Kapitel 83

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George hat gerade zu seiner letzten Runde angesetzt, und obwohl ich gerade noch hätte heulen können, um Landos vertane Chance, überkommen mich jetzt sofort die Glücksgefühle, als ich die strahlenden Gesichter aller Team-Members sehe.
Seit Saisonstart kämpfte das Team um jeden Punkt. Eine ungewohnte Position für das TopTeam, nicht mehr um Siege mitzufahren. Doch heute hat sich alles gedreht.
Carmen sitzt neben Toto an seinem Bildschirm und winkt mich zu sich, als sie mich durch die Türe rennen sieht. Ich sehe den beiden noch die halbe Runde über die Schulter, doch dann beschließen wir, raus an den Zaun zur Zieleinfahrt zu laufen.
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, zum Einen seinen besten Freund dabei zuzusehen, wie er einen Sieg einfährt, zum Anderen das Ganze mit dem eigenen Team zu erleben.
Als George schon über der Ziellinie ist, blicke ich rüber zur Haas-Garage, wo auch meine Familie am Zaun steht und Mick bejubelt, der gerade die letzten Meter hinter sich bringt.
Ich muss nicht betonen, wie krass die Stimmung beim Podium ist. Neben George stehen Oscar und Carlos, und so leid es mir für Lando tut, ist es schön, mal die Underdogs der drei Teams da oben zu sehen. Die Rennwelt ist gnadenlos, und heute hat sie Lando eine bittere Lektion erteilt.

"Emilia, was sollte das denn?"Charles, der gerade zu uns in die Hotellobby gestoßen ist, streckt mir sein Handy entgegen

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"Emilia, was sollte das denn?"
Charles, der gerade zu uns in die Hotellobby gestoßen ist, streckt mir sein Handy entgegen. Darauf hat er einen Nachrichtenseite geöffnet, auf der mir ein Bild von Lando in seinem Rennanzug und Helm, vor dem McLaren-Motorhome, mit mir im Arm entgegen lacht.

 Darauf hat er einen Nachrichtenseite geöffnet, auf der mir ein Bild von Lando in seinem Rennanzug und Helm, vor dem McLaren-Motorhome, mit mir im Arm entgegen lacht

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Ich verdrehe genervt die Augen und sehe zu Charles, der immer noch vor mir aufgebaut steht.
Er macht keine Anstalt, sich zu uns in die Sofalounge zu setzten, in der wir auf Georges Sieg anstoßen. Auch Oscar und Carlos sind hier, um ihr Podium zu feiern.
Carmen mir gegenüber sieht Charles abwartend an. Ich bin mir sicher, sie findet seinen Auftritt überzogen.
"Hast du vergessen, was wir besprochen haben?" will dieser jetzt in angespanntem Ton von mir wissen.
Jetzt richten sich auch die Augen der drei Jungs auf uns, die bis eben noch in ein Gespräch vertieft waren. Ich zucke mit den Schultern.
Klar nervt auch mich, dass die Presse uns scheinbar aufgelauert ist, doch Charles spricht mit mir, als wäre ich ein kleines Kind.
"Es war unbedacht, ja. Aber in dem Moment hatten wir beide einfach ganz andere Sachen im Kopf."
Charles stöhnt genervt auf. Sein Rennen lief heute auch alles andere als gut, was seine Stimmung vielleicht etwas entschuldigen mag, trotzdem bin ich genervt von ihm.
"Hey Kumpel, setz dich zu uns und stoß mit uns an. Dann kommst du vielleicht auf andere Gedanken." versucht Carlos sein Bestes, um die Situation zu entschärfen.
Doch damit gelingt ihm genau das Gegenteil. Charles fährt aus der Haut. Er wirft ihm einen kalten Blick zu, als er das Wort an ihn richtet.
"Was hab ich mir von dir auch anderes erwartet? Klar, dass du nicht besorgt um Emilias Ruf bist, wenn du dachtest, es sei klug, sie als absolutes Flittchen darzustellen."
Mit diesen harten Worten habe ich nicht gerechnet und mein schockierter Blick trifft Carmens. Da scheint wohl jemand nicht so begeistert von Carlos' Idee zu sein, dass ich mich auch mit den anderen Fahrern blicken lasse, um von Charles und mir abzulenken.
"Red nicht so über sie." mischt sich jetzt auch George ein.
Man kann das angespannte Knistern in der Luft zwischen uns förmlich hören.
Die Stille wird von Schritten unterbrochen, die ich dann Lando zuordnen kann, als dieser mit unseren beiden Koffern in der Lobby auftaucht und fragend durch die Runde blickt.
Charles blickt zwischen uns beiden hin und her und scheint zu erkennen, dass der graue Koffer mit dem pinken Anhänger nicht Lando gehört. Er rauft sich die Haare und ich bin mehr als gespannt darauf, was jetzt von ihm kommt.
"Natürlich geht's jetzt für euch beide zusammen nach Silverstone. Habt ihr auch gleich einen Interview-Termin bei allen großen Medienhäusern des Landes ausgemacht?"
Ich kann seine Laune nicht fassen und lache entsetzt auf, was ihn nur noch mehr zu provozieren scheint. Lando versteht gar nicht, was hier abgeht und runzelt die Stirn.
"Du weißt, dass dich das nichts angeht, Charles. Mach dich nicht lächerlich."
Oscar. Ich erlebe selten, dass er sich einmischt, aber für Lando scheint er Partei zu ergreifen.
Charles funkelt ihn an, sagt aber nichts mehr, woraufhin Oscar von der Couch aufsteht und zu Lando kommt. Ich sehe es als Zeichen, dass wir aufbrechen und tue es ihm nach, nachdem ich Carlos, George und Carmen nochmal in die Arme geschlossen habe.
"Ich bin vorsichtig, versprochen." sage ich zu Charles und gehe an ihm vorbei.
Schweigend laden die McLaren-Jungs unser Gepäck in das Shuttle, das uns zum Flughafen und dem Privatjet der beiden bringt. Für meine Familie ging es gleich nach dem Rennen zurück in die Schweiz. Mick hat sie begleitet, da auch er ein paar Tage frei hat.
Da Mercedes mit dem neuen Update so zufrieden ist, gibt es dem Team vor dem Heim-Grand-Prix von George und Lewis frei und ich löse mein Versprechen ein, mir Zeit für Lando zu nehmen. Ich spüre irgendwie, dass wir diese benötigen, um das zwischen uns zu stärken.
Um nicht ins Wanken zu kommen, sobald die Umstände schwieriger werden.
Und dass sie das werden, daran lässt die aktuelle Berichterstattung keinen Zweifel.

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