Kapitel 114

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TW: Mutterschaft

Ich schließe meine Augen. An der Art und Weise, wie mein Bruder gerade meinen Namen ausgesprochen hat, weiß ich, dass mich das, was er gleich sagen wird, treffen wird.
Mick, der Tag für Tag mitbekommen hat, wie sehr ich darunter gelitten habe, Bens und mein Baby zu verlieren, wird es nicht einfach fallen, mir meine Hoffnung zu nehmen. Er wird wissen, dass, auch wenn das mit Lando viel zu früh wäre, ich mit dieser Enttäuschung erneut zu kämpfen haben werde. Er wird sich schon mal darauf einstellen, in Zukunft wieder ganz viel Zeit aufbringen zu müssen, mir über den Schmerz hinweg zu helfen.
Doch dann fragt er aufgewühlt: "Du bist schwanger?"

Und meine Welt hört für einen Moment auf sich zu drehen.
Ich öffne die Augen und starre Mick an, unfähig, ein Wort herauszubringen. Mick sieht mich an, und ich kann die Mischung aus Schock und Freude in seinen Augen erkennen. Er hat wahrscheinlich keine Ahnung, dass er der Erste ist, der das Ergebnis sieht.
Benommen taumle ich auf ihn zu, mit ausgestreckter Hand, um ihm den Test abzunehmen und es mit eigenen Augen zu sehen. Und tatsächlich zeigt der Test zwei Striche an. Klar und deutlich.

Mit offenem Mund sehe ich zu meinem Bruder auf, der erst jetzt realisiert, dass ich bislang völlig ahnungslos war

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Mit offenem Mund sehe ich zu meinem Bruder auf, der erst jetzt realisiert, dass ich bislang völlig ahnungslos war.
"Du wusstest es noch nicht?"
Ich schüttle langsam den Kopf und lasse den Test sinken. In diesem Moment fühle ich mich, als wäre ich auf einer Achterbahn der Gefühle. Angst, Freude, Verwirrung – alles drängt sich auf einmal in mein Herz.
Schnell drehe ich mich zu Carmen um, die mich mit großen Augen ansieht. Bevor meine Gefühle übermannen, brauche ich Gewissheit.
"Hast du noch einen Test gekauft?"
Sie nickt, kramt in ihrer Tasche und reicht mir zwei weitere, von unterschiedlichen Marken.
Ich dränge mich an Mick vorbei, der wie angewurzelt im Badezimmer steht, auf die Toilette und erledige das Prozedere von Neuem.
Als ich mir erneut die Hände wasche, sehen mich die beiden mit großen Augen durch den Spiegel an. In diesen Minuten weiß niemand so richtig, was mit sich anzufangen. Jedes Gefühl von Freude könnte die Enttäuschung später noch bitterer machen. Jede Sorge könnte unnötig sein, wenn der erste Test einfach falsch war.
Im Hotelzimmer ist es so leise, dass ich die Uhr ticken hören kann. Doch als ich einige Minuten später nach dem zweiten Test greife und auch dieser zwei Striche anzeigt, lasse ich mich überrannt von meinen Gefühlen auf mein Bett fallen.
Carmen dreht sich zu mir, nimmt mir den Test aus der Hand und starrt mit Mick, der sich über sie beugt, darauf.
"Oh Gott" schreie ich in meinen Polster und spüre, wie sich die Tränen in meine Augen drängen. Als ich mich aufsetze, die Beine an meinen Körper ziehe und mit meinen Armen umschlinge, sehe ich noch immer in geschockte Gesichter.
"Freuen wir uns?" ergreift Mick das Wort.
Und ich finde diese Frage so rücksichtsvoll, schließlich tauchen nun so viele Fragen auf. Und er verhindert, mich mit jeglicher Reaktion in eine Richtung zu drängen. Ich schenke ihm also ein leichtes Lächeln, bevor ich kurz meine Augen schließe und in mich reinhöre.
Doch in mir tobt ein Sturm aus jeglichen Gefühlen, und ich kann keinen klaren Gedanken fassen.
Doch dann nicke ich leicht.
Ganz abgesehen vom Timing und von Lando, empfinde ich es als ein Geschenk des Universums, dass mein Körper nach all dem, was er durchgemacht hat, überhaupt nochmal in der Lage dazu ist. Und schon spüre ich Carmen rechts und Mick links von mir, die mich in eine lange Umarmung ziehen.
Wir werden von Micks klingelndem Handy unterbrochen. Unter Fluchen drückt er den Anruf seines Teamchefs weg. Wahrscheinlich sollte er längst an der Strecke sein.
Er drückt mir noch einen Kuss auf die Stirn, dann steht er auf.
"Schlechtes Timing, ich weiß, aber ich muss echt los. Soll ich Dr. Aziz am Weg Bescheid geben, dass du doch aus einem anderen Grund zu ihr kommst?"
Ich nicke bloß überfordert, denn als Mick den Namen der Ärztin in Kuala Lumpur ausspricht, bei der Mum mir einen Termin für Montag ausgemacht hat, fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Der Name kam mir deshalb so bekannt vor, weil das die Ärztin ist, von der Mum erfuhr, dass sie mit Mick schwanger war. Während des Grand Prixs von Malaysia, der noch stattfand als Dad fuhr. Wieder sammeln sich Tränen in meinen Augen. Carmen sieht mich fragend an.
"Als Mum zum ersten Mal schwanger war, war sie bei Dr. Aziz in Behandlung. Sie klagte über dieselben Symptome wie ich, über das ganze Rennwochenende in Kuala Lumpur. Sie ist Deutsche, aber ist der Liebe wegen nach Malaysia gezogen. Deshalb hat sie Mum während ihrer beiden Schwangerschaften unterstützt und war sogar bei Micks und meiner Geburt dabei. Jetzt leitet sie ein Ärztezentrum, wo Mum mir morgen einen Termin ausgemacht hat. Ich kann das nicht fassen."

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