Emilia Schumacher, Mick Schumachers Schwester, findet ihren Weg beruflich im Rennsport Fuß zu fassen. In der kommenden Saison wird sie Marketingmanagerin des F2-Teams Prema Racing sein, was ihr auch ermöglicht, ihren Bruder während seiner ersten Sai...
Die Musik ist laut, der Bass vibriert durch meinen Körper, und der Alkohol hat längst angefangen, seinen Effekt zu zeigen. Zudem habe ich es geschafft, die einzige Person, die es schaffen würde, mich zu beruhigen, zu vertreiben. Emilia ist zu Mick, George und Danny geflohen und ich kann es ihr nicht übel nehmen. Gerade kann ich mich nicht mal selbst ausstehen. Carlos und Max versuchen zwar, die Stimmung hochzuhalten, aber ich bin zu frustriert, um wirklich dabei zu sein. Irgendwann drifte ich ab, lande an der Bar und bestelle mir noch einen Drink. Neben mir entdecke ich eine zierliche Frau mit schwarzen langen Haaren. Als der Typ vor mir mit seinen Getränken weggeht und ich mich neben sie stelle, erkenne ich sie. Charles neue ... Freundin? Ich glaube zwar nicht, dass es zwischen den beiden schon so weit ist, aber eine andere Bezeichnung fällt mir nicht ein.
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Jedenfalls steht da Alex und wartet auf ihren Drink. Sie lächelt mich zaghaft an, als sie mich sieht. Wir sind uns dieses Wochenende ein paar Mal über den Weg gelaufen, Emilia hat uns einander vorgestellt und jetzt scheint sie meine Laune zu erkennen. "Nicht in der Stimmung zu feiern?" versucht sie es dennoch. Ich seufze, bestelle bei dem Barkeeper, der ihr gerade ein Weinglas hinstellt, einen Whiskey Sour, und antworte ihr: "Nicht wirklich. Der Tag war... naja, sagen wir mal, nicht mein bester." "Verstehe. Rennen laufen nicht immer so, wie man es sich vorstellt." erwidert sie und lächelt vorsichtig. Sie scheint wirklich in Ordnung zu sein und ich sollte froh sein, dass sie Charles daran hindert, Emilia nachzulaufen, doch gerade weil sie wirklich nett ist, erscheint es mir nicht fair. Ich nehme das Whiskyglas entgegen und füge hinzu: "Das stimmt. Aber es ist nicht nur das Rennen." Ich spreche leise, weil ich mir nicht mal sicher bin, ob ich möchte, dass sie es hört, aber der Alkohol in meinem Blut macht mich redselig. Sie neigt leicht den Kopf, als würde sie mich ermutigen weiterzusprechen, und bevor ich es richtig begreife, beginne ich zu reden. Der Whiskey hat die letzten Hemmungen weggespült, und die Worte kommen einfach heraus, bevor ich sie aufhalten kann. "Die Dinge laufen hier nicht immer so friedlich ab, wie sie es seit der Sommerpause tun." höre ich mich sagen. Ich sehe, wie sie ihre Stirn leicht runzelt. "Was meinst du?" fragt sie nun. Ich weiß, dass ich hier eigentlich aufhören sollte. Ich sollte mich zusammenreißen, den Mund halten und nicht weiter ins Detail gehen. Aber es ist, als ob all die aufgestauten Gefühle über Emilia, Charles und diese ganze verdammte Situation endlich raus müssen. "Charles hat vor der Sommerpause ganz schönes Chaos angerichtet. Hast du nichts davon mitbekommen?" Emilia meinte zwar, dass Alex keinen Bezug zur F1 hat, dass sie Kunstgeschichte in Paris studiert und nur ganz zufällig auf Charles getroffen ist. Trotzdem ist es gut möglich, dass sie sich über ihn informiert hat. Und googelt man seinen Namen, kommt man um seine Fauxpas der letzten Wochen nicht herum. Tatsächlich schüttelt sie jetzt den Kopf. Die Arme. Natürlich hat Charles ihr auch nichts davon erzählt. Als würde der Kerl sich absichtlich ins schlechte Licht rücken. Ich nehme einen tiefen Schluck von meinem Whiskey Sour, als ob der Alkohol mir die nötige Stärke geben könnte, um weiterzureden. "Weißt du, du solltest wissen, worauf du dich mit Charles einlässt." beginne ich und sehe, wie ihre Augen größer werden. Mache ich das wirklich? Verrate ich Charles oder ist das nur ein kleiner Ausgleich dessen, was er Emilia und mir angetan hat? Was kann ich schließlich dafür, dass er Alex absichtlich im Dunkeln tappen lässt? "Charles und Emilia ... Da war mal was. Und für Charles war da mehr." Ich schlucke, als ich sehe, wie sie meine Worte treffen. "Kurz vor der Sommerpause ist die Situation eskaliert. Emilia und ich sind zusammengekommen und Charles hat seinen Frust darüber überall ausgelassen, wo es nur ging. Er stellte sie in einem TV-Interview bloß und sprach in einer Pressekonferenz schlecht über sie. Angetrunken. Was dazu führte, dass ich mich gegen ihn stellte und somit unsere Beziehung ungewollt öffentlich machte." Die Worte hängen zwischen uns in der Luft, und ich merke, wie Alex' Gesichtsausdruck sich langsam verändert. Sie sieht mich an, als würde sie versuchen, die Informationen zu verarbeiten, und plötzlich fühle ich mich wie nach einer exzessiven Nacht im Club, nachdem man das erste Mal vor die Türe tritt und die frische Luft einen wie eine Ohrfeige trifft. Ich möchte all das Gesagte rückgängig machen, doch dafür ist es zu spät. Alex öffnet den Mund, als wolle sie etwas sagen, doch keine Worte kommen heraus. Stattdessen schüttelt sie nur leicht den Kopf, als würde sie versuchen, das Gehörte abzuwehren. "Warte mal..." Ihre Stimme ist leise, fast unsicher. "Das klingt... nach mehr als nur einem kleinen Missverständnis." Sie nimmt einen Schluck von ihrem Wein, ihre Finger umklammern das Glas fester, als wäre es ihre einzige Stütze in diesem Moment. Ich nicke, spüre, wie der Alkohol immer noch meinen Kopf vernebelt, doch ich fühle mich bereits schlecht. "Und Charles hat mir alles verschwiegen." murmelt sie nun. Ich spüre Schuld und Mitleid in mir aufsteigen und versuche kläglich das Ruder rumzureißen. "Er wollte euch bestimmt einen sauberen Start ermöglichen." Alex lacht leicht auf, doch es klingt bitter. "Deine Formel 1 Metaphern machen es nicht weniger schlimm." Auch ich lache zaghaft. Doch was ich gerade ausgepackt habe, hängt spürbar in der Luft, und für einen Moment fühle ich das Gewicht von allem, was zwischen uns steht – zwischen mir, Charles, Emilia und jetzt auch Alex. Sie sieht mich an, ihre Augen voller Fragen, auf die ich keine Antworten habe. "Danke, dass du's mir gesagt hast." sagt sie schließlich, ihre Stimme leise, fast zerbrechlich. "Aber jetzt muss ich wohl herausfinden, was ich mit all dem anfange." Damit dreht sie sich um und geht, verschwindet in der Menge, bevor ich etwas erwidern kann. Ich bleibe zurück, der Whiskey Sour in meiner Hand ist plötzlich geschmacklos geworden.
