Kapitel 31

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Back to Emilias Point of View


Ich hab nicht sonderlich viel getrunken, es liegt also nicht am Alkohol, dass ich kurz nachdem Lando und ich zurück in seine Wohnung gekommen sind, in der Küche stehe und schwanke. Viel eher liegt es an all dem, was Lando mir gerade versucht zu erklären.
"Das Ganze Rumgetänzel zwischen uns, war also nur dazu da, mich zu beschützen, vor Dingen, die du bloß vermutest?" entgegne ich, aber spüre, wie mir bereits die erste Träne über die Wange kullert. Meine Mum liebt meine temperamentvolle, emotionale Art und begründet sie immer mit den italienischen Wurzeln in unserer Familie. Doch in Momenten wie diesen, in denen meine Emotionen meinen Aussagen die Ernsthaftigkeit nehmen, ärgere ich mich darüber.
Lando, der immer noch auf der Kücheninsel hockt, blickt betroffen drein, nickt aber stumm.
Und ja, ich weiß, ich müsste erleichtert sein. In den letzten Minuten hat Lando mich so tief in seine Gefühlswelt blicken lassen und so viele Missverständnisse aufgeklärt. Er hat mir unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass das, was zwischen uns ist, auch ihm etwas bedeutet. Und trotzdem macht es mich so unglaublich wütend, wenn Leute Entscheidungen über meinen Kopf hinweg treffen. Vor allem, wenn sie es aus dem Gefühl heraus machen, dass sie glauben, mich beschützen zu müssen. Weil ich ja traumatisiert wäre, nachdem was mit meinem Dad passiert ist.
"Du weißt aber, dass ich, egal was für ein psychisches Trauma ich deiner Meinung auch haben sollte, noch ein Mensch bin, der für sich selbst bestimmen und eine eigene Meinung haben darf? Und dass du kein Recht hast, über meinen Kopf hinweg Entscheidungen für mich zu treffen?" stoße ich hervor.
"Es war nicht fair von mir, Em. Ich hab's zu spät verstanden und es tut mir leid. Ich hab wieder alles zerdacht und viel zu viel in meinem Kopf gelebt. Ich wollte bloß dich und das, was zwischen uns ist, beschützen." erklärt Lando sich, springt von der Küchenzeile und stellt sich vor mich. Im nächsten Moment wischt er mir eine Träne von der Wange.
"Ich kann gut auf mich selbst aufpassen und hasse es, unterschätzt zu werden, Lando." entgegne ich, doch mein Ton wird sanfter, je näher er mir kommt.
Um Landos Lippen kräuselt sich ein leichtes Lächeln, als er nickend erwidert: "Glaub mir, das weiß ich, Emilia."
Es gäbe noch so viel zu bereden, doch nach der emotionalen Achterbahnfahrt, die dieser Tag mit sich gebracht hat, schlafe ich kurze Zeit später in Landos Bett ein, während er noch im Bad ist. Total unspannend, ich weiß. 

Auch Liv ist enttäuscht, als ich sie am nächsten Tag auf meiner morgendlichen Laufrunde anrufe und ihr vom gestrigen Tag erzähle.
"Egal, ihr kommt dieses Wochenende eh nicht drum herum, darüber zu sprechen, was das mit euch beiden jetzt ist." kommt sie zum Entschluss.
"Das befürchte ich auch." stimme ich ihr zu und halte vor einer Bäckerei, aus der es köstlich nach frischen Croissants riecht.
"Ach Em, tu nicht so. Ich weiß, dass du dir Klarheit wünscht, auch wenn du Angst hast, dich einem neuen Mann zu öffnen." trifft meine beste Freundin genau den wunden Punkt.
Ich seufze, aber weiß, dass sie recht hat. Nachdem wir uns verabschiedet haben, beschließe ich uns Frühstück zu kaufen und jogge damit zur Wohnung zurück.
"Ah, da ist sie ja. Du kannst also aufhören dir Sorgen zu machen." höre ich Landos Stimme aus der Küche, als ich zur Tür herein komme.
Als ich die Stimme meines Bruders durch den Lautsprecher höre, verstehe ich, dass Lando gerade mit Mick telefoniert.
"Sorry, ich hatte ja keine Ahnung, dass der Tag für deine Schwester mitten in der Nacht beginnt. Obwohl wir gestern aus waren." versucht Lando sich vor Mick zu verteidigen.
Ich hab die Wohnung um 7:30 verlassen, was versteht Lando bitte unter 'Mitten in der Nacht'? "Morgen, Mick." melde ich mich zu Wort.
"Heeey, Em! Gefällt dir Monaco?" begrüßt mein Bruder mich.
Ich packe die Tüte vom Bäcker auf die Kücheninsel und lehne mich über die Arbeitsplatte. "Bislang, ja. Mal schauen, was die Croissants können, dann geb ich dir Feedback." grinse ich. "Beneidenswert. Günther hat mir gerade ein Thunfisch-Tramezzini mitgebracht. Ich möchte ja nicht undankbar klingen, aber wer frühstückt sowas?" beklagt sich Mick, der in Italien bei Haas sitzt. Lando gibt Kotzgeräusche von sich, dann verabschieden wir uns von Mick und Lando späht in die Tüte mit den Croissants.
"Vieeeel besser!" freut sich Lando wie ein kleines Kind. Während ich mich um Kaffee aus Landos Siebträgermaschine kümmere, deckt er den Tisch am Balkon zum Frühstücken.
"Ich kann's nicht glauben, dass du so eine Kaffeemaschine hast und sie nicht nutzt, weil du dich nicht damit auskennst." sage ich kopfschüttelnd, als ich mit den Kaffeetassen auf den Balkon komme.
Lando grinst verzwickt, als er beteuert: "Der Kaffee im Coffeeshop nebenan schmeckt auch ganz gut."
"Was steht heute an?" erkundige ich mich und beiße in das frische französische Buttercroissant. In diesem Moment habe ich alles, was mich glücklich macht. Ein perfektes Croissant, guten Kaffee, Sonne und Meerblick.
"Max hat uns auf sein Boot eingeladen." erwidert Lando, doch ich nehme ein leichtes Zögern in seiner Stimme wahr.
"Max wohnt doch nicht mal hier, oder?" hinterfrage ich, da ich der Meinung war, dass Max und Pietra nach wie vor in der UK wohnen und nur an manchen Wochenenden in Monaco sind. Lando räuspert sich. "Max und Kelly. Aber Max und Pietra wären auch dabei."
Das verändert das Ganze. Im Gegensatz zu Max, Landos bestem Freund, weiß Max Verstappen nichts von Lando und mir. Das nehme ich zumindest an.
"Ich bin mir sicher, Max und Kelly würden dicht halten." beteuert Lando, als könne er die Zweifel in meinem Kopf hören. Nachdenklich blicke ich aufs Meer hinaus und insgeheim freu ich mich, dass er mir die Entscheidung überlässt. Dass es für ihn in Ordnung zu sein scheint, noch jemanden am Grid von uns zu erzählen, gibt mir ein Gefühl von Sicherheit. Neben Mick wissen auch George und Carlos Bescheid, und ich weiß, dass Lando neben Carlos Max am nächsten steht.
"Wir müssen auch gar nichts sagen." schlägt Lando eine weitere, ziemlich dumme Option vor und ich sehe ihn skeptisch an.
"Und warum, um alles in der Welt, sollte ich dann das Wochenende bei dir verbringen?" Ich muss lachen und Lando stimmt mit ein.
"Ich könnte zufällig in dich rein gelaufen sein, und hab dann beschlossen dich mitzunehmen." gluckst Lando und springt von seinem Stuhl auf und auf mich zu. Er hebt mich aus meinem und wirft mich über die Schulter. Ich zapple wild, weil ich es hasse, mich so hilflos zu fühlen. 

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