Pit Lane Passion - F1 related

Kapitel 109

Lando's POV

Mick zögert kurz, seine Lippen schmal. "Emilia ... sie ist während des Qualis zusammengebrochen. Sie ist im Krankenhaus."
Die Welt um mich herum verschwimmt, als seine Worte zu mir durchdringen. Emilia? Zusammengebrochen? Meine Gedanken rasen, und die Wut über das Qualifying schmilzt sofort dahin, ersetzt durch eine Welle der Panik. Und ich Idiot musste mich noch so heftig mit ihr streiten.
"Kommst du mit ins Krankenhaus?" fragt Mick und sofort lasse ich alles liegen und stehen und verlasse die Garage.
Wir schlüpfen noch schnell aus unseren Rennanzügen und in normale Klamotten, dann fahren wir auf schnellstem Weg in das Krankenhaus, das Toto Mick genannt hat. Er hat sie dorthin begleitet. Während der Fahrt bin ich still, meine Gedanken bei Emilia.
Warum hat sie nichts gesagt? Warum habe ich nicht gemerkt, dass es ihr schlecht geht?
Als wir das Krankenhaus erreichen, sprinten wir zum Eingang. Mein Herz hämmert in der Brust. Aber als ich die Notaufnahme betrete, sehe ich die drei Männer. Toto und George. Und Charles. Natürlich ist er da.
Die drei stehen abseits und reden miteinander, doch als wir näher kommen, sehen sie auf. Während die anderen beiden uns zunicken, trifft Charles' Blick meinen und ist voller Anspannung. Mein Körper spannt sich automatisch an, und die Wut über die letzten Tage kommt wieder hoch. Doch im nächsten Moment denke ich nur noch an Emilia.
"Wo ist sie?" frage ich knapp, meine Stimme rau vor Sorge.
"Sie ist drinnen." sagt George bemüht ruhig. "Sie wird gerade untersucht."

Nur Mick wird zu ihr gelassen, weshalb wir anderen draußen warten und auf die weißen Fließen starren, während die Minuten verstreichen.
Als Mick nach einer gefühlten Ewigkeit wieder auftaucht, erzählt er irgendwas von Stress und Schwindel und Übelkeit und davon, dass sie jetzt eine Infusion bekommen habe, die sie schlafen lässt und mit allem versorgt, was sie braucht, um wieder auf die Beine zu kommen.
Das Gewicht seiner Worte drückt auf meine Brust, aber die Schuldgefühle wiegen noch schwerer.
Ich wusste, dass Emilia unter Druck steht – zwischen Prema, Mercedes und all dem Trubel um die Ankündigung von Kimi. Ollie fährt an diesem Wochenende für Haas, und dann bin da auch noch ich. Der Stress, den ich verursacht habe. Monza, unser Streit. Alles, was schiefgelaufen ist.
"Sie schläft wahrscheinlich die nächsten Stunden, ihr könnt ruhig fahren." beendet Mick seinen Monolog.
Ich fühle mich nicht angesprochen, doch Toto, George und Charles verabschieden sich.
"Gib uns Bescheid, wenn es Neuigkeiten gibt." sagt Charles leise zu Mick, als die beiden sich verabschieden. Seine Besorgnis gefällt mir nicht.
Er steht morgen auf Pole, und ich weiß, dass die Ferrari-Leute längst in Aufruhr sind, weil er hier ist, statt an der Nachbesprechung teilzunehmen.
Sobald sie weg sind, bleibt nur Mick zurück, der mich abwartend ansieht.
"Ich bleib bei ihr." sage ich und durchbreche die Stille. "Aber du solltest fahren, Mick. Du kannst morgen nicht unausgeschlafen sein. Du weißt, wie wichtig jedes Rennen für dich ist. Es bringt ihr nichts, wenn wir beide hier sitzen und nichts tun können."
"Bist du sicher?" erwidert er zögernd.
"Ja." antworte ich mit fester Stimme. "Wenn du dafür sorgst, dass ich rein kann."

Mick schafft es, mich hineinzuschmuggeln, indem er der Krankenschwester erzählt, wir wären verlobt. Es fühlt sich seltsam an, das zu hören, so beiläufig ausgesprochen, obwohl es sich in meinem Herzen gar nicht mal so unrealistisch anfühlt.
Noch bevor Mick geht, schmunzelt er.  "Ruf mich sofort an, wenn irgendwas ist. Ansonsten löse ich eure Verlobung schneller auf, als du schauen kannst."
Doch ich merke, dass es ihm schwer fällt, seine Schwester alleine zu lassen, egal wie sehr er mir vertraut. Die letzten zehn Jahre war er es gewohnt, ihr nicht von der Seite zu weichen. Doch jetzt bin ich da. Und es geht um seine Zukunft.
Nachdem Mick gegangen ist, betrete ich mit angehaltener Luft das Krankenzimmer, indem nicht viel mehr als ein Bett steht, in dem Emilia liegt und ruhig schläft. Angeschlossen an den Infusionstropf neben dem Bett, neben dem Nachtkästchen. Vor dem Bett ein Sessel, auf dem ich mich niederlasse.