Pit Lane Passion - F1 related

Kapitel 97

"Hast du manchmal das Gefühl, dass der Motorsport ... alles nur noch schlimmer macht?" fragt Lando direkt, während er uns beiden einschenkt.
Ich lasse seine Frage wirken und sehe aufs ruhige Meer hinaus, bevor ich antworte.
"Manchmal ist es wie ein ständiger, bittersüßer Schmerz. Es erinnert mich so sehr an Dad, und alles, was er verpasst. Aber gleichzeitig gibt es mir auch das Gefühl, ihm irgendwie näher zu sein. Die Rennstrecke ist auf gewisse Art und Weise mein Zuhause, ich glaube du verstehst das nur zu gut."
Und natürlich versteht Lando das, dessen ganzes Leben an der Strecke stattgefunden hat. Noch viel mehr als meins. Lando legt eine Hand auf meine, und für einen Moment fühlen sich die Dinge etwas weniger chaotisch an.
"Sag mir, wenn ich es bloß schlimmer mache."
Zuerst sehe ich ihn überrascht an, da ich nicht genau weiß, was er meint. Dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Mit Lando habe ich noch einen weiteren Berührungspunkt im Motorsport. Entschlossen schüttle ich den Kopf.
"Ohne dich würde ich mich dem Ganzen bestimmt nicht so intensiv stellen. Also ja, vielleicht triggert du gewisse Punkte, doch ich hoffe, dass diese dann heilen und weniger weh tun werden, in Zukunft."

Wir sitzen noch eine Weile schweigend da, während der Wind vom Meer herüber weht und uns sanft umhüllt. Ich spüre, wie meine Muskeln sich langsam entspannen, wie die Wärme des Weins durch meinen Körper fließt und die Anspannung der letzten Stunden ein wenig nachlässt. Während die Minuten verstreichen und die Dunkelheit sich langsam über das Haus legt, spüre ich, wie ein weiteres Thema in mir aufsteigt, das ich eigentlich schon seit Tagen mit mir herumtrage.
"Es gibt da noch etwas anderes, worüber ich mit dir reden muss." beginne ich vorsichtig. Er hebt fragend eine Augenbraue, bevor ich fortfahre.
"Charles' und mein Gespräch in Spa."
Ihm entweicht ein Seufzen, als würde er bereits wissen, was kommt.
"Er hat mir... seine Gefühle gestanden." erzähle ich, während ich seine Reaktion genau beobachte. Lando blinzelt kurz, doch wirkt nicht überrascht.
"Und?" fragt er nach einer kurzen Pause, die sich länger anfühlt, als sie ist. "Was machen wir jetzt mit dieser Info?"
Ich weiß, dass das Thema Charles ihn beschäftigt – es wäre absurd, das zu leugnen.
"Keine Ahnung." murmle ich und zucke verzweifelt mit den Schultern.
"Na, dann hatte ich ja wenigstens den richtigen Riecher, als ich ihm nach der Aussprache gesagt habe, dass er sich körperlich und emotional von dir fernhalten soll." Er schnaubt bitter lachend auf.
Ich stehe auf und stelle mich ans Terrassengeländer um aufs Meer und den Mond zu sehen, der sich daran spiegelt. Als ich bemerke, dass Lando sich hinter mich stellt, drehe ich mich zu ihm um.
"Ist es okay für dich, wenn Charles und ich trotzdem Freunde bleiben?"
Die falsche Antwort darauf könnte mich zurückwerfen, das weiß ich.
Doch Lando gibt die richtige. "Ja, ich hab's Oscar schon gesagt, und dir sag ich's auch nochmal: Ich muss dir vertrauen, nicht ihm."
Fragend sehe ich ihn an. Was hat Oscar damit zu tun?
Lando setzt gleich zu einer Erklärung an: "Der Auftritt in Spielberg, in der Hotellobby, als ihm die Bilder von dir und den anderen Jungs nicht passten. Spätestens da war es uns allen bewusst."
Wenn ich die Situation jetzt vor meinem inneren Auge abspielen lasse, sehe ich es auch. Doch ich wollte es vermutlich nicht wahrhaben, weil ich wusste, dass es alles verkomplizieren würde.
Ich spüre Landos Hände an meinen Hüften und wie er mich fest an sich zieht. Unsere Blicke treffen sich.
"Mich wundert es überhaupt, dass nicht die ganze Welt in dich verliebt ist, Emilia." flüstert er und ich merke, wie es jetzt, von einem Moment auf den anderen, wieder nur uns beide gibt.
Ich grinse übers ganze Gesicht, während er mich sanft auf die Wange küsst und unser Urlaub endlich beginnen kann.