Kapitel 57

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TW: Kinderwunsch / Mutterschaft

Menton ist ein bezauberndes Städtchen. Wir spazieren an der Promenade am Strand entlang und anschließend über den Markt. Das Wetter ist herrlich und ich teile meine Sonnencreme mit Charlie, dem kleinen Jungen, der schon das ganze Wochenende wie besessen von mir scheint. Der Sohn von Georges Bruder und dessen Frau.

Wir essen alle gemeinsam auf der Terrasse mit Meerblick eines Fischrestaurants

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Wir essen alle gemeinsam auf der Terrasse mit Meerblick eines Fischrestaurants. Der Fakt, dass es das liebste Lokal von Carmen und George für ihre Dates ist, macht es noch besonderer. Ich sitze zwischen Kelly, Max, P und Lando am einen Ende des Tisches. Lando hat mich früher in einer engen Gasse der kleinen Stadt gefragt, ob ich mit ihnen nach Monaco kommen möchte. Und obwohl ich weiß, dass wir diese Zweisamkeit wahrscheinlich gut gebrauchen könnten, muss ich ablehnen. Bei Prema ist gerade einfach zu viel los. Außerdem liegt noch der Mercedes-Vertrag auf dem Küchentisch meiner Wohnung in Mailand und wartet noch darauf, unterzeichnet zu werden. Die Arbeit ist zwar der Hauptgrund warum ich Landos Einladung ausschlage, jedoch nicht der einzige. Insgeheim bin ich sogar etwas erleichtert, die nächsten Tage über nicht mit meinen Gefühlen für Lando konfrontiert zu sein.

Jetzt jedoch grinst mich P mir gegenüber breit an und steckt sich eine Pommes mit viel zu viel Ketchup in den Mund

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Jetzt jedoch grinst mich P mir gegenüber breit an und steckt sich eine Pommes mit viel zu viel Ketchup in den Mund. Binnen Sekunden steckt sie mich mit ihrem Grinsen an. Die Kleine ist mir bereits so sehr ans Herz gewachsen und wenn ich sie ansehe, überkommen mich überhaupt keine negativen Gedanken. Wahrscheinlich weil sie schon so groß ist. Immer noch ein Kleinkind, aber kein Baby, welches ich mir damals in meinen und Bens Armen ausgemalt hatte.
Anders ergeht es mir beim Nachwuchs von Carmens befreundeten Pärchen, das erst hier in Menton zu uns gestoßen ist. Die junge Familie war gestern verhindert, isst aber jetzt gemeinsam mit uns zu Mittag. Neben dem Pärchen steht ein Kinderwagen, in dem der kleine Junge, er ist maximal drei Monate alt, gerade schläft. Sie sitzen weit genug von mir weg, damit ich ihre Gespräche über die Geburt und die schlaflosen Nächte, aber auch die überwältigend schönen Momente nicht mitbekomme.
Ich schaffe es, das Ganze auszublenden, bis ich von der Toilette zurück komme und Carmen, die neben ihrer Freundin, der Mutter, sitzt, mich zu ihnen und ran an den Kinderwagen zieht.
"Sieh dir doch diesen süßen kleinen Knopf mal an, Emilia!"
Ich weiß, sie meint es nur lieb. Schließlich weiß sie nichts von meinem Triggerpunkt. Ich schaffe es halbwegs, den Schock, der mir ins Gesicht geschrieben stehen muss, zu überspielen. Nachdem ich lächelnd in den Kinderwagen geblickt habe, stolpere ich benommen an meinen Platz zurück und spüre im Vorbeigehen Micks Hand, der an meinem Handgelenk zerrt.
"Abbruch. Wir gehen raus." befiehlt er mir, erhebt sich aus seinem Stuhl und baut sich vor mir auf. Die anderen scheinen Gott sei Dank kaum etwas zu bemerken, bloß Lando, dessen Blick mich scheinbar ständig verfolgt, sieht uns starr hinterher.
Vor der Restauranttür lehne ich mich erschöpft an die Hausmauer. Es ist krass, wie sehr einen Emotionen ermüden können. Mick stellt sich schützend vor mich und sieht mich besorgt an. Ich schließe die Augen und atme tief durch.
„Es war einfach zu viel. Der kleine Junge..." Ich kann den Satz nicht beenden.
Mick nickt verständnisvoll und wartet ab.
"Mit den anderen Kindern habe ich kaum Probleme, aber so junge Wesen, erinnern mich viel zu sehr daran, was wir hätten haben können. Oder zumindest ich."
Bedenkt man Bens Fehltritt, wäre ich mit dem Baby mittlerweile wohl alleine. Doch in meiner Vorstellung von einer Realität mit vielen 'wäre' und 'hätte', wär Ben mir gar nicht fremdgegangen. Wir hätten dieses Baby bekommen, wären eine kleine Familie gewesen und Ben wäre glücklich gewesen. Es hätte keine andere Frau gegeben. Doch ich trauere ihm nicht hinterher, bloß dem kleinen Wunder damals, in meinem Bauch.
Mick zieht mich in eine wortlose Umarmung. Wahrscheinlich hat er all seine Worte dazu über die letzten Monate hinweg aufgebraucht. Ich merke, wie meine Kehle immer enger wird und sich Tränen in meinen Augen sammeln.
In diesem Moment höre ich schnelle Schritte aus dem Restaurant kommen und will mich aufrichten, doch Micks Arme umklammern mich weiterhin schützend.
"Alles in Ordnung, bei euch beiden?" will Lando mit belegter Stimme wissen. Mick nickt knapp. "Sie braucht nur etwas Zeit."
Als er meinen Blick auffängt, sind seine Augen voller Fragen, die ich ihm momentan nicht beantworten kann. Mick lässt mich los, bloß um mich dann weiterhin besorgt anzusehen.
"Ich denke, wir sollten langsam nach Hause aufbrechen."
"Lass uns doch bitte noch zu Ende essen und keine große Sache daraus machen." falle ich ihm fast ins Wort. Ich weiß, dass ich mit meinem Verhalten Lando langsam eine Erklärung schuldig bin, doch anders als erwartet, sieht dieser mich bloß liebevoll an. Er streckt mir seine Hand entgegen, und als ich diese ergreife, zieht er mich vorsichtig an sich.
Landos Nähe fühlt sich fast schon wieder ungewohnt, doch definitiv nicht weniger gut als sonst an. Ich lehne meinen Kopf an seine Brust und atme tief ein, lasse seinen Duft und seine Wärme auf mich wirken.
"Danke" flüstere ich leise. Er drückt mich sanft und flüstert zurück: "Immer für dich da."

Mick lässt sich noch überreden, bis nach dem Essen zu warten.
Jedoch sind wir trotzdem die Ersten, die sich verabschieden, als wir das Restaurant verlassen. Lando hat mich am Tisch versucht abzulenken, indem er mich sehr aktiv in die Gespräche zwischen Max, Kelly und ihm eingebaut hat, und unter dem Tisch meine Hand nicht mehr losgelassen hat.
Wir sind gerade von der Autobahn abgefahren und vor uns erstreckt sich schon Mailand und bei dem Gedanken an Landos fürsorgliche Art, obwohl er keinen blassen Schimmer hatte, was los war, muss ich lächeln. Einen Moment später holt mich aber mein schlechtes Gewissen ein.
Dass ich seine Nähe zugelassen habe, obwohl ich ihn auf Abstand halten wollte. In schwachen Momenten schafft er es wie kein anderer, mich zu beruhigen. Mein Herz fühlt sich nicht so schwer an, wenn er meine Hand hält. Und trotzdem darf ich mich ihm nicht vollends öffnen. Die Chancen, verletzt zu werden, steigen dadurch ins Unermessliche.

Zuhause angekommen, fühle ich mich wie erschlagen. So schön das Wochenende auch war, es kommt mir vor, als würde mich gerade die harte Realität einholen.
Mick wimmle ich schnell ab, indem ich beteuere, dass es mir wieder gut geht, obwohl ich die halbe Autofahrt geweint habe. Es gibt nicht viel über diesen Abend zu sagen, außer dass mein Finger mehr als einmal auf dem Anruf-Symbol neben Bens Kontakt in meinem Handy liegt, während ich zusammengekrümmt am Wohnzimmerteppich sitze. Die Arme um meine Beine geschlungen, den Kopf auf den Knien abgelegt und meine Wangen tränenüberströmt.
Ich verliere die Kontrolle nicht oft, doch wenn, dann vollends.

Es dauert lange, bis ich mich beruhigt habe. Doch als ich kurz vor Mitternacht nach dem Zähneputzen ins Bett gehen möchte, laufe ich an der Küche vorbei und stoppe nochmal. Ich schnappe nach meinem liebsten Stift, den mit der tiefschwarzen Tinte, stelle mich an den Küchentisch und setze meine Unterschrift unter den Vertrag von Mercedes.
Die nächste Zeit über wartet viel Arbeit auf mich, und ich kann es nicht abwarten, damit all die bösen Erinnerungen in meine Kopf zu verdrängen.

Persönlicher Anmerkung
Mir liegt das Kapitel persönlich total am Herzen, umso mehr freu ich mich über eure Kommentare. 🫶🏻
Ihr könnt mir gerne auch eine Privatnachricht auf TikTok unter @suninherheart schreiben. Ich hoffe, das hier fühlt sich für euch genauso wie ein SafeSpace an, wie für mich. 🩷 xo 💖

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