Kapitel 81

1.8K 62 5
                                    

Das Wochenende des Österreich Grand-Prixs ist für das Mercedes-Team besonders stressig.
Das ursprünglich deutsche Werksteam verfügt über viele Sponsoren aus Deutschland, für die das Rennen hier im Nachbarland das nächste ist.
Das ist auch der Grund dafür, dass mein Terminkalender randvoll und ich kaum Gelegenheit habe, Mick, meine Familie oder Lando zu sehen.
Der Freitag verläuft ähnlich stressig wie der Donnerstag und es ist wieder abends, als Toto, Ruby und ich als einer der letzten die Strecke verlassen. Meine Familie hat das gemeinsame Schnitzel-Essen in einem typisch österreichischen Wirtshaus extra erst auf 20 Uhr gelegt, doch als ich auf die Uhr sehe, weiß ich, dass ich es wieder nicht pünktlich schaffen werde.
20:12, ich brauche Gott sei Dank nur zehn Minuten dorthin, wenn ich jetzt bald wegkomme, ist das verzeihbar.



Als würde Toto auch gerade an sein Abendessen denken, hält er sich die Hand an den Bauch

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.




Als würde Toto auch gerade an sein Abendessen denken, hält er sich die Hand an den Bauch. "Gott, ich sterbe vor Hunger. Habt ihr beide Lust noch was essen zu gehen?"
Toto hat mich heute mit an die Strecke genommen, weshalb er mich sowieso bei dem Restaurant absetzen müsste. Also beschließe ich die beiden einzuladen.
Ich weiß, meine Familie wird nichts dagegen haben und alles andere würde ich als unhöflich empfinden.
"Meine Familie isst heute im Restaurant Zur Post. Kommt doch mit!" schlage ich den beiden deshalb vor.
"Das traditionelle Schnitzel-Essen?" erwidert Toto und lächelt melancholisch.
Ich schlucke, denn ich wusste nicht, dass das solche Kreise zog, dass Toto davon wusste.
Doch während der letzten beiden Jahre, in denen unser Dad für Mercedes fuhr, war auch Toto schon in der F1 aktiv, wenn auch noch nicht bei Mercedes und er und Dad waren gute Bekannte. Vielleicht war er sogar mal mit von der Partie, als wir Freitag Abend, bevor es ab dem nächsten Tag wirklich um was ging, im immergleichen Gasthof in großer Runde Schnitzel essen waren. Toto und Ruby freuen sich über die Einladung und so stoße ich zehn Minuten später in Begleitung der beiden zu meiner Familie, die es sich schon auf der Terrasse gemütlich gemacht hat. Es sind die üblichen Verdächtigen. Mum, Tante Margot und Onkel Henry, die sich sehr über meine Begleitung freuen, da sie nicht nur Toto kennen, sondern auch liebend gerne Einblick in mein neues Arbeitsumfeld erlangen. Dann sitzen da noch Ava, Noah, Alex, Liv, Felix und natürlich Mick, der Toto gleich deutet, neben ihm Platz zu nehmen.
Ich wette, dass er den Stuhl eigentlich für mich freigehalten hat, doch beschwere mich nicht. Neben ihnen sitzen George und Carmen, also ganz passend für den Mercedes-Chef. Die beiden zählen an den Rennwochenenden mittlerweile einfach zur Familie, trotzdem wirkt Toto überrascht.
"Kann ich das als Arbeitszeit schreiben, wenn mein Chef mir auch beim Abendessen auflauert?" will George frech wissen und bringt alle zum Lachen.
Durch ihre Anwesenheit ist es immerhin weniger auffällig, dass meine Familie auch Lando eingeladen hat. Toto hat uns bereits bei der Wanderung in Monaco gesehen, es sollte also Schlimmeres geben.
Ich sitze zwar neben Lando, doch außer, dass seine Hand hin und wieder mein Bein streifen, gibt es keine Nähe zwischen uns. Umso überraschter bin ich dann, als ich gerade die Damentoilette verlasse, er mich im schmalen Gang davor abpasst und an sich zieht.
Atmen nicht vergessen, Emilia.
"Endlich habe ich dich mal kurz für mich allein." murmelt er und sein Atem kitzelt mein Ohr.
Sein Lächeln ist süß und warm, doch ich kann den Funken in seinen Augen sehen.
Ich lächle zurück, mein Herz schlägt schneller.
"Du hast doch eben erst neben mir gesessen." necke ich ihn und versuche, nicht zu nervös zu wirken.
"Du weißt, dass das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist." flüstert er mir ins Ohr.
Eine Gänsehaut zieht sich über meinen Nacken und auch wenn ich so gerne vergessen würde, wo wir gerade sind, können wir uns nicht leisten, das zu riskieren.
"Lando, wir müssen vorsichtig sein." Damit trete ich einen Schritt zurück.
Er nickt verstehend, dann sieht er zu Boden und sein Blick verfinstert sich.
"So viel wurde noch nie darüber berichtet, dass Ollie das Ferrari-Motorhome aufgesucht hat."
"Scheiße" entfährt es mir und ich schlage mir die Hand vor die Augen.
Lando's Hand greift trotzdem nach meiner.
"Statte doch nach dem Essen lieber mir einen Besuch in meinem Hotelzimmer ab."
Sofort kribbelt wieder alles in mir.
"Lass uns zurückgehen, bevor jemand Verdacht schöpft."
Zurück am Tisch setzen wir uns wieder zu den anderen. Die Gespräche sind lebhaft und fröhlich, und Toto spricht mit unserer Familie über ein paar Spielberg-Anekdoten aus der Vergangenheit, mit Dad.
Später, als das Essen vorbei ist und die Gruppe beginnt, sich aufzulösen, stehe ich neben Mick und sehe ihn an.
"Schön, dass wir die Tradition beibehalten." sage ich und er legt seinen Arm um meine Schulter und küsst mich aufs Haar.
"Find ich auch."
Ich spüre, wie viel ihm das Rennen hier am Red Bull Ring bedeutet.
Nachdem der Großteil gefahren ist, sind es nur mehr Mick, George, Carmen, Ava, Noah, Lando und ich am Parkplatz vor dem Restaurant.
"Du kommst mit uns, oder?" will Mick wissen und öffnet schon die Hintertür seines Wagens, in dem er auch Ava und Noah mitnimmt. Langsam schüttle ich den Kopf.
"Ich würd mit Lando fahren."
"Vergiss das. Vor dem Hotel campieren die Fans und die Presse. Auch wenn ihr den Hintereingang benutzt, müsst ihr zwischen ihnen durchfahren. Fahr mit Carmen und mir mit, das fällt weniger auf." schlägt George vor.
Auf der einen Seite bin ich froh darüber, wie bemüht alle sind, Lando und mich zu schützen. Andererseits finde ich es auch bedenklich, dass die Fahrer so vertraut damit sind, sich ständig um ihre Privatsphäre sorgen zu müssen.



Pit Lane Passion - F1 relatedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt