Kapitel 49

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Sobald ich in meinem Wagen sitze, das Gaspedal auf der langen Geraden der Küstenstraße durchdrücken kann und mir der Wind durch das heruntergelassene Fenster um die Ohren pfeift, ist das Chaos in meinem Kopf wie weggeblasen.
Der Arbeitstag ist rum, das Qualifying dieses Mal ohne Ausfälle auch, und Lando und Mick konnten gute Startpositionen für das Rennen morgen ergattern.
Ich fahr ins Hotel, um mich kurz frisch zu machen. Heute Abend steht noch ein offizielles Essen aller Fahrer und Teamchefs, samt Plus One an. Ich bin Micks Begleitung, für diejenigen, die schon Hoffnung hatten.
Nach einer ausgiebigen Dusche im Hotel, bei der ich versuche, alle negativen Emotionen des heutigen Tages von mir zu waschen, schlüpfe ich in eines meiner liebsten Kleider. Ich schminke mich, binde mir die Haare zusammen und entscheide mich dann wieder für das Paar Heels, das Lando so gerne mag.

Als Mick und ich vorhin die McLaren-Garage verließen, hat er mich gefragt, ob er mich heute Abend zu sich aufs Hotelzimmer einladen dürfe

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Als Mick und ich vorhin die McLaren-Garage verließen, hat er mich gefragt, ob er mich heute Abend zu sich aufs Hotelzimmer einladen dürfe. Solange es noch nicht für richtige Dates reicht, werde ich mich damit zufriedengeben müssen.
Grinsend schließe ich die Zimmertür und fahre mit dem Lift nach unten in die Lobby.
Vor der Tür wartet schon Mick in seinem Wagen auf mich.
"Du siehst gut aus, Schwesterherz." begrüßt er mich und anhand seiner sanften Tonlage und seines zaghaften Lächelns kann ich erkennen, dass er den Riss wieder reparieren möchte. Ich habe meinen Bruder schon lange nicht mehr so außer sich erlebt wie beim heutigen Sprintrennen. Spätestens seit Dads Unfall ist er stets die Ruhe in Person, der Anker, an den man sich immer halten kann. Mick erdet, statt dass er aufwühlt.
"Ich bin noch nicht dazu gekommen, mich für mein Verhalten zu entschuldigen. Es soll keine Ausrede sein, dass ich dich beschützen wollte. Schließlich hasse ich es auch, wenn du es machst. Es tut mir so so leid, Mick. Du hattest ein Recht, davon zu erfahren und ich hab's dir bewusst genommen."
Es tut gut, all das, woran ich den ganzen Tag über denken musste, endlich auszusprechen.
Mick, dessen Blick auf die Straße gerichtet ist, nickt langsam. Dann fragt er: "Wolltest du mich davor schützen, dass ich mir die Schuld daran gebe?"
Ich schüttle sofort den Kopf.
"Gott, nein. Keine Sekunde war das für mich eine Frage von Schuld."
Mick scheint erleichtert aufzuatmen. Seine Sorge lässt mich daran erinnern, wie er eine Familiensitzung einberief, bevor er den Vertrag bei Haas für den Sitz in der F1 unterschrieb. Es war ihm ein Anliegen abzuklären, ob die verstärkte Medienaufmerksamkeit, die er dadurch wieder auf unsere Familie legt, okay für uns alle ist. Es zeigte perfekt, dass die Familie alles für ihn ist, und er sogar auf seinen Lebenstraum verzichtet hätte, hätte jemand von uns ein Problem damit gehabt.
"Es macht mir wahnsinnige Angst, dass ich so außer mir war und auf der Strecke die Beherrschung verloren hab." reißt mich Mick aus den Gedanken.
Sein Blick ist weiterhin starr auf die Straße gerichtet. Ich weiß, dass selbst wenn der Verkehr es zulassen würde, er mich nicht ansehen wollen würde.
"Du weißt gar nicht, welche Angst das auch in mir ausgelöst hat. Ich kann dich nicht auch noch verlieren, und schon gar nicht durch so hitzige Entscheidungen."
Es hätte so viel mehr passieren können, woran ich gar nicht denken möchte.
"Keine Geheimnisse mehr?"" fragt Mick, nachdem er das Auto in die Tiefgarage des Gebäudes gelenkt hat, in dem sich das ausgewählte Restaurant befindet.
"Keine Geheimnisse mehr." erwidere ich zaghaft lächelnd.

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