Kapitel 125

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TW: Schwangerschaft

"Als wir uns kennengelernt haben, waren Luisa und ich... wir waren noch zusammen."
Mir stockt der Atem. Seine Worte treffen mich unerwartet.
Kurz bin ich wieder in Portugal, in der Küche unseres Ferienhauses und sehe Lando, wie er zum ersten Mal mit den anderen Jungs durch die Tür kommt. Sie kamen gerade von Noahs Junggessellenabschied zurück. Ava und Noah haben an diesem Wochenende ihre Hochzeit gefeiert und Lando spontan eingeladen.
Kurz zuvor fanden die Testtage in Bahrain statt, die ersten für Mick. Und er und Noah hatten sich Lando dort angelacht. Zu dem Zeitpunkt gab es für mich abgesehen von Ben wenige Personen, die ich weniger gern dabei gehabt hätte, also Lando Norris.
Damals war er für mich einfach nur Lando Norris, der Formel-1-Fahrer, den ich mit Ben in Verbindung brachte, und damit war er automatisch jemand, dem ich aus dem Weg gehen wollte. Ich kann mein Gehirn nicht davon abhalten, vor meinem inneren Auge unsere ganze Anfangszeit im Schnelldurchlauf abzuspielen.
Doch was es mir zeigt, ist, dass es nie ein Gespräch zwischen Lando und mir darüber gab, dass er Single sei. Und es gab auch kein inkorrektes Verhalten seinerseits, was seiner Freundin gegenüber unfair gewesen wäre. Eher im Gegenteil, Lando und ich haben uns zu dieser Zeit förmlich angefeindet.
Ich sehe uns beide vor meinem inneren Auge, wie wir uns Wortgefechte lieferten, jede Unterhaltung war ein kleiner Kampf. Wir schienen uns zu diesem Zeitpunkt gegenseitig zu hassen, und ich gab mir keine Mühe, das zu verbergen.
Und doch, jetzt im Rückblick, erkenne ich, dass die Anziehung zwischen uns schon damals da war, unterschwellig, brodelnd unter der Oberfläche.
Und als Lando und ich in Australien unser erstes klärendes Gespräch hatten, nachdem wir bereits was miteinander hatten, aber immer noch dachten, dass wir einander hassen würden, gab er diese Anziehung auch zu. 
Aber jetzt, wo ich weiß, dass er damals noch mit Luisa zusammen war, fühle ich mich plötzlich, als hätte ich ein Stück Wahrheit übersehen – als hätte ich unbewusst etwas getan, das ich nie tun wollte.
"Du warst also noch mit ihr zusammen, als wir uns kennengelernt haben?"
Meine Stimme klingt ruhig, aber ich spüre das Zittern darin, wie ein Hauch von Unsicherheit. Ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen, aber mein Herz schlägt schneller, als ich es will.
Lando sieht mich mit ernster Miene an, seine Augen suchen meine.
"Ja, aber ... die Probleme gab es schon zuvor, die ganzen Streitereien und dann auch noch das mit dem Wunsch nach einem Baby."
"Aber du hast es ihr da noch nicht gesagt." Es ist mehr eine Feststellung als eine Frage meinerseits.
Ich weiß die Antwort bereits. Ich kenne diese Dynamik – eine Beziehung, die sich leise dem Ende nähert, aber noch nicht offiziell beendet ist. Das macht es aber nicht einfacher.
Erst schüttelt er den Kopf, dann sieht er mich starr an. "Als ich von Portugal zurück kam, habe ich Schluss gemacht."
"Warum da? Was hat sich geändert?" frage ich, meine Stimme fester, als ich erwartet hatte.
Lando hält meinem Blick stand. Kurz ist es still zwischen uns, dann sagt er ein einziges Wort, das alles verändert. "Du."

Seine Antwort ist einfach, aber sie trifft mich wie ein Schlag

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Seine Antwort ist einfach, aber sie trifft mich wie ein Schlag.
"Ich habe Luisa verlassen, weil ich dich kennengelernt habe. Nicht, weil ich von Anfang an wusste, dass ich dich liebe, das war es nicht. Aber als wir uns begegnet sind, als wir angefangen haben, miteinander zu reden – trotz all der Streitereien, all der Missverständnisse – habe ich gemerkt, dass ich mit Luisa nicht glücklich werden konnte. Ich konnte nicht länger in einer Beziehung bleiben, die sich so leer angefühlt hat, während du da warst und..." Er bricht ab, sucht nach den richtigen Worten. "Du hast mir gezeigt, dass es etwas gibt, das sich echt anfühlt."
Mein Herz pocht schwer in meiner Brust, als ich diese Worte auf mich wirken lasse.
Er hat mit Luisa Schluss gemacht, weil er mich kennengelernt hat.
Seine Worte klingen ehrlich, aber sie lassen trotzdem diesen unangenehmen Knoten in meinem Bauch nicht verschwinden. Ich hasse das Gefühl, dass ich in etwas hineingezogen wurde, ohne es zu wissen – dass ich Teil dieser unausgesprochenen Dreiecksbeziehung war, auch wenn es zu dem Zeitpunkt nur eine Anziehung zwischen uns war. Trotzdem hinterlässt es dieses ekelige Gefühl.
"Warum hast du mir das nicht früher gesagt?" frage ich leise, die Stimme bricht fast, während die Frage meine Lippen verlässt.
"Weil ich wusste, dass es dir wehtun würde. Weil du nie zwischen die Fronten geraten hättest wollen. Und auch wenn es nur meine Schuld ist, wusste ich immer, dass du sie auch bei dir gesucht hättest."
Es lässt sich nicht abstreiten, dass dieser Mann mich beinahe besser kennt, als ich mich selbst.

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