Als ich am nächsten Morgen aufwache, nachdem ich kaum geschlafen und stattdessen bitterlich viel geweint habe, sehe ich auf meinem Handy 8 verpasste Anrufe von Ben.
Ich bin einfach gegangen, als ich Sophies Babybauch gesehen habe und kann es bis jetzt nicht glauben.
Ich bin froh, dass Lando die Nacht über bei mir war. Hätte er nicht eine Karte zu meinem Zimmer, hätte ich ihn wahrscheinlich eh nicht reingelassen. Doch langsam muss ich mich an die Sicherheit und die Stabilität gewöhnen, die eine Beziehung mit sich bringt. Und ehrlich gesagt geschieht das schneller als mir lieb ist.
Anders als erwartet, habe ich kaum mehr Probleme damit, ihm mein Vertrauen zu schenken. Wahrscheinlich fällt es mir leichter, weil wir schon so viel miteinander durchgemacht haben. Und ich merke, wie viel leichter die Sorgen werden, wenn man sie teilt.Der Mann, der alles leichter macht, zieht sich gerade sein oranges McLaren-Shirt über, als es an der Tür klopft. Trotz all der Ereignisse ist heute Renntag in Zandvoort.
Wahrscheinlich steht Oscar vor der Tür, mit dem er zusammen an die Strecke fahren will. Doch als ich Bens Stimme vor der Tür aus höre, die Lando geöffnet hat, läuft mir ein eisiger Schauer über den Rücken.
"Ich weiß nicht, ob sie mit dir reden möchte." höre ich Lando sagen, doch da schlüpfe ich bereits in meine Sandalen und schultere meine Tasche, die voll mit Unterlagen ist, die ich für den Rennsonntag brauche.
"Schon gut, wir können am Weg zu meinem Auto sprechen. Ich hab's eilig." mische ich mich ins Gespräch ein, gebe Lando noch einen Kuss auf die Wange und drücke mich an ihm vorbei, raus aus unserem Zimmer.
"Ich wollte nicht, dass du es so erfährst." beginnt Ben das Gespräch auf dem Weg zum Lift und ich schnaube lachend auf.
"Wenn ich das noch einmal aus dem Mund eines Mannes höre ..." brumme ich.
Und plötzlich erkenne ich die Parallelen zwischen den beiden Situationen.
Charles und Ben sind mir beide nichts mehr schuldig. Zwar gönne ich es dem einen mehr als dem anderen, dass er glücklich wird, doch will ich da nirgends im Weg stehen.
"Es ist einfach passiert, Emilia. Was soll ich dir anderes sagen?" versucht er, sich weiter zu erklären, während wir in den Lift steigen.
Ich schüttel fassungslos den Kopf. Als ob es das besser macht.
"Wie lange seid ihr schon zusammen?" Ich weiß nicht, warum ich das wissen möchte. Diese Info wird nichts an der Situation ändern.
"Ein halbes Jahr."
Ich nicke. Wenigstens ist es nicht die Frau, mit der er mich betrogen hat. Das wäre noch viel schmerzhafter gewesen.
Ich schlucke meine Tränen hinunter, will vor ihm nicht die Fassung verlieren.
"Was denkst du?" fragt er vorsichtig.
Kopfschüttelnd sehe ich ihn an und würde es selbst gerne wissen.
"Keine Ahnung." antworte ich ehrlich. "Wahrscheinlich finde ich es einfach nur scheiße unfair. Angefangen damit, was uns beiden passiert ist, was du mir dann angetan hast und dass es jetzt so wirkt, als könntest du einfach weitermachen. Als wäre das, was uns passiert ist, für dich nur eine Schramme gewesen, kein Bruch, kein Riss."
Ich wische mir die Tränen, die sich jetzt doch nicht mehr aufhalten lassen, aus dem Gesicht und trete aus dem Lift in die Hotellobby. Ben, der sich aufgewühlt die Haare rauft, folgt mir schweigend zu meinem Auto raus.
"Du hast jedes Recht sauer zu sein. Generell möchte ich dir keines deiner Gefühle absprechen. Aber ich hoffe, dass du mir verzeihen kannst." höre ich ihn hinter mir.
Als ich an meinem Wagen angekommen bin, gebe ich meine Tasche auf den Beifahrersitz, dann drehe ich mich nochmal zu dem Mann um, mit dem ich Jahre meines Lebens geteilt habe. Ich sammle mich, denn ich weiß, dass egal welche Entscheidung Stake auch trifft, das vielleicht unser letztes Gespräch ist, bevor ich ihn aus meinem Leben streiche. Meine Stimme zittert ein wenig, doch dann sage ich endlich, was schon so lange in meinem Kopf rumschwebt.
"Ich hab mir so lange gewünscht, dass wir einfach gut miteinander sein können. Aber so sehr ich es auch versuche, ich bleib immer irgendwie wütend auf dich."
Ben sieht mich eindringlich an und für eine Sekunde hab ich die Hoffnung, dass er irgendetwas sagt, dass das ändern könnte. Doch das tut er nicht, weil es keine Worte gibt, die das ändern können. Stattdessen seufzt er.
"Ich hoffe einfach nur, dass wir normal miteinander umgehen können, sollten wir uns ab nächster Saison auf der Strecke sehen."
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Pit Lane Passion - F1 related
RomanceEmilia Schumacher, Mick Schumachers Schwester, findet ihren Weg beruflich im Rennsport Fuß zu fassen. In der kommenden Saison wird sie Marketingmanagerin des F2-Teams Prema Racing sein, was ihr auch ermöglicht, ihren Bruder während seiner ersten Sai...