Kapitel 106

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Lando's POV

Ich wache auf, die Kopfschmerzen setzen sofort ein, als ob mein Schädel mit jedem Pulsschlag hämmert. Das Licht, das durch die Vorhänge in mein Hotelzimmer fällt, ist zu grell, und der Geschmack von altem Whiskey klebt noch an meiner Zunge.
Ich weiß sofort, dass ich es gestern Abend übertrieben habe. Nicht nur mit dem Trinken.
Die Erinnerungen an die Party gestern sind bruchstückhaft, aber die Szene an der Bar mit Alex brennt sich sofort wieder in mein Gedächtnis.
Ihr Gesichtsausdruck, als ich die Wahrheit über Charles und Emilia einfach so herausgespuckt habe. Der Blick in ihren Augen, als sie realisierte, dass sie in dieser ganzen Sache nicht nur unwissend, sondern auch eine Art Kollateralschaden war.
Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass ich alleine bin, werfe ich einen Blick auf die leere Bettseite neben mir, wo Emilia die letzten Nächte geschlafen hat.
"Verdammt, Lando." murmele ich zu mir selbst und fahre mir übers Gesicht.
Was habe ich mir dabei gedacht? Charles und ich haben die Sache vor Wochen geklärt, zumindest dachte ich das. Aber der Ärger, die Enttäuschung – all das, was ich unterdrückt habe – kam gestern wieder hoch.
Der Alkohol hat das, was ich verbergen wollte, einfach an die Oberfläche gespült.
Ich setze mich langsam auf, mein Kopf fühlt sich schwer an, und ich spüre, wie mir übel wird, als ich an den Abend denke.
Vielleicht wollte ich Charles eins auswischen. Vielleicht war es meine Art, ihn spüren zu lassen, was er mir und Emilia angetan hat. Doch stattdessen habe ich Alex mitreingezogen.
Ich nehme mein Handy vom Nachttisch, in der leisen Hoffnung, dass Emilia mir wenigstens eine Nachricht geschickt hat. Doch Fehlanzeige.
Ich hoffe, sie weiß noch nichts von dem, was ich gestern getan habe. Aber tief in mir weiß ich, dass das unwahrscheinlich ist.

Ich springe unter die Dusche, versuche mir vergeblich, die Schatten der letzten Nacht abzuwaschen, mache mich frisch und packe meinen Koffer.
Keine Ahnung, was ich vorhabe, keine Ahnung, wo die anderen sind, ob sie überhaupt noch da sind, doch in meinem Hotelzimmer halte ich es keine Sekunde länger aus.
Als ich unten in der Lobby aus dem Lift steige, entdecke ich als erstes Carlos, Max und Oscar an der Rezeption.
"Na, wieder nüchtern?" werde ich lachend von dem Spanier begrüßt, bei dem ich manchmal nicht weiß ob er mein bester Freund oder größter Feind am Grid ist.
Ich kneife seufzend die Augen zusammen, lehne mich neben den dreien an den Mamortresen und schiebe der Rezeptionistin meine Zimmerkarte zu.
Als ich mich zur Seite drehe, sehe ich einen Teil unserer Leute auf der anderen Seite der Lobby rund um das gemütliche Sofa verteilt sitzen.
Natürlich bleibt mein Blick auf Charles hängen, doch die Frau, neben der er steht, ist nicht Alex, sondern Emilia.
Die beiden nach den gestrigen Ereignissen gemeinsam hier zu sehen, ist so ziemlich die mieseste Ausgangslage für mich.

"Fuck

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"Fuck." höre ich mich ausrufen und ernte keine überraschten oder fragenden Blicke, sondern wissende.
Meine Freunde scheinen mitbekommen zu haben, was gestern Abend passiert ist, doch meine Erinnerung, es ihnen erzählt zu haben, ist weg. Im Gegensatz zu dem hässlichen Gefühl in meiner Magengegend.
"Wär auch meine Reaktion, nach dem Mist, den du gestern Abend gebaut hast." murmelt Carlos, doch vermeidet, sich auffällig zu den beiden umzudrehen. Stattdessen sieht er mir jetzt tief in die Augen.
"Scheiße, ich weiß." murmle ich.
"Wenn du das heute noch gerade biegen willst, dann musst du dich beeilen." erwidert Oscar, der seinen Blick nach hinten schweifen lässt.
Als ich mich umdrehe, sehe ich, wie Emilia, Mick und Charles ihre Sachen zusammenpacken und drauf und dran sind aufzubrechen.
Klar, treten sie gemeinsam die Heimreise an. Charles und Mick müssen beide nach Maranello und werden Emilia höchstwahrscheinlich mitnehmen, die ursprünglich mit mir nach Monza gekommen ist.
"Verdammtes Timing." murmle ich und atme tief durch. "Ich muss das klären, bevor sie verschwinden."
Ich steuere auf die drei zu, die gerade ihre Taschen und Rucksäcke schultern, doch noch bevor ich vor ihnen zum Stehen komme, höre ich Emilias angespannte Stimme.
"Lando..." sagt sie schlicht, und ich kann den Unterton ihrer Stimme erkennen – eine Mischung aus Ungeduld und Unwillen.
Charles hebt den Kopf und blickt mich an, sein Gesicht so angespannt wie Emilias Stimme.
"Hey Man" höre ich da Mick neben uns mit versöhnlichem Ton, stets bemüht, die Stimmung zu entschärfen. Situationsunabhängig möchte er immer, dass sich alle verstehen. Was gerade definitiv leichter gesagt als getan ist.
Emilia hebt währenddessen ihre Schultern, macht sich groß und fällt dann mit einem tiefen Seufzen leicht in sich zusammen. Sie wirkt erschöpft, die gestrige Nacht war sicher auch aufwühlend für sie.
Ihre Augen treffen auf meine, Charles' Blick wechselt zwischen uns hin und her, genauso wie Micks.
"Können wir reden?" versuche ich es.
"Ich glaube, du solltest dir zuerst mal klar darüber werden, was du möchtest. Womit du zurecht kommst und womit nicht. Und wie du das kommunizierst. Ich habe keine Zeit und Energie für diesen Mindfuck."
Harte Worte, mit der Schärfe und Präzision, die ich zwar von Emilia gewöhnt bin, jedoch nicht in meine Richtung.
Damit schultert sie erneut ihre Tasche, nimmt ihren Koffer und wendet sich von uns ab. Mick geht ihr hinterher zum Ausgang, wirft mir noch einen entschuldigen Blick zu, doch der macht die Situation auch nicht besser.
Aufgebracht sehe ich Charles an, der nur kopfschüttelnd mit den Schultern zuckt.
"Ich weiß, ich hab Scheiße gebaut. Aber du weißt, was du in mir auslöst, wenn du jetzt mit ihr abhaust." versuche ich es dieses Mal mit purer Ehrlichkeit, als hätte ich Emilias Rat sofort befolgt.
Auch Charles scheint überrascht, dass ich nicht mit einer Entschuldigung ankomme und zieht seine Augenbrauen nach oben. Dann lacht er provokant und greift nach seinem Koffer.
"Ich bin nicht derjenige, der Mist gebaut hat und sie damit in die Arme eines anderen treibt, Lando."
Es würde kein Augenzwinkern seinerseits mehr benötigen, ich bin schon geladen genug.
Und so sehe ich ihm zu, wie er hinter den Geschwistern das Hotel verlässt und die beiden in seinen Wagen steigen, während die Wut in mir brodelt.
Ich verstehe nicht, wie Emilia so loyal gegenüber Charles sein kann, trotz allem was er ihr angetan hat. Wie kann sie so unerschütterlich an ihm festhalten?
Es ist, als ob sie blind ist für die Art und Weise, wie Charles sich durch sein Leben manövriert – als ob seine privilegierte Welt ihn von Konsequenzen abschirmt, die andere ertragen müssen. Ich frage mich, was Charles noch tun müsste, um sie endlich dazu zu bringen, ihn loszulassen. Die beiden sind wie Tag und Nacht: Während Emilia sich immer um die Gefühle anderer sorgt, denkt Charles immer nur an seinen eigenen Arsch.
Und ich habe keine Ahnung, ob ich damit zurechtkomme, dass er wohl Teil ihres Lebens bleiben wird. Egal wie sehr ich mich dagegen sträube.
Das heutige Aufeinandertreffen hat mir nur gezeigt, dass ich höchstens mich selbst ins Aus schieße, wenn ich dagegen ankämpfe.

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