Kapitel 45

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Mick sieht mich fragend an, als wir kurze Zeit später zu ihnen auf der Tanzfläche stoßen. Lando geht zu Carlos hinüber, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf uns zu lenken und dieser legt sofort seinen Arm um die Schultern seines Kumpels. Wahrscheinlich quetscht er ihn direkt aus, weshalb mich Landos Lächeln beruhigt, während er mit Carlos spricht. Er scheint happy über unsere Aussprache zu sein und Mick bemerkt, dass ich es auch bin.
"Jetzt solltest bloß du nochmal mit ihm sprechen." setze ich dann Mick auf Lando an.
Lewis und George unterbrechen unsere Unterhaltung, als sie mit einer Runde Drinks ankommen. Fünf Gin Tonic und zwei Flaschen Cola, für Lewis, der fährt, und unseren Jüngling Kimi. Alle müssen grinsen, als Lewis ihm die Flasche reicht.
"Gott, wir werden alt." schnaubt Lando lachend und erntet sofort einen bösen Blick von Lewis. "Soll ich nachrechnen, wie viel jünger du bist, als ich?" fragt ihn dieser.
"Dir würd's mehr weh tun, als ihm. Also empfehl ich's dir nicht." erwidert Carlos grinsend und bringt alle zum Lachen.
Für alle, die sich's fragen: es sind 15 Jahre die zwischen Lewis und Lando liegen.
"Was ein Scheiß, dass Carlos so sympathisch ist." murmelt Kimi neben mir, für den die Situation natürlich sehr speziell ist. Ich kann nicht anders als über die Konkurrenzsituation zu lachen.
"Entspann dich. Du glaubst doch nicht wirklich, dass du es nicht in die Formel 1 schaffst? Wenn nicht nächstes Jahr, dann 2026." versuche ich ihn zu ermutigen. Ich weiß, dass er unter enormem Druck steht und das schon in diesem jungen Alter.
"Ich möchte aber nächstes Jahr schon weg von Prema. Was soll ich dort ohne dich und Ollie?" Dass Ollie nächstes Jahr einen Platz in der F1 kriegt, ist schon etwas sicherer. Schließlich ist er ein Jahr älter und konnte schon durch sein Rennen in Bahrain etwas mehr Erfahrung sammeln. Ich lächle Kimi aufmunternd zu. Er weiß, dass mir nicht mehr übrig bleibt. Wir sind alle genauso unwissend wie er, was das Fahrerkarussell angeht. Und für alle Jungs steht viel am Spiel.
Ich lasse meine Blick rüber zu Lando schweifen, der mit Carlos gerade zu 'Bruised One' tanzt, sie schreien sich die Zeilen des Refrains gerade gegenseitig ins Gesicht, als er meinen Blick zu spüren scheint und sich zu mir dreht. Wir lächeln uns gegenseitig an und ich merke plötzlich, wie meine Schultern leichter werden. Wie das Gewicht der letzten Woche von mir fällt, als ich merke, dass wir noch eine Chance haben.
Was passiert ist, ist passiert. Es war eine Schramme. Keine tiefe Wunde. Kein Bruch.

Die Party ist eine der besten, auf denen ich je gewesen bin

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Die Party ist eine der besten, auf denen ich je gewesen bin. Daran ist neben der Location und dem Fakt, dass ich einfach mit Mercedes in Miami bin, auch mein Jobangebot schuld. Und nicht zuletzt die Aussprache mit Lando. Es ist zwar erst kurz nach Mitternacht, doch die ersten Driver verlassen das Stadion bereits. Morgen steht zwar nur der Mediaday an, doch das Wochenende ist lang und einige haben noch mit Jetlag zu kämpfen. Mick ist bereits ins Hotel gefahren, da er aufgrund des Flugs erschöpft war. Lando und er haben sich nicht mehr ausgesprochen, wir waren immer in einer großen Runde zusammen und keiner der beiden ging einen Schritt auf den anderen zu. Wahrscheinlich ist auch seine Laune daran schuld gewesen, dass er bald die Fliege machte. Nach den aufregenden beiden Tagen, spüre auch ich, wie meine Augen langsam schwerer werden.
"Möchtest du nach Hause?" höre ich Lando neben mir, der mein Gähnen bemerkt haben muss. Als ich nicke, sieht er mir kurz tief in die Augen. "Tust du mir einen Gefallen und wählst einen McLaren statt dem Ferrari als Taxi?" fragt er mich mit hochgezogenen Augenbrauen und bringt mich sofort zum Lachen.
Ich sehe mich kurz auf der Tanzfläche um, bevor ich entgegne: "Das wird schwierig, ich hab Oscar hier gar nicht gesehen." Und das stimmt, Oscar taucht selten auf Parties auf.
Lando schüttelt lächelnd den Kopf, bevor er sich von den anderen verabschiedet.
"Ich nehme Emilia mit, sie ist müde." höre ich ihn neben mir Lando George erklären.
"Schade, ich hab mich schon auf eine kuschelige Rückbank gefreut." erwidert George grinsend. "Ich hol den Wagen und hol dich in 5 Minuten vor dem Eingang, okay?" will Lando von mir wissen.
Die Autos wurden von Mitarbeitern auf einem großen bewachten Parkplatz neben dem Stadion gestellt, was aufgrund des Werts dieser nötig ist.
"Ich kann auch mitkommen." entgegne ich, doch als Lando einen Blick auf meine Heels wirft, nicke ich seufzend. George stubst mich von der Seite an.
"Alles gut bei dir?" Ich nicke lächelnd.
"Lass uns morgen quatschen."
"Das ergibt sich perfekt. Carmen kommt heute Nacht an. Lunch im Paddock?" schlägt er vor und ich sage zu.
5 Minuten später, stehe ich wie abgemacht vor dem Stadion, als ich eine Männerstimme hinter mir höre.
"Brauchst du ein Taxi?" höre ich da plötzlich Charles' Stimme hinter mir. Unglaublich, dass wir uns den ganzen Abend nicht über den Weg gelaufen sind, und er jetzt in dieser Situation auftaucht.
"Nein, braucht sie nicht."
Lando hat scheinbar die Scheibe seines Wagens runtergelassen und antwortet jetzt statt mir.
Ich drehe mich zu Charles um und lächle ihm entschuldigend zu, da zieht er mich in eine Umarmung.
"Ich nehme an, die Aussprache war erfolgreich?" murmelt er mir dabei ins Ohr und ich nicke nur stumm. Ich bin angespannt, da ich nicht weiß wie die beiden Jungs aufeinander reagieren. Als Charles mich wieder loslässt, schubst er mich Richtung des McLarens und spätestens ab da weiß ich, dass zwischen uns alles in Ordnung ist. Wie abgemacht bereitet Charles mir keine weiteren Kopfschmerzen.
Während ich also um den Wagen herum gehe, folgt Charles mir schnellen Schrittes, um mir die Beifahrertür zu öffnen. Doch bevor ich einsteigen kann, steckt er selbst seinen Kopf in den Wagen.
"Hör besser auf Spielchen zu spielen, Lando." ist alles was er sagt, dann stellt er sich wieder aufrecht hin und lässt mich mit verwirrtem Blick einsteigen.
"Mach's gut, Charles." murmle ich noch, dann schlägt er die Tür zu und Lando fährt los.
Sein Blick ist angespannt, seine Fingerknöchel treten weiß hervor, während er das Lenkrad hält. "Charles und du spielt hier Spielchen, ich hoffe du bist dir dessen bewusst." brummt er an der nächsten Kreuzung, sein Blick weiterhin starr auf die Straße gerichtet. Und meine Hoffnung auf eine gemeinsame Nacht schwindet.
Doch ich scheine falsch zu liegen, denn einige Minuten später passieren wir mein Hotel und steuern stattdessen auf das Hilton zu, in dem die McLaren-Leute untergebracht sind. Als Lando um den Wagen gelaufen kommt, um mir beim Aussteigen zu helfen, sehe ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Doch ein leichtes Grinsen stiehlt sich auf meine Lippen, als er erklärt: "Glaubst du, ich lass dich im selben Hotel wie Charles schlafen?"
Ich weiß, dass er es nicht ganz ernst meint, aber ein bisschen. Und es dient als guter Vorwand, damit wir nicht darüber sprechen müssen, ob uns das ganze nun doch wieder zu schnell geht. Nach all der Distanz der letzten Tage zwischen uns.
Mein Herz pocht bei dem Gedanken schnell, als wir im Lift nach oben fahren. Lando checkt den Flur, bevor wir aussteigen, was okay ist, mehr als zuvor will ich es jetzt langsam angehen lassen. Mein Vertrauen ihm gegenüber hat eine Schrammer erlitten, und ich kann mir vorstellen, dass es ihm ähnlich geht. Unentdeckt schlüpfe ich in sein Zimmer, während er mir die Tür aufhält.
Es ist das erste Mal, dass ich mit auf sein Hotelzimmer komme. Unsere erste gemeinsame Nacht war vor drei Wochen in Monaco, danach besuchte er mich in der Schweiz. Bislang haben wir noch kein Rennwochenende miteinander verbracht. Obwohl wir uns gegenseitig schon zuhause besucht haben, was eigentlich viel intimer ist als ein Hotelzimmer, fühlt es sich irgendwie aufregend an. Es fühlt sich an, als wären wir in die Normalität zurückgekehrt, schließlich ist das hier viel eher unser Alltag. Wochenenden zuhause sind hingegen eine Seltenheit. Und schließlich haben wir die meiste gemeinsame Zeit, seit wir uns kennen, an den Rennstrecken verschiedener Länder verbracht.
Als Lando die Tür hinter sich schließt, schlüpfe ich bereits aus meinen Heels. Er will gerade an mir vorbei in den Raum gehen, als ich nach hinten taumle und er mich mit seinen Armen an meiner Hüfte festhält und vorm Umfallen bewahrt. Die plötzliche Nähe lässt mich jedoch zusammenzucken und aus Landos Lächeln wird ein bitterer Blick.
"Der Riss, den das zwischen und verursacht hat, der kam dir doch ganz gelegen, oder?" gibt er nun von sich und ich erzittere unter seinen Worten.
Beinahe ducke ich mich, so sehr treffen sie mich. Wie angewurzelt bleibe ich stehen, während er aus seinen Schuhen schlüpft.
"Wie kommst du jetzt drauf?" murmle ich verunsichert und weiß nicht wohin mit mir.
Während Lando ins Badezimmer geht, die Tür aber offen lässt, bleibe ich im Flur an die Wand gelehnt stehen. Als wär ich mir noch nicht sicher, ob ich nicht gleich wieder durch die Tür verschwinden würde. Ich kann sehen, dass Lando sich die Hände wäscht und seinen Schmuck ablegt. Dann sieht er mich durch die Reflexion des Spiegels stumm an.
"Du bist ein Social Butterfly, bis man an deine Mauern gerät. Und wenn man sich dann darüber trauen möchte, jagst du einen davon. Sogar Mick beklagt sich darüber. Dass ihr so eng miteinander seid, aber du nur so selten deinen Schmerz zeigst. Bloß Charles lässt du hinter deine Mauern blicken. Wieso ihn, aber nicht mich?" Lando schüttelt den Kopf und kommt aus dem Bad, er setzt sich aufs Bett und sieht mich abwartend an.
"Weil ich bei ihm keine Angst davor habe, verletzt zu werden."
Es überrascht mich selbst, wie schnell ich darauf eine Antwort gefunden habe. Eine ehrliche. Lando zieht seine eine Augenbraue nach oben.
"Charles, der Womanizer der F1, kann dich nicht verletzen?"
Ich schüttle leicht grinsend über seine Formulierung den Kopf, bevor ich antworte.
"Meine Gefühle ihm gegenüber sind platonisch."
Ich bilde mir ein, dass Lando mich jetzt interessiert ansieht und er bestätigt es, indem er seinen Arm nach mir ausstreckt. Ich gehe langsam auf ihn zu, dann schließt sich seine warme Hand um meinen Unterarm. "Bist du denn bereit, über Gefühle zu sprechen, Em?"
Seine Stimme klingt so viel sanfter und mir läuft ein Schauer über den Rücken.
"Nicht über die zu dir." schüttle ich bedächtig den Kopf und Lando schnaubt grinsend auf.
Dann zieht er mich näher an sich und schlussendlich lande ich auf seinem Schoß. Er lächelt mich an und obwohl meine Gedanken noch immer in den Wolken hängen, muss ich es erwidern. "Wenn du mir dein Lächeln schenkst, will ich auch, dass du mir deine Tränen gibst." flüstert er mir an mein Ohr. Ich weiß nicht, ob es seine Worte sind, oder sein warmer Atem auf meiner Wange, doch mein Herz pocht ganz doll, als ich mich zu ihm drehe und sich unsere Nasenspitzen berühren. Kurz darauf, als unsere Augen einander gefunden haben, berühren sich auch unsere Lippen. Es fühlt sich an wie nach Hause kommen. Landos Hände spüre ich fest an meiner Hüfte und zwischendurch lächelt er in unseren sanften Kuss hinein. Diese Zärtlichkeit ist alles, was ich heute brauche.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, benötigt es einen Moment, bis ich realisiere, dass ich in Landos Hotelbett liege. Jedoch ohne ihm. Ich mache mich kurz im Bad frisch und schlüpfe dann wieder in mein Kleid von gestern. Was anderes hab ich ja nicht hier.
Ich muss gestern wohl vergessen haben, mir einen Wecker zu stellen. Eigentlich wollte ich früh weg. Zum Einen, damit ich niemandem in der Lobby begegne, zum Anderen, weil ich in einer halben Stunde im Paddock sein sollte. Ich beschließe Lando eine Nachricht zu schreiben, statt auf ihn zu warten und trete vor die Tür, doch stoße prompt in eine Männerbrust.


Oscar hält sogar noch die Hand zum Klopfen hoch, als wir uns beide verwirrt ansehen

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Oscar hält sogar noch die Hand zum Klopfen hoch, als wir uns beide verwirrt ansehen.
Im Gegensatz zu mir hat er eine logische Erklärung hier zu sein. Trotzdem stottert er.
"Ähm.. Ich..  Ich wollte gerade Lando fragen, ob wir gemeinsam frühstücken wollen."
Ich beiße mir auf die Lippen, als ich sehe, dass Oscar langsam realisiert und sich ein Schmunzeln auf seinem Gesicht ausbreitet. Dann lachen wir beide.
"Der Mistkerl wollte mir erklären, dass er das mit Magui nur ihr zuliebe macht. Dabei hat er selbst ein Geheimnis, das es zu bewahren gilt." murmelt er jetzt nachdenklich. Und ich lächle ihn nur stumm an.
"Ein Geheimnis namens Emilia Schumacher, ich glaub's nicht."

Persönliche Anmerkung
Da sich die Kapitel momentan etwas ziehen, ich aber gerne relativ aktuell bleiben möchte, was die Rennen angeht, bekommt ihr jetzt einfach gleich das nächste Kapitel.
Auch wenn ich etwas gestresst bin, weil ich immer nur ein Kapitel voraus bin, mit dem Schreiben... 🫣
Hoffe aber ihr freut euch und die Entwicklung gefällt euch. xo 💖

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