14.04.2014

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David

     
Ich seufzte. Überall lagen lose Blätter herum. Über meinem ganzen Teppich verteilt... Das konnte ja Stunden dauern das alles aufzuräumen und auszusortieren... Ich hatte mir mal wieder meine Kiste geschnappt, in der mein ganzes altes Schulzeug aufbewahrt wurde, doch schon nachdem ich auch nur einen Blick reingeworfen hatte, hatte mich der Schlag getroffen. So viele lose Blätter!

Das mache ich später... jetzt muss ich erstmal zur Schule, dachte ich etwas mürrisch und erhob mich vom Boden. Seufzend schnappte ich mir meine Schultasche und packte mein Englisch und GSE Buch ein. Unteranderem auch noch ein Heft mit der Aufschrift: 'David Hoffmann, Klasse 6a, Schuljahr 2013/14, Mathematik - Übungsheft' Und fertig war ich. Als ich gerade den Reisverschluss meiner Tasche zu machen wollte, rief meine Mum auch schon nach oben: "Hast du alles? Du musst los!"
"Ja, hab ich!", rief ich zurück, schulterte meine Schultasche und machte mich auf den Weg nach unten.

Keine fünf Minuten später war ich bereits draußen auf dem Weg zum Hamburger Park, an dem Mikayla, Brett, Tess und ich uns für gewöhnlich immer trafen, bevor die Schule anfing. In drei Minuten hatte ich diesen auch schon erreicht, da ich von allen anderen den kürzesten Weg hierher hatte. Doch ich war nicht der erste, wie ich vermutet hatte, nein, ein gewisser jemand, welcher bereits auf der Bank Platz genommen hatte, war schneller gewesen. Dieser Jemand war Tess.

"Öhm... Erde an Tess? Ist alles in Ordnung? Ich hab gefragt, wie's dir geht.", fragte ich, während ich noch näher an die reglose Person auf der Bank heran trat. Mit gesenktem Blick starrte sie zu Boden. Doch als sie meine Stimme, ganz nah an ihrem Ohr hörte, zuckte sie willkürlich zusammen. Endlich.
"Ähm.. ja, klar!", antwortete sie, vollkommen aus dem Konzept gebracht. "Wirklich?" Ich setzte mich neben sie. "Ja... Ist... ist Mikayla nicht bei dir?" Ha, netter Versuch vom Thema abzulenken, doch darauf fiel ich nicht herein. "Nein. Ich bin heute alleine los gegangen." Ich musterte sie prüfend. "Du siehst müde und blass aus... mal wieder schlecht geschlafen?", hakte ich nach. Sie seufzte. Erwischt... "Ja...", antwortete sie knapp und mied meinen Blick. "Wie läuft es eigentlich zur Zeit in deiner Familie? Hat sich die Situation irgendwie entspannt und hast du schon mit deinen Eltern geredet?", fragte ich einfach weiter. Nun sah sie mich direkt an. Ihr Gesichtsausdruck zeigte mir, dass sie letzteres offensichtlich noch nicht getan hatte. Und genauso war es. "Die Situation... hat sich nicht wirklich gebessert. Ab und zu herrschte zwar mal kein Streit, jedoch merkte man jedes Mal die Spannung zwischen Mum und Dad und auch zwischen Fabian und mir. Und was das mit meinen Eltern angeht... nein, ich habe noch nicht mit ihnen geredet.", antwortete sie ehrlich. Obwohl ich schon mit so einer Antwort geredet hatte, seufzte ich nun ebenfalls. "Ich hab dir das jetzt schon vor über einem Monat gesagt..", murmelte ich. "Ja, ich weiß!", stöhnte Tess. "ICH für meinen Teil halte mein Versprechen ja ein. Mikayla und Brett haben immer noch keinen blassen Schimmer von der ganzen Sache. Jetzt wird es auch langsam Zeit, dass du dein Versprechen einhälst.", machte ich weiter. "Es kam einfach nie der richtige Augenblick.. Meine Eltern waren immer recht beschäftigt.. Mum war oft sehr müde und fertig... Ich habs einfach nicht übers Herz gebracht. Und meinem Bruder kann ich sowas nicht anvertrauen.. du kennst ihn.. glaube ich zumindest.", erklärte sie. "Ja, ich kenn ihn." Ich sah sie an. "Aber dass du nie den richtigen Augenblick gefunden hast, es ihnen zu sagen, wenn wir jetzt mal bei deinen Eltern bleiben, ist keine richtige Entschuldigung." Wütend funkelte sie mich an. "Sei du mal in meiner Situation! Dann wüsstest du wie das ist...", schrie sie mich an. "Ja, ich kann mir auch vorstellen, dass das schwer für dich sein muss... Ich will jetzt keinen Streit mit dir, ja?
Hör mal: In den letzten Tagen kam Brett oft auf mich zu, um mich zu fragen, ob ich wüsste, was mit dir los sei. Er sagte, du seist zur Zeit ziemlich komisch zu ihm.. immer hast du nicht besonders glücklich ausgesehen. Um es kurz zu fassen: Er macht sich Sorgen um dich und er will wissen was los ist. Ich sag dir, Tess... lange bring' ich das nicht mehr übers Herz, nichts zu sagen und ihm einfach zu verschweigen, was eigentlich mit dir los ist. Früher oder später wird er es eh erfahren müssen.", erklärte ich ernst. Und plötzlich änderte sich ihr Gesichtsausdruck. Sie sah nun... wesentlich beunruhigter aus. "Ich hätte da noch eine Frage: Hast du dich nach unserem Gespräch bei Brett Zuhause damals noch in irgendeiner Weise geritzt? Bitte sei ehrlich." Doch ihre Antwort blieb aus, da wir kurz darauf zwei bekannte Stimmen hörten, die immer näher kamen. So wie es aussah, haben Mikayla und Brett wohl auch endlich den Weg hier her gefunden.

Aus dem Leben eines Mädchens..~♥Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt