Kapitel 76

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Lando's POV

Meine Laune an diesem Donnerstagabend konnte mir nicht mal der Fakt ruinieren, dass Charles auch beim Dinner dabei war. Man möchte meinen, ich hätte ein Problem mit dem Monegassen, der Emilia in letzter Zeit kaum von der Seite gewichen ist, doch dem ist nicht so. Zugegebenermaßen, vielleicht war dem so, bis zum klärenden Gespräch mit Emilia gestern Abend. Doch nachdem ich gehört hatte, was sie so beschäftigt hatte, war ich einfach nur froh, dass sie Unterstützung hatte. Und Charles war scheinbar ein wichtiger Teil dieser Unterstützung, obwohl er nicht mal die genauen Gründe für Emilias Verhalten kannte.
Außerdem liegt es mir am Herzen, die Freundschaft mit Charles wieder hinzukriegen.
Gründe genug, bemüht zu sein, den Abend ohne unnötigen Zwischenfall drüber zu kriegen.
Trotzdem bin ich super glücklich darüber, Oscar und Lily hier zu wissen, als Teil der Gruppe. Meine Vision, so ein wundervolles Umfeld aufzubauen, wie Emilia es schon lange genießt, nimmt langsam Form an.

Als wir nach dem Essen noch durch die Stadt spazieren und die anderen an der Eisdiele in der Schlange stehen, lehne ich daneben an der kühlen Steinmauer. Es riecht nach frischen Waffeln und die Luft ist erfüllt von sich unterhaltenden und lachenden Menschen. Es ist Emilias herzliches Lachen, dem ich meine Aufmerksamkeit schenke, aber wie sollte es auch anders sein, so unfassbar schön, wie sie dabei aussieht?
Carlos und Charles kommen auch bei uns an und während Carlos sich zu den anderen in die Schlange stellt, kommt Charles auf mich zu. Ich weiß nicht, ob er wirklich kein Eis möchte, oder einfach nur den Moment der Ungestörtheit nutzen will.
"Können wir kurz reden?" bestätigt er Zweiteres, als er vor mir steht.
Ich nicke. "Klar, was gibt's?"
Charles sieht mich mit ernster Miene an, doch ich kann die Aufrichtigkeit in seinen Augen sehen. Als er den Mund öffnet, dann aber wieder schließt, bemerke ich, dass es ihm schwer fällt. Deshalb beschließe ich, den Anfang zu machen.
"Hör zu, ich möchte, dass du weißt, dass zwischen uns kein böses Blut fließt. Ich weiß, dass zwischen Emilia und dir seit dem Abend in Mailand nichts mehr lief und du die letzten Wochen einfach nur bedingungslos für sie da warst. Dafür bin ich dir mehr als dankbar."
Ich bin erleichtert, als ich sehe, wie sich ein Lächeln auf seinem Gesicht bildet und auch er erleichtert durchatmet.
"Aber klar doch. Sie hat's nicht anders verdient."
Mir ist bewusst, dass ich die Antwort auf meine anschließende Frage vielleicht gar nicht hören möchte, doch wahrscheinlich würde ich nicht aufhören sie mir zu stellen.
"Du magst sie gerne, hm?" spreche ich deshalb meine Vermutung laut aus.
Mir entgeht seit Monaten nicht, wie er sie ansieht. Ich hab Charles schon mit vielen Frauen gesehen, glaubt mir, doch immer war sein Blick gierig. Bei Emilia war das stets anders.
Er bewundert sie, und diesen Blick schenkte er bislang nur einer Frau. Und das war Charlotte, seine Ex.
Charles nickt viel zu schnell und eifrig, für meinen Geschmack, was er auch selbst zu bemerken scheint.
"Glaub mir, alles was ich will, ist, dass sie glücklich ist. Und du schaffst es eher, sie glücklich zu machen, als ich. Ich stehe euch sicherlich nicht im Weg, versprochen. Aber bitte halt sie nicht von mir fern." Gegen Ende hin klingt Charles' Stimme fast flehend.
Ich sehe ihn nachdenklich an. Mit so viel Ehrlichkeit habe ich nicht gerechnet.
Als ich meinen Blick abwende und in die Ferne schaue, denke ich darüber nach, dass es einfachere Situationen gäbe, als ständig einen Typen um sich zu haben, der auch Interesse an der Frau hat, in die man selbst verliebt ist. Selbst wenn die beiden privat keine Zeit verbringen sollten, sind sie an der Strecke immer noch Kollegen.
"Mir geht's wie dir, ich will bloß, dass sie glücklich ist." stoße ich hervor.
Charles nickt und erneut sehe ich Erleichterung in seinen Augen aufflammen. Er stellt Emilias Glück über seine eigenen Gefühle, alleine das zeigt, wie viel sie ihm bedeuten muss.
Ich möchte mich nicht zwischen sie stellen, doch gleichzeitig bin ich fest davon überzeugt, dass sie zu mir gehört. Sie hatte die Wahl, mehr als ein Mal, und hat sich immer wieder für mich entschieden. Ich habe also keinen Grund, ihr nicht zu vertrauen.

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