Kapitel 42

1.3K 54 9
                                    

"Fang, Em!" ruft mir George zu, kurz bevor er mir eine Dose Monster Energy zuwirft.
Ich bin kurz überfordert, fange sie dann aber doch und sehe ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Es geht nicht nur darum, dass Monster nicht mehr Mercedes-Sponsor ist, sondern jetzt auch noch zu McLaren gewechselt ist.
"Ich lieb die halt und wir hatten hier noch welche eingekühlt." George sieht mich entschuldigend an, öffnet seinen Energy Drink und bereits beim ersten Schluck grinst er über beide Ohren.
"Wie leicht er doch glücklich zu machen ist." murmelt Lewis, der sich neben mich gesetzt hat, in den viel zu bequem aussehenden Sitz für ein Flugzeug.

Es ist Montag früh und wir fliegen mit einem Teil des Mercedes-Teams vom Flughafen Mailand nach Miami

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Es ist Montag früh und wir fliegen mit einem Teil des Mercedes-Teams vom Flughafen Mailand nach Miami. Mailand, weil die PR-Leute nach dem Meeting bei Prema, gleich übers Wochenende in Italien geblieben sind, genauso wie George mit Carmen und Kimi und ich sind ja sowieso hier. Für Carmen ging's schon gestern Abend nach London, sie kommt dann erst Richtung Rennwochenende nach Miami. Und Lewis musste sich dann einfach fügen.
Ich bin immer noch überwältigt von dem Privatjet und dem Luxus, der hier herrscht. Dem erst 17-jährigen Kimi scheint es ähnlich zu gehen.
"Gewöhn dich mal nicht dran." grinse ich ihn an.
Er versteht meinen Humor mittlerweile, schließlich arbeiten wir schon länger miteinander. Bereits während meines letzten Sommer-Praktikums hatten wir immer viel miteinander zu tun und mittlerweile kommen mir Ollie und er vor wie kleine Brüder, die ich nie hatte.
"Ach, hör nicht auf sie. Ich hab dich schon als meinen Nachfolger vorgeschlagen." klinkt Lewis sich lächelnd ein.
Ich bin immer noch nicht drüber hinweg, dass Lewis sich mit Saisonende von Mercedes trennen wird. Zwar versuche ich ihn mir seit dem Announcement in rotem Teamdress vorzustellen, doch es will einfach nicht in meinen Kopf.
Kimi strahlt Lewis an und wir wissen alle, dass dieser nicht so unrecht hat. Ansonsten würden Kimi und ich jetzt nicht hier sein. Doch das Fahrerkarussell wird sich wohl noch einige Zeit weiterdrehen und es ist noch lange nichts entschieden. Umso wichtiger werden die Tage in Miami jetzt für unseren Prema-Schützling sein. Die beiden unterhalten sich noch ein wenig, George schlürft genüsslich an seinem Energy Drink und ich setze meine Kopfhörer auf und lehne mich in meinem Sitz zurück. Ich schließe die Augen und bin dankbar. Dankbar für die Möglichkeit. Aber auch dankbar für die Sicherheit, die mir die Jungs geben. Klar gab es hin und wieder Überschneidungen mit Mercedes, doch der Fakt, dass niemand aus dem Prema-Team mit uns mitkommt, ließ mich dann doch etwas unsicher fühlen. Auch für Mick ging es gestern noch zurück nach Maranello. Die Haas-Piloten legen heute noch einen Tag im Headquarter ein, bevor es für sie morgen über den Atlantik geht.
Ich öffne nochmal meine Augen und blicke in Georges Gesicht, der mir gegenübersitzt und mich anlächelt. Auch gestern haben wir noch einen schönen Tag zu viert in meiner Wahlheimatstadt verbracht. Wir haben uns das Castello Sforzesco angesehen, ein beeindruckendes Schloss mit wunderschönem Schlossgarten. Mittag haben wir dann in meiner Lieblingspizzeria die beste Pizza der Welt gegessen und ihr könnt es euch schon denken, dass ich dabei dann doch das ein oder andere Mal an Lando denken musste. An ihn und den ersten Abend in Monaco, als wir Pizza essend an dem Aussichtspunkt saßen. Als alles erst anfing. Ob er wohl das ganze Wochenende mit Magui verbracht hat?
Als Carmen und Mick dann weg waren, ließen George und ich den Abend noch mit einer Flasche Wein am Kanal ausklingen. So sehr ich meine Freunde 'zuhause' auch liebe, und so viele gemeinsame Erinnerungen uns auch verbinden, George hat es so schnell geschafft, mir so wichtig zu werden. Klar, die Freundschaft baute sich bereits die letzten Jahre über auf, seit ich durch meinen Job immer mehr mit den Mercedes-Drivers zu tun hatte. Doch seit Beginn der Saison hat sich nochmal so viel getan. Es fühlt sich fast an, als hätte ich ein schlechtes Gewissen, den langjährigen Freundschaften gegenüber. Liv ausgenommen, denn zwischen uns sind die Bemühungen so stark uns nicht aus den Augen zu verlieren. Auch wenn ich die gemeinsame Zeit mit Felix zuhause in der Schweiz total genossen habe, fühle ich mich George mittlerweile näher als ihm. Und das ist schön für die Freundschaft zwischen George und mir, aber traurig für das, was ich mit Felix mal hatte. Seufzend schließe ich wieder meine Augen und schlafe ein.

Pit Lane Passion - F1 relatedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt