Kapitel 65

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Ich atme tief ein und trete näher zu ihm, lege meine Hand in seine. Ein erleichtertes Lächeln breitet sich auf Landos Gesicht aus, und er zieht mich sanft in seine Arme. Wir bewegen uns langsam zur Musik, ich lege meinen Kopf an Landos Schulter und genieße seine Nähe.


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Als die Musik wechselt und wieder schneller wird, lösen wir uns langsam voneinander und ich erkenne, dass Charles auf uns zukommt. Lando legt ihm freundschaftlich den Arm um die Schulter, zieht ihn in einen Schwitzkasten und verwuschelt ihm die Haare. Ich beobachte die Situation grinsend. Als die beiden sich wieder beruhigt haben, steht Charles zwischen Lando und mir und blickt abwartend zwischen uns hin und her.
"Verzeiht mir das Chaos, das ich in eurer jungen Liebe anrichte." sagt er mit einem entschuldigenden Lächeln.
"Du lenkst ganz gut von mir ab." erwidert Lando und lacht auf.
"Gleich wie auf der Rennstrecke." kontert Charles grinsend.
Es liegt bestimmt an Charles' heutigem Sieg, dass Lando nur lachend den Kopf schüttelt, statt sich zu verteidigen. Wir stoßen nochmal gemeinsam an und tanzen dann weiter.
"Ich brauche eine kleine Pause." rufe ich nach einer Weile in Landos Richtung und ohne darüber nachzudenken, ziehe ich ihn raus aus der Menge, Richtung Ausgang, bis er mich am Arm zurückzieht und ich gegen seine Brust stolpere. Er legt seine Arme um meine Hüfte und flüstert mir ins Ohr: "Du weißt gar nicht, wie gerne ich denen da draußen zeigen würde, zu wem du wirklich gehörst. Aber wir sollten das nicht machen."
Lando fucking Norris, halt dich besser zurück, außer du möchtest, dass ich in die Welt hinaus schreie, wie sehr du mir den Kopf verdrehst.
Ich schüttle überfordert den Kopf und lege ihn an Landos Brust, während ich in die tanzenden Menge blicke, aus der gerade Arthur, Charles Bruder, getaumelt kommt.
"Was ein geniales Ablenkungsmanöver." kommentiert er auf uns zeigend, als er uns erreicht. Arthur grinst zwar kurz, während er das sagt, doch gleich daraufhin erkenne ich tiefe Sorgenfalten auf seiner Stirn.
"Ich zerstöre euren Moment nur ungern, aber Emilia, würdest du mir kurz mit Charles helfen? Es geht ihm nicht gut."

Als ich hinter Arthur die Terrasse des Clubs betrete, die nach hinten rausgeht und somit abgeschirmt von der Presse vor dem Club ist, ist diese bis auf Charles menschenleer. Er steht am Geländer, den Blick auf den dunklen Ozean vor uns gerichtet, und ich spüre sofort, dass etwas nicht stimmt. Die ausgelassene Atmosphäre des Clubs scheint hier draußen wie ausgelöscht.
"Charles, was ist los?", frage ich besorgt und trete näher an ihn heran.
"Ich lass euch mal alleine, mit mir will er nicht reden. Aber pass auf, er hat zu viel getrunken." erklärt Arthur hinter mir, dreht sich um und verschwindet nach drinnen.
Charles dreht sich langsam zu mir um und an der Art und Weise, wie er mich ansieht, erkenne ich sofort, dass er jetzt viel benebelter ist, als noch gerade eben im Club. Der Alkohol muss ihm zu Kopf gestiegen sein. Oder auch die frische Luft hier draußen, wer kennt das nicht beim Feiern? In seinen Augen erkenne ich eine Mischung aus Trauer und Verbitterung.
"Schickt Arthur dich?" fragt er schließlich, seine Stimme angespannt.
Ich nicke bloß, da ich nicht weiß, was das zur Sache tut.
"Als hättest du keine eigenen Sorgen." brummt er daraufhin.
Okay, daher weht der Wind.
"Du hast anscheinend auch eigene Sorgen und hast dich trotzdem das gesamte Wochenende über mit meinen beschäftigt." erwidere ich bestimmt. Charles seufzt tief.
"Ich hab Arthur vielleicht mal betrunken erzählt, wie gerne ich mit dir rede." murmelt er jetzt, und seine Stimme klingt schon viel sanfter.
Ich gehe noch einen Schritt auf ihn zu und stelle mich neben ihn an das Geländer.
"Wo drückt der Schuh an einem Tag wie diesen?" will ich dann den Grund für seine Laune wissen.
"Ich hab Charlotte nach dem Rennen getroffen." fällt er mit der Tür ins Haus.
Ich schlucke. Das ist nicht gut an einem emotional aufwühlenden Tag, wie dem heutigen.
"Das sollte der krasseste Tag meines Lebens sein, und dann treffe ich sie und ihren Verlobten und ich stelle alles in Frage." Charles' Stimme ist brüchig. Ich sehe ihn skeptisch an.
Bei aller Liebe, mein Herz brennt zu sehr für den Motorsport, dass ich ihn das Drama jetzt durchgehen lasse.
"Du hast eben den Monaco-Grand-Prix gewonnen, was stellst du bitte in Frage?"
Während ich ihn fassungslos ansehe, lacht er ehrlich auf. Es entsteht eine kurze Stille, Charles scheint wieder in Gedanken verloren zu sein.
Als er beginnt, mich in seinen Kopf sehen zu lassen, sieht er dabei weiterhin auf das Wasser hinaus: "Charlotte war die letzten Jahre, als ich meine Chancen in Monaco stets verpatzt habe, immer an meiner Seite. Die Fans sprachen schon vom Monaco-Fluch. Und jetzt ist sie weg, baut sich ihr Traumleben mit einem anderen Mann auf, und zack, erfüllt sich auch mein Lebenstraum. Und trotzdem fühlt es sich nicht richtig an, weil ich sie deshalb verloren habe." Ich weiß genau, was Charles meint. Er hat mir schon einmal erzählt, dass er sich Vorwürfe macht, seine Karriere priorisiert zu haben, statt ihre Beziehung. Seine Karriere an erste Stelle zu stellen, hat ihn heute hier in Monaco gewinnen lassen. Seine scheinbare Liebe des Lebens dabei an der Seite eines Anderen zu sehen, der ihr all das bietet, was er nicht konnte, stelle ich mir herzzerreißend vor. Die Mischung aus Stolz über seinen Erfolg und Trauer über den Verlust von Charlotte ist überwältigend für ihn.
Charles' Worte hallen noch in der Luft nach, als Lando und Arthur plötzlich auf die Terrasse stürmen.
"Irgendjemand hier drinnen ist undercover unterwegs und versorgt die Geier da draußen mit Bildern aus dem Club." stößt Arthur mit angespannter Stimme hervor, als sie auf uns zugesprintet kommen.
"Wir sollten hier weg, Emilia." ergänzt Lando und greift nach meinem Arm.
Bevor ich reagieren kann, zieht mich Charles an sich, und ich stolpere gegen seine Brust. Verblüfft sehe ich zwischen Lando und Charles hin und her. Die Spannungen zwischen ihnen, die in den letzten Wochen unter der Oberfläche brodelten, sind jetzt offenbar an die Oberfläche gekommen. So gut Lando mit der Situation zwischen Charles und mir auch die letzten Wochen über klargekommen ist, so klein musste die Handlung nur sein, um ihn aus der Reserve zu locken.
"Wag es nicht!" schreit er auf und funkelt Charles über mich hinweg an, dem man den Alkohol jetzt anmerkt.

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