Kapitel 48

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So ereignisreich wie der nächste Tag hinsichtlich der Arbeit ist, so ereignislos ist er in Bezug auf Lando und mich. Beide müssen wir früh los. Während er sich an der Strecke auf das erste und einzige freie Training vorbereitet, brunchen Carmen, Lily und ich gemeinsam in einem süßen Café in der Innenstadt von Miami. Danach geht es für uns gemeinsam zur Strecke. Die beiden verbringen den Tag jedoch im Paddock und im VIP-Bereich über den Boxen, während Kimi und ich beinahe den ganzen Tag in der Mercedes-Box sind. Für Kimi ist es von enormer Bedeutung, die Abläufe an den Renntagen mitzuerleben. Gerade ein GP wie Miami eignet sich perfekt dafür, da es aufgrund des Sprintrennens extrem viel zu sehen gibt. 


Das freie Training läuft für fast alle Fahrer eher holprig. Die Strecke ist sowieso keine einfache, zudem ist sie relativ neu und wurde kurz vor knapp noch abgeändert. Eine Kurve verläuft jetzt enger als geplant und ist schuld daran, dass wertvolle Trainingszeiten aufgrund einer roten Flagge verloren gehen. Charles hat die Kurve nicht gekratzt und scheidet aus dem Training aus. Die wenigen Stunden, die zwischen Training und Sprint-Quali liegen, werden für ein Meeting mit den Fahrern, Strategen und Engineers genutzt, um Zahlen und Ergebnisse zu besprechen, welche das Training geliefert hat. Damit später im Sprint-Quali alles nach Plan läuft. Kimi und ich sind überall hautnah dabei und der ganze Stress überwältigt nicht nur den jungen F2-Fahrer. Während Kimi auch das Sprint-Quali von der Box aus mitverfolgt, treffe ich mich kurz vor Start mit ein paar Leuten von Whatsapp. Whatsapp ist einer der größten Sponsoren von Mercedes und hat für das erste USA-Rennen der Saison eine riesige Promo-Aktion geplant. Passend zum Miami-GP gab es bereits letzte Woche eine Veranstaltung in New York City, auf der Lewis und Toto das neue Whatsapp-Emoji launchten. 

Zugegebenermaßen war es nicht ganz neu, es handelt sich dabei viel eher um eine Verwandlung

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Zugegebenermaßen war es nicht ganz neu, es handelt sich dabei viel eher um eine Verwandlung. Nämlich wird das rote Rennauto-Emoji jetzt nach dem Abschicken schwarz und bildet nicht länger einen Ferrari, sondern viel eher einen Mercedes ab. Passend zu dieser coolen Aktion soll die nächsten Tage auch eine Version des schwarzen Rennauto-Emojis in und vor der Mercedes-Box zu sehen sein. Bevor das letzte Meeting für diese Aktion ansteht, sehe ich mir aus dem VIP-Bereich das Sprint-Qualifying mit den Whatsapp-Mitarbeitern an, was zugegebenermaßen nicht sonderlich für Begeisterung bei mir sorgt. Die Mercedes-Piloten, sowie Mick, schaffen es nicht in die Top Ten, Lando muss sich mit dem 9. Platz zufriedengeben, Oscar wenigstens mit dem sechsten. Bloß Charles, der vom Training eigentlich nichts hatte, überrascht mit der zweiten Startposition.

Nachdem auf der Rennstrecke heute nichts mehr passiert, befinde ich mich noch viel zu lange in dem Meeting mit dem Whatsapp-Team. Es ist bereits 20 Uhr, als es an der Tür zu unserem Meetingraum klopft und George den Kopf zur Tür herein steckt.
"Wir sind durch mit unseren Teachings und ich wollte nur mal kurz einen Check In bezüglich der Aktion bekommen." erklärt er und gewinnt damit sichtlich die Sympathie der Whatsapp-Mitarbeiter. Während er in den Raum tritt, nehme ich hinter ihm in der Tür jedoch noch jemanden wahr und entschuldige mich von der Runde, die jetzt sowieso damit beschäftigt ist, George eine Kurz-Zusammenfassung von dem zu geben, was wir die letzten Stunden über besprochen haben. Ich schlüpfe durch die Tür und sehe am Gang erst nach rechts und links um zu checken, dass niemand hier ist, bevor ich Lando zur Begrüßung umarme. Er steckt in seinem McLaren-Teamdress und irgendwie ist das ungewohnt für mich. Bislang habe ich den privaten Lando gedatet, jetzt sehe ich das este Mal seitdem wir uns so nahe gekommen sind, den Rennfahrer vor mir.
"Hast du dich am Teamhaus geirrt oder willst du dich nun doch auf Lewis' Platz bewerben?" grinse ich ihn frech an.
Es ist die letzte Energie, die nach diesem anstrengenden Tag noch in mir steckt, doch Landos bloße Anwesenheit bringt sie problemlos zum Vorschein.
Lando lehnt sich schmunzelnd an die Wand mir gegenüber, bevor er erklärt: "Ich musste George bitten, mich reinzuschmuggeln. Eigentlich wollte ich dich ja abholen, aber es scheint so, als bräuchten sie dich hier noch?"
Ich nicke seufzend und bejahe damit Landos Vermutung, dass ich heute nicht mit ihm auf sein Hotelzimmer kommen kann. Er braucht Schlaf, schließlich steht morgen der Sprint und daraufhin gleich das Qualifying an. Und plötzlich macht mich der Gedanke an eine Nacht ohne den jungen Briten traurig.
Kein Wunder, dass ich versuche, Abstand zu wahren – es geht einfach viel zu schnell, dass ich mich emotional auf ihn einlasse.

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