Fabian
Das Besteck klapperte auf meinem Teller, als ich, so wie jeden Morgen in der Klinik nach dem Frühsport, in den Essenssaal gegangen war, da es Frühstück gab. Eigentlich hatte ich nicht sonderlich viel Hunger und wollte eigentlich gar nicht essen, doch ich musste. Ich hatte praktisch gar keine andere Wahl. Erstens zwang mich der bloße Tagesablauf förmlich dazu, da ich sonst unter den vielen Terminen und Sitzungen vollkommen aufgeschmissen wäre, denn ob man es glaubte oder nicht, das Ganze konnte durchaus anstrengend sein. Stundenlang in einem Raum zu sitzen mit noch vielen weiteren Personen, die im Grunde dasselbe Problem hatten wie du und in einer Art Stuhlkreis saßen wie im Kindergarten, mit einem Therapeuten, der aufmerksam zu hörte und ab und zu Fragen stellte. Wie eine Art Selbsthilfegruppe kam mir das vor. Genannt "Therapiesitzungen". Mit denen hatte ich die ganze letzte Woche, seitdem ich überhaupt hier war, schon zu tun. Jeden verdammten Tag. Es soll anscheinend helfen, um besser mit seiner Sucht klar zu kommen, um zu wissen, dass man nicht alleine damit war. Mein Problem an der ganzen Sache war jedoch, dass ich der Jüngste aus der Gruppe war. Kein Wunder, immerhin war ich erst 18. Wow. Der Rest dafür um die zwanzig Jahre älter. Sogar ein über vierzig Jähriger und eine fünfzig Jährige waren dabei. Alle abhängig von bestimmten Drogen oder Medikamenten. Der Jüngste nach mir war in etwa Anfang bis Mitte zwanzig. Und das war eindeutig zu viel für mich... Ich hoffte echt, dass ich mich dort noch einleben würde. Denn in dem Fall war es verdammt unangenehm der Jüngste zu sein.Aus dem Grund war das Ganze auch so anstrengend, erst Recht, wenn man noch dazu mit leerem Magen in den Tag startete. Selbst wenn man danach zu Mittag aß, ging davor fast nichts mit leerem Magen. Und zweitens... Das Klinikpersonal zwang einen förmlich nur dazu. Es gab einen strikten Plan und der wurde eingehalten. Mehr sagte ich dazu nicht.
Nachdenklich starrte ich auf mein flüssiges Spiegelei und der Scheibe Brot daneben. Gott, noch nie hatte mich etwas so angewidert wie das da auf meinem Teller. Die Vorstellung etwas zu essen war gerade echt unmöglich. Aber ich musste. In spätestens einer Stunde würde ich es bereuen. Aber... mein Magen war der reinste Knoten. Ich fühlte mich wie geladen, könnte jede Sekunde explodieren. Mein Körper ächzte nach dem Stoff, doch er bekam ihn nicht. Es war furchtbar. Ich hatte das Gefühl einiges an Energie raus lassen zu müssen, gleichzeitig aber fühlte ich mich einfach nur erschöpft. Waren das schon Entzugserscheinungen? Ich wusste es nicht. Dazu kam, dass ich heute, beziehungsweise jetzt gleich, mit einem richtigen Psychologen reden würde. Alleine. Ich hatte hier davor noch nie mit jemanden alleine gesprochen... außer vielleicht einmal kurz mit meinem Betreuer Sebastian. Am Anfang ging es eher um die Einfindung, um Therapiesitzungen mit meiner Selbsthilfegruppe, wie ich den traurigen Haufen ab jetzt einfach mal nennen würde. Aber alleine... Nicht wirklich. Das bedeutete theoretisch ja auch, dass ich wirklich reden musste. Nicht nur über meine Sucht, wie in der Selbsthilfegruppe, sondern auch über meine Probleme und Gefühle. Und irgendwie hatte ich davor den meisten Schiss. Denn verdammt, ich redete nicht gerne darüber... Das hatte ich noch nie. Aber wenn es half... Ich hoffte einfach nur, dass dieser Psychologe freundlich und menschlich war und nicht zu extreme Fragen stellte. Ich hatte bereits gehört, dass er anscheinend spezialisiert auf Kinder und Jugendliche war. Auf jeden Fall schon mal etwas...Aufmerksam sah ich mich im knallvollen Essenssaal um. Dieser war riesig, hatte überall weiße Tische, entweder längliche viereckige, auf denen mehrere Leute Platz hatten oder kleine Runde, für knapp zwei Personen. An so einem saß ich auch, aber alleine. War mir irgendwie lieber. Ganz hinten war die Essensausgabe, die an ein Buffet erinnerte, an dem es Müsli, Spiegelei mit Speck, Brot, Butter, Marmelade,... Eben solche Sachen gab. Mittags gab es natürlich warme Gerichte, meistens nur ein bestimmtes. Aber das war ja logisch.
Mein Blick schweifte rüber zu der großen Wanduhr direkt neben der Essenstheke. Entsetzt stellte ich fest, dass es mittlerweile fast viertel vor neun war. Fuck. Hätte ich nach dem Frühsport mal auf die Uhr schauen sollen... Denn jetzt musste ich so schnell wie möglich hoch ins Zimmer, da mich mein Betreuer um Punkt 9:10 Uhr von dort abholen würde, um mich zu dem Besprechungszimmer des Psychologen zu begleiten und ich wollte noch duschen, da ich in meinen Frühsportklamotten nur so klebte. Und wenn er sagte, er holte mich um genau diese Uhrzeit ab, dann war es auch so. Bei Uhrzeiten kannte er keine Gnade. Er war immer genau pünktlich und verlangte dasselbe auch bei anderen.
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Aus dem Leben eines Mädchens..~♥
Romance》"Du hasst Menschen grundlos. Du gehst zu leichtfertig damit um. Ich meine, was bringt dir der Hass? Wenn du dich weiterhin so verhältst, will definitiv keiner je mit dir befreundet sein."《 September 2012 Im Leben des Mädchens Mikayla Ashley Simpson...