gestorben wäre, wärst du nie hier her gezogen, dann hätten wir uns nicht kennengelernt und ich hätte die Operation wahrscheinlich nicht gemacht", sage ich zögernd.

"Daran hab ich nie gedacht. Aber dann hättest du einen Anderen gefunden, vielleicht sogar einen besseren als mich, wer weiß. Und ich glaube, die OP hättest du auch ohne mich gemacht", meint mein Freund und zuckt mit den Schultern.

Ich schüttel wie wild den Kopf, "Niemals hätte ich jemanden besseres als dich finden können und ich will auch keinen Anderen haben."

"Hör mal", er kniet sich vor mich und schaut mir ernst ins Gesicht, "Nur weil wir jetzt im Augenblick zusammen sind, heißt das nicht, dass wir auf ewig zusammenbleiben werden. Natürlich wäre das toll, aber du bist noch so jung und ich bin dein erster Freund, verstehst du, was ich dir damit sagen will?"

"Meine Eltern sind seit der Schulzeit zusammen und meine Mom hat mir mal erzählt, dass Dad ihr erster Freund war... und jetzt sind sie verheiratet", kontere ich.

Er seufzt, "Das heißt aber nicht, dass das in unserem Fall genau so ablaufen muss. Obwohl ich zugeben muss, dass es wirklich schön wäre, meine Zukunft mit dir zu verbringen."

Das wird er auch, dafür werde ich schon sorgen. Wie kann er nur denken, meine Liebe für ihn könnte jemals verblassen? Okay, ich bin noch jung und unerfahren, bla bla... aber er bedeutet mir so viel, er hat mir wieder Hoffnung gegeben, mir Liebe geschenkt und mir Mut gemacht, meinem Leben noch eine Chance zu geben. Er hat mir das Leben gerettet. Ja... er hat mich gerettet! Er rettet mich jeden Tag, wenn er lächelt, lacht, Witze reißt, unnötige Fakten aufzählt. Und ich glaube, dass er gar nicht realisiert, wie ernst diese Beziehung für mich ist und wie sehr ich ihn liebe.

Steps of WeatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt