Emilia Schumacher, Mick Schumachers Schwester, findet ihren Weg beruflich im Rennsport Fuß zu fassen. In der kommenden Saison wird sie Marketingmanagerin des F2-Teams Prema Racing sein, was ihr auch ermöglicht, ihren Bruder während seiner ersten Sai...
"Hey, zieh nicht so ein Gesicht, Man. Wahrscheinlich hast du sie nur etwas überrumpelt. So wie du von ihr erzählst, könnte sie schnell den Eindruck bekommen, dass du sie auf der Stelle heiraten würdest." Es ist mein Kumpel Max, der versucht, mich aufzuheitern. Pietra, Martin und er haben meine schlechte Laune beim gemeinsamen Mittagessen, direkt nachdem ich gelandet war, schon mitbekommen und möchten mich jetzt mit einer Partynacht auf andere Gedanken bringen. Dass Max mit seiner Aussage übers Heiraten direkt ins Schwarze getroffen hat, sage ich ihm zwar nicht, doch ein Schmunzeln kann ich mir nicht verkneifen, als ich aus meinem McLaren steige, den heute Max fährt. Auch wenn ich mich sonst oft als Fahrer anbiete, brauche ich heute Alkohol. Als wäre es nicht schlimm genug, dass Emilia mich seit einer Woche grundlos ghostet, macht mich das Wissen darüber, dass sie in der Stadt ist, irre. Wer noch in der Stadt ist, ist unser Monegasse Charles Leclerc. Den bemerke ich, als er mit seinem Ferrari ebenfalls vor dem Club zum Stehen kommt. Ich atme kurz durch, als ich mir sicher bin, dass er alleine ist. Schließlich hat Emilia sich kurzfristig dazu entschieden, mit ihm zurück nach Monaco zu fliegen, statt mit uns die Tage in Kanada zu verbringen. Mick und George meinten zwar, dass es ihr körperlich nicht so gut ginge und sie die Tage bei Carmen verbracht hat, doch das erklärt nicht, warum sie mich die ganze Zeit über ignoriert. Mit Charles hab ich seit seiner Siegesfeier in Monaco nicht mehr gesprochen. In Kanada hat sich's nicht ergeben und seitdem Emilia mit ihm abgehauen ist, hatte ich eigentlich vor, ihm aus dem Weg zu gehen. Als er jetzt aber mit ausgestreckten Armen auf mich zukommt, muss ich meinen Plan verwerfen. Wir begrüßen uns kurz, und Charles tut so, als wäre nichts passiert zwischen uns. Wahrscheinlich nehm ich das Ganze zu ernst. Nicht das mit Emilia, das steht in meiner Prioritätenliste ganz oben. Ich meine viel eher die Auseinandersetzung mit Charles. In den letzten Jahren sind wir immer mal wieder wegen belanglosen Dingen aneinandergeraten, vor allem wenn Alkohol im Spiel war. Trotzdem spüre ich ein mulmiges Gefühl im Bauch, als ich hinter ihm den Club betrete. Wir tauschen uns an der Bar eine Weile über das Kanada-Rennen und die verpatzte Ferrari-Strategie aus, als unser Blick zur Eingangstür schweift. Nicht ohne Grund, denn als ich George und Carmen sehe, bleibt mein Blick auf der Tür haften. Weit kann Emilia also nicht sein. Hätten meine Freunde bedacht, dass Emilia heute hier sein könnte, hätten sie mich niemals überredet, mit ihnen zu kommen. Ich hab's mir insgeheim jedoch ein bisschen erhofft, doch bin trotzdem komplett überfordert, als ich sie sehe. Bei ihrem Anblick kann ich mir kaum vorstellen, dass nur meine Welt für einen kleinen Moment stehen bleibt, wenn sie den Raum betritt. Entgegen Micks und Georges Erzählungen, dass es ihr gesundheitlich nicht so gut ginge, sieht sie fit aus. Gebräunt, als hätte sie die letzten Tage viel eher in der Sonne als im Bett verbracht. Sie trägt ein weißes kurzes Kleid und ein wunderschönes Lächeln auf den Lippen.
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Wie immer, wenn sie mit Mick, George und Carmen unterwegs ist, liegt ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihnen. Nicht ein Moment in dem sie sich im Club umsieht und mich entdecken könnte. Zwischen Charles und mir ist es still geworden, schließlich waren wir beide in den letzten Sekunden viel zu sehr mit Emilia beschäftigt. Anhand Charles' Lächeln, weiß ich, dass es ihm genauso ging. "Also gut, ich muss dann mal." klatscht Charles in die Hände und ich sehe ich fragend an. "Du bist mit ihnen hier?" fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Charles nickt knapp und legt mir die Hand auf die Schulter. "Das mit Emilia tut mir wirklich leid." murmelt er noch, bevor er durch die Menge in ihre Richtung verschwindet. Ich bin verwirrt. Alles mögliche mit Emilia könnte ihm leid tun. Dass wir wegen ihr den Streit in Monaco hatten, dass sie mit ihm nach Hause geflogen ist, oder dass er jetzt mit ihr gemeinsam hier ist. Das Einzige was mir schmerzlich bewusst ist, ist, dass er mit Emilia hier ist und die Einladung sicherlich nicht von Mick, George oder Carmen kam. Die beiden Jungs hatten mit Charles kaum was zu tun, bevor Mick und ich uns anfreundeten, und bevor Emilia Gefallen an dem Ferrari-Fahrer fand. Ich greife nach meinem Gin Tonic, proste meinen Freunden zu und setze zu einem großen Schluck an.
