Es sind ein paar Tage vergangen und mittlerweile befinde ich mich in Spa, Belgien, wo das letzte Rennen vor der Sommerpause stattfindet. Ich bin von Budapest aus direkt hierher gekommen, da das viele Crewmitglieder so handhaben, wenn nur eine Woche zwischen den Grand Prixs liegt. Gemeinsam mit Mick, George, Carmen und Lewis haben wir uns ein Haus in der Nähe der Strecke, mitten in der Natur, gemietet.
Die letzten Tage hat es durchgehend geregnet und neben der Arbeit habe ich die Zeit genutzt um nach den aufregenden Ereignissen des letzten Wochenendes etwas zur Ruhe zu kommen.
Hier ist es ruhig, keine Fans, keine Medien, keine Kameras. Stattdessen arbeite ich während die Jungs trainieren von unserem AirBnB aus, mach lange Spaziergänge durch den nassen Wald, und genieße die ruhigen Abende mit meinen Liebsten. Ich versuche mich ein wenig zu sammeln, bevor der Trubel beginnt.
Lando musste nach Oscars Siegesfeier mit dem Team ins Headquarter, wir haben uns also seitdem nicht mehr gesehen. Am Montag gingen ein paar Bilder von uns beiden auf der Party durch die Medien, doch es hielt sich in Grenzen. Mit diesem Maß von Aufmerksamkeit komme ich zurecht. Zudem waren die Kommentare auf Social Media längst nicht so vernichtend, wie ich es von Charles' Fans gewohnt war. Vielleicht haben wir uns mit diesem kleinen gemeinsamen Auftritt ein kleines Stück Normalität zurückerobert. Ich hoffe es zumindest.Es ist Mittwochabend und wir genießen die letzten Stunden, bevor ab morgen früh der gewohnte Wahnsinn wieder losgeht. Mick und Carmen kochen, während Lewis und George PS5 spielen und ich in einem bequemen Lesestuhl neben ihnen in meinem Buch versinke.
Zumindest bis es an der Tür klingelt. Ich erwarte Lando, der das von McLaren organisierte Hotelzimmer dieses Mal abgelehnt hat und sich die nächsten Tage über bei uns einquartiert. Doch als ich die Tür öffne und Charles davor steht, bin ich nicht mehr ganz so erfreut.
Sein Gesicht ist ernst, fast ein wenig verloren, und er schiebt nervös seine Hände in die Taschen seines Hoodies. Trotz dass es Ende Juli ist, hat es hier aufgrund des Regens ganz schön abgekühlt und der kalte Wind ist wahrscheinlich auch der einzige Grund, weshalb ich ihm nicht die Türe vor der Nase zuschlage und den Eintritt in unser wohlig warmes Häuschen verwehre.
"Hey" sagt er leise.
"Was machst du hier, Charles?" ist alles, was ich erwidere.
Ich bin verletzt und das merkt man meiner Stimme mehr an, als ich das möchte.
Doch natürlich lässt es mich nicht kalt, was zwischen uns in letzter Zeit passiert ist. Der Streit im Club in Monaco, sein betrunkenes Interview im Fernsehen und die eskalierte Pressekonferenz, wo er beide Male keine schönen Dinge über mich gesagt hat. Zudem hat er Lando und mir die Entscheidung in gewisser Weise abgenommen, ob wir schon bereit sind, unsere Beziehung öffentlich zu machen. Ich bin sauer, doch vor allem bin ich verletzt. Ich habe Charles in den letzten Wochen so nah an mich rangelassen und in mein Herz geschlossen, dass dieser Verrat einfach nur schmerzt.
"Können wir reden?"
Ich lehne mich gegen den Türrahmen und sehe ihn skeptisch an. "Bist du denn nüchtern?"
Er nickt seufzend. Im Hintergrund höre ich das Lachen von George und Lewis, die offenbar tief in ihr Spiel vertieft sind. Was für ein entspannter Abend das hätte werden können, ohne den Überraschungsbesuch des Monegassen.
Dann trete ich aber einen Schritt zur Seite und lasse ihn rein.
"Sollen wir nicht ...?" damit deutet er nach draußen.
Ich weiß nicht, ob zu seinem Auto oder in den Wald, doch ich habe auf beides keine Lust und schüttle den Kopf.
"Ich möchte ungern mit dir alleine sein." erwidere ich kalt und merke an seinem Gesichtsausdruck, wie sehr ihn die Worte treffen.
Charles folgt mir also in das offene Wohnzimmer, wo Mick ihn aus der Küche als erstes entdeckt. Wahrscheinlich hat auch er mit Lando gerechnet. Er mustert Charles, bevor er zu mir schaut, um sicherzugehen, ob ich okay bin. Verstohlen begrüßen die anderen ihn, doch die Spannung, die in der Luft liegt, seit er den Raum betreten hat, ist unabstreitbar.
Ich gehe mit ihm auf den großen Balkon raus, und obwohl die anderen vier so tun, als würden sie das, was sie bislang gemacht haben, fortsetzen, bemerke ich immer wieder ihre kontrollierenden Blicke.
Charles bleibt neben mir stehen, seine Schultern leicht angespannt, die Augen in den Wald gerichtet, während er sich über das Holzgeländer lehnt. Die Stimmung zwischen uns ist fast greifbar – eine Mischung aus Verletztheit und unausgesprochenen Worten.
"Also, was willst du sagen?" frage ich, die Arme vor der Brust verschränkt und lehne mich entgegengesetzt gegen das Balkongeländer, um ihn ansehen zu können.
"Dass es mir verdammt leid tut, was passiert ist." erwidert er fast flehend, während er den Kopf hebt.
Ich schnaube auf. "Das ist nichts, was einfach so passiert ist, Charles. Du hast gehandelt und dich dazu entschieden, mich so dastehen zu lassen und uns so in die Ecke zu treiben."
"Du hast recht. Ich war verletzt und wütend und hab auf die dümmste Art und Weise darauf reagiert, die es gibt." erwidert er seufzend.
Ich beiße mir auf die Lippe, die Kälte und der Ärger in mir noch immer präsent.
"Verletzt und wütend zu sein, ist eine Sache, Charles." sage ich leise, "Aber mich öffentlich zu demütigen und meine Beziehung zu sabotieren, ist eine andere."
Er schließt die Augen und atmet tief durch. "Fuck, ich hatte so scheiße Angst dich zu verlieren."
Jetzt muss ich wirklich lachen, vor lauter Fassungslosigkeit. "Und du dachtest, dass du das mit diesen Aktionen verhindern kannst?"
Charles stößt sich vom Geländer ab und tritt einen Schritt näher, aber er hält sich zurück, als er die Anspannung in meinem Gesicht sieht.
"Da waren unerwartete Gefühle meinerseits im Spiel, ich konnte nicht logisch denken. Es tut mir leid, Emilia."
"Gefühle? Der kaltblütige Charles Leclerc, der mir so oft zu verstehen gab, dass das zwischen uns für ihn nur Ablenkung ist? Den ich wegen seiner Exfreundin immer wieder aufbauen musste?"
Ich weiß, dass meine Art ihm gegenüber unfair ist, aber verletzte Menschen verletzen Menschen, nicht wahr?
Charles zuckt durch die Intensität meiner Worte kurz zusammen. Zwischen uns ist es einen Moment lang still und vielleicht haben unsere Blicke sich gerade stumm darauf geeinigt, die weiße Flagge zu hissen, damit wir uns nicht noch mehr Schmerz zufügen.
Denn als Charles mir jetzt antwortet, ist seine Stimme sanft und ruhig: "Das klingt so bescheuert, aber das Gefühl, über Charlotte nicht hinwegzukommen, war ein altbekanntes, ein sicheres Gefühl. Ich hab so lang daran festgehalten, weil ich Angst vor einem neuen Gefühl hatte, das ich nicht kontrollieren kann. Und ich konnte es nicht kontrollieren."
"Das zwischen uns ...?" vermute ich stammelnd, da ich mit solch einer Ehrlichkeit nicht gerechnet hätte. Er nickt langsam.
"Es tut mir leid, Charles." stammle ich weiter.
Er schüttelt bestimmt den Kopf. "Muss es nicht. Ich war derjenige, der dir versprochen hat, es nicht kompliziert zu machen. Und du warst mir gegenüber immer ehrlich. Ich wusste immer, dass es Lando ist. Und ich freue mich wirklich für dich."
Er lächelt mich mit seinen braunen, traurigen Augen an und eigentlich möchte ich ihn nur umarmen. Doch der Schmerz sitzt einfach noch zu tief.
"Geht es euch beiden gut?" fügt er ehrlich interessiert hinzu. Die Frage trifft mich unvorbereitet, weshalb ich bloß knapp nicke.
"Es ist nicht leicht, das Chaos zu bewältigen, aber ja, es geht uns gut." füge ich dann zögernd hinzu.
Ein kleines Lächeln huscht über sein Gesicht. "Dann bin ich froh." sagt er, und für einen Moment klingt er wirklich ehrlich. "Ich will bloß, dass es dir gut geht."
"Lando ist hier." höre ich Micks Stimme von drinnen rufen, der gerade aus dem Küchenfenster sieht.
Charles seufzt leise, und ich spüre, wie mein Herz ein wenig schneller schlägt.
"Ist es ... okay zwischen uns?" fragt er zögernd.
"Okay trifft's glaub ich ziemlich gut." antworte ich nachdenklich, während ich höre, wie Lando von den anderen begrüßt wird.
Charles lächelt mich leicht an, dann tritt auch schon Lando auf den Balkon. Seine Augen wandern von mir zu Charles, und für einen Moment bleibt er stehen, die Spannung in der Luft spürbar. Dann geht er auf mich zu, legt einen Arm um meine Taille und zieht mich sanft an sich.
"Alles in Ordnung hier?" fragt er leise, seine Augen sind auf mich gerichtet, aber ich merke, dass er Charles im Auge behält.
"Ja." antworte ich und lehne mich leicht gegen ihn. "Charles kam, um sich zu entschuldigen."
"Lando, ich..." beginnt Charles, und ich sehe, wie er tief durchatmet, als wolle er sich sammeln. "Es tut mir wirklich leid, was ich euch beiden angetan hab."
"Ich denke es liegt nicht an mir, dir zu verzeihen, schließlich war es größtenteils Emilia, die deinen Frust abbekommen hat." erwidert Lando und ich spüre, wie seine Hand an meiner Taille fester wird.
Charles nickt, sein Blick wandert kurz zu mir, dann wieder zu Lando.
"Wir sind zu oft miteinander konfrontiert, dass ich böses Blut möchte. Solange du Emilia in Zukunft nicht mehr anrührst, weder körperlich noch emotional, kann ich dir verzeihen."
Landos Worte überraschen mich. Nicht der Fakt, dass er ihm vergeben kann, schließlich waren die beiden Jungs mal eng miteinander, sondern seine Wortwahl. Sie ist so exakt, so messerscharf, dass es mir beinahe die Gänsehaut aufzieht.
Charles nickt zustimmend, etwas fester diesmal, als ob er den Punkt wirklich verinnerlicht hat. Dann wirft er mir nochmal ein leichtes Lächeln zu. Lando zieht mich ein Stück näher, und ich spüre, wie die Anspannung aus meinem Körper weicht.
"Ich geh dann mal. Viel Glück am Wochenende, euch beiden."
"Dir auch, Charles." sage ich, meine Stimme ist bestimmter als zuvor.
Charles verschwindet durch die Tür, und ich atme tief durch.
Lando schaut mich an, hebt eine Augenbraue und grinst leicht. "Das war sicher ein nettes Gespräch." murmelt er.
Ich lache kurz und schüttele den Kopf. "Du hast keine Ahnung."Wir gehen zurück ins Wohnzimmer, wo die anderen sich langsam an den Esstisch setzen und uns erwartungsvoll anschauen. Die Atmosphäre ist spürbar gelöster, jetzt wo Charles weg ist. Mick stellt die große Schüssel Pasta auf den Tisch, und als er sich setzt, fordert er mich auf zu erzählen.
"Er hat sich dafür entschuldigt, dass er überreagiert hat. Er hatte wohl Angst, mich zu verlieren und aufgrund des Alkohols die Kontrolle verloren. Es scheint ihm gerade nicht allzu gut zu gehen." erkläre ich bedacht.
Ich hab gerade keine Lust den wahren Grund mit allen zu diskutieren, ohne Charles' Gesagtes mal für mich selbst einordnen zu können.
"Und du hast ihm dann sofort verziehen, weil's ja der arme Charles mit seiner schlimmen Vergangenheit ist?" murmelt Mick monoton.
Ich funkel ihn sauer an. Klar, kann ich seine negativen Gefühle ihm gegenüber verstehen, und Mick und ich können wahrscheinlich von allen Anwesenden am ehesten über Charles' Vergangenheit und seinen Umgang damit urteilen. Dennoch find ich es nicht in Ordnung.
Doch ich weiß, dass ich Charles jetzt wohl am besten nicht in Schutz nehmen sollte.
Nach allem, was er mir und Lando in letzter Zeit angetan hat, würd wohl keiner nachvollziehen können, warum dieses Band zwischen ihm und mir noch immer da ist.
"Es wird sich eh zeigen, wie er sich in Zukunft verhält." murmelt Carmen und versucht, mich damit etwas zu unterstützen.
Dann lenkt sie vom Thema ab und ich spüre langsam, wie die Last der vergangenen Tage von meinen Schultern fällt.
Für den Moment bin ich genau dort, wo ich sein möchte – bei Menschen, die mir wichtig sind, und einem Mann, der mich liebt.
Dem ich wohl dringend von Charles' Gefühlen für mich erzählen sollte, bevor das wieder in einem Desaster endet.✨ Persönliche Anmerkung ✨
Eine Leserin der Geschichte meinte vor kurzem mal, dass sie zwiegespalten ist, was Charles angeht, and hear me out: ich genauso! 👀
Und ich denke, man merkt das der Storyline auch an, dass ich nicht so ganz über Charles & Emilia hinwegkomme. 🥺 Was meint ihr?
In den letzten Kapiteln war eure Meinung zu Charles ja sehr negativ (was ich gut verstehe) doch irgendwie hängt mein Herz doch ein bisschen daran, dass ihr den Charles in meiner Story mögt. 😅
xo 💖
DU LIEST GERADE
Pit Lane Passion - F1 related
RomanceEmilia Schumacher, Mick Schumachers Schwester, findet ihren Weg beruflich im Rennsport Fuß zu fassen. In der kommenden Saison wird sie Marketingmanagerin des F2-Teams Prema Racing sein, was ihr auch ermöglicht, ihren Bruder während seiner ersten Sai...