Kapitel 37

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Es sind Mick, Liv und Felix, die über den Steg auf uns zugelaufen kommen. In der Wiese hinter ihnen liegen ihre Fahrräder neben unseren, in ihren Händen Decken, Kühltaschen und eine Musikbox.
"Oh Gott, wie lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet!" kreische ich und springe auf.
Es ist Monate her, dass wir es zuletzt geschafft haben uns zu viert zu treffen. So wie das nunmal ist, wenn zwei in verschiedenen Städten studieren und die anderen beiden ständig um die Welt reisen. Ich falle Felix um den Hals, den ich als einzigen noch nicht gesehen habe. Er schließt mich in eine feste Umarmung und holt dann Liv mit den Worten "Endlich hab ich meine zwei Lieblingsmädels wieder!" dazu. Mick und Lando, die nebeneinander stehen, grinsen uns an, bevor ich auf Lando zeige.
"Lando, das sind meine besten Freunde. Liv kennst du ja schon von Facetime und Felix ist der Typ, auf dessen Konzert du unbedingt wolltest." Lando umarmt die beiden lachend nacheinander.
"Ich fühl mich zwar geehrt, aber ich glaub, sein Hauptmotiv war ein anderes." grinst Felix, als er sich aus der Umarmung löst.
Wir verbringen die frühen Abendstunden am Wasser, mit Wein und guter Musik. Es gibt Einiges zu erzählen, da wir uns schon so lange nicht mehr gesehen haben.
Felix erzählt von seinem Künstler-Leben in Berlin, den letzten Monate im Studio, um sein erstes Album zu produzieren. Livs Erzählungen handeln von permanentem Leistungsdruck im Studium und unbezahlten Praktika in Krankenhäusern, die sie auf Trab halten. Mick lässt seine ersten Rennwochenenden in der Formel 1 Revue geschehen, genauso wie ich meinen neuen Job bei Prema. Lando lauscht gespannt und stellt hie und da Rückfragen. Ich hab das Gefühl, er ist gut darin, sich voll und ganz auf die Gespräche und die Dynamik zwischen uns einzulassen und erkennt die Energie sehr schnell. Als Liv, Felix, Mick und ich uns gegenseitig upgedatet haben, nimmt Felix Lando ins Visier.
"Starke Saison bis jetzt, von dir und Oscar." Es ist eine freundliche Bemerkung, doch ich weiß, dass Lando jetzt ganz genau unter Beobachtung steht. Lando bedankt sich lächelnd. Nichtsahnend, was gleich noch kommen wird.
"Du warst doch bis vor kurzem eng mit Ben, oder?"
Lando und ich saugen scheinbar gleichzeitig Luft ein, bevor dieser zögernd nickt.
"Ja, bevor ich wusste, was er mir für Scheiße verkauft hatte." erklärt er sich daraufhin.
Felix nickt wissend. Obwohl ich ihm nichts erzählt habe, verwundert es mich nicht, dass er eingeweiht ist. Es stellt sich nur die Frage, ob es Liv oder Mick waren.
Felix Blick wandert zu mir und kurz habe ich das Gefühl, er entlässt Lando aus seine Fängen. "Bist du bereit für eine Piano-Version von 'Ein Anruf entfernt'?"
Mein bester Freund lächelt mich zaghaft an.
'Ein Anruf entfernt' ist einer der berührendsten Songs, den ich kenne. Als Felix vor rund einem Jahr begonnen hat, selbst Songs zu schreiben, und ich gerade mitten in der Trennung von Ben steckte, schrieb er ihn für mich. Und ich garantiere für nichts, wenn er den morgen Abend live und dann noch am Klavier spielt. Ich sehe ihn erst mit großen Augen an, erwidere dann aber sein Lächeln.

"Das ist wirklich wirklich kitschig

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"Das ist wirklich wirklich kitschig. Ihr könnt mir nicht erzählen, dass ihr so aufgewachsen seid!" höre ich Lando hinter mir auf seinem Rad an meinen Bruder gewandt rufen.
Es wird langsam Abend, am Wasser wurde es zu kalt und wir machen uns mit den Rädern wieder auf den Weg nach Hause. Über Feldwege, neben sattem Grün, immer wieder fahren wir an Kühen und Pferden vorbei und der Himmel färbt sich langsam rosa. Liv, Felix und ich fahren voraus, dann lasse ich mich etwas zurückfallen und lande zwischen Lando und meinem Bruder. "Neidisch, Norris?" frage ich ihn grinsend, während mir der leichte Fahrtwind durch die Haare fährt.
"No need to be. Ich bin ja jetzt hier." Lando lächelt breit, genauso wie Mick, zu dem ich jetzt blicke. Ich genieße es, wenn Lando auch neben anderen so ehrlich ist und nicht den cool guy runterspielen muss.
Wir verabschieden uns von Liv und Felix und zuhause angekommen, sitzt unsere Familie schon Karten spielend im Garten. Alex, der seinen Besuch auch verlängert hat, wirft gerade verärgert seine Karten auf den Tisch und steht auf.
Als er uns erblickt, ruft er uns zu: "Hier kann gerne jemand für mich übernehmen, ich kümmer mich mal um den Grill."

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