Ninety Nine

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Leise setze ich mich auf und betrachte die Tropfen, die seinen Rücken  herunterlaufen und in seinem Handtuch verschwinden.
Zach steht mit dem Rücken zu mir am Schrank und sucht seine Sachen zusammen.

"Gefällt dir die Aussicht?", lacht er plötzlich leise und lässt das Handtuch fallen.
"Woher weißt du-"

"Woher ich weiß, dass du wach bist?", fragt er und dreht sich um, so dass mein Blick automatisch auf seine untere Region fällt.

Ohne den Blick abzuwenden, nicke ich.
Lachend schnipst Zach einmal mit seinen Fingern, "Meine Augen sind hier oben."

"Wer sagt, dass ich in deine Augen schauen will?", grinse ich und strecke die Hände nach ihm aus. Sofort klettert er auf dem Bett zu mir und setzt sich rittlings auf mich drauf.

Ich blicke auf die Uhr, "Du hast noch ne halbe Stunde."
"Und ich muss mich noch anziehen, etwas essen und einen Kaffee trinken", entgegnet Zach und gibt mir einen kurzen Kuss.

"Dann geh von mir runter, damit ich wieder schlafen kann", sage ich und gebe ihm einen Klaps auf den Po, weswegen er lachend die Hände hebt und aufsteht.

"Aber denk dran mich heute gleich nach der Untersuchung zu suchen oder anzurufen, verstanden?", erinnert er mich und gibt mir nochmal einen Kuss.

Ich beiße mir auf die Lippe, "Was wenn..."

"Dann machen wir das Beste daraus", flüstert er, noch bevor ich meinen Satz zu Ende bringe. Nickend lege ich mich wieder hin. Noch bevor Zach überhaupt den Raum verlassen hat, fallen mir die Augen schon wieder zu und ich schlafe wieder ein.

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Schon seit einer halben Ewigkeit sitze ich hier und möchte mir am liebsten die Ohren zu halten. Ich möchte meine Augen abwenden, doch sie bleiben an der Hand meines Vaters hängen, welche den Stuhl so hart umklammert, dass seine Knöchel weiß hervortreten.

Ich habe noch keinen Blick auf die Bilder geworfen. Ich habe noch kein Wort gesagt, nachdem der Arzt, Dr. Martinez angefangen hat, mit uns zu sprechen. Ich höre noch nicht einmal hin, als er sagt, was zu sagen ist. Ich nehme es einfach nicht war.

Doch nun, als mein Vater meine Hand nimmt, und Tränen ihm über die Wangen laufen, brauche ich auch nicht mehr zu zuhören. Ich wende den Blick ab und setze mich mit meinem Rollstuhl in Bewegung.

"Wir müssen unser weiteres Vorgehen besprechen, Mr. Fairchild', sagt Dr. Martinez in einem beruhigenden Tonfall, doch ich höre nicht zu, sondern öffne stattdessen die Tür und rolle mich langsam durch den Gang, ohne ein bestimmtes Ziel. Naja vielleicht habe ich doch ein Ziel, welches wäre, Zach nicht zu begegnen, während ich durch den Gang rolle.

"Weather!"

Die Welt war gegen mich.

Ich komme zum stehen und warte bis er sich vor mich kniet, die Augen hoffnungsvoll blickend, seine Lippen zu einem Lächeln geformt.

"Sag mir, dass ich überreagiert habe", grinst er und legt eine Hand auf meinen Oberschenkel.

Schweigend blicke ich die Hand an, anstatt zu antworten und lege meine auf seine.

"Kai? Sag mir, dass ich überreagiert habe. Bitte", wiederholt er und seine Hände fangen an zu zittern. Er soll nicht traurig sein, er verdient es nicht, noch einmal verletzt zu werden.

Nein du hast nicht überreagiert, denke ich während ich mit Tränen in den Augen nicke, "Du hast überreagiert, Zachy."

Mein Herz zieht sich noch mehr zusammen, also sein besorgter Gesichtsausdruck weicht und er anfängt zu strahlen.

Steps of WeatherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt