10.05.2015

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Max

       
Es war später Vormittag, als ich die Straße, in der meine Freundin wohnte, entlang ging. Das Wetter heute war recht kühl und ich hätte mir ernsthaft eine wärme Jacke anziehen sollen, als dieses dünne Stoffteil, doch auf die Schnelle hatte ich keine andere gefunden und hatte, um ehrlich zu sein, auch keinen Bock gehabt, nach einer anderen zu suchen. So musste eben die herhalten. Das würde wahrscheinlich eh nicht so lange dauern...

Ja, ich hatte mich entschieden, mich persönlich bei ihr zu verabschieden, bevor sie in den Urlaub fuhr. Sie wusste bereits, dass ich kommen würde, da ich dafür ja fragen musste, wann sie überhaupt vorhatten loszufahren. Und sie hatte nichts dagegen gehabt. Was sollte sie auch schon dagegen haben? Wenn ich mich bei ihr verabschieden wollte, konnte ich das wohl auch.

        
Schon von Weitem erkannte ich den grauen Touran von Bellas Vater in der Einfahrt stehen. Ich atmete noch einmal tief ein und beschleunigte dann meine Schritte. Die Straße war noch nass vom Regen, da es die Nacht über geregnet hatte und gerade merkte ich, wie es anfing, leicht zu nieseln. Nicht sonderlich dramatisch, doch wie ich das Wetter hier in Hamburg so kannte, dauerte es nicht lange, bis das reinste Unwetter ausbrach. Na super. Und ich hatte nicht mal an einen Regenschirm gedacht. Das hätte ich mir doch auch denken können! So bewölkt wie es die ganze Zeit über schon war. Aber nein, ich musste ja auf mein Bauchgefühl hören. So musste ich mich jedenfalls beeilen, wenn ich nicht komplett durchnässt werden wollte. Ja, man merkte, dass ich heute nicht wirklich gut drauf war. Was auch ziemlich schwierig war, wenn der Mensch, der einem am wichtigsten war, dir erst einen Tag davor Bescheid gab, dass er am nächsten Tag für eine Woche lang nicht da war. Du fühlst dich verarscht, verstehst es nicht. Man könnte jetzt meinen, dass ich ja nur überreagieren würde oder selbstsüchtig dachte, aber so war es nicht. Für mich war das Ganze durchaus eine große Sache.

Ich erreichte die Einfahrt, in der schon alle Hände voll zu tun war. Bellas Vater, der sämtliche Koffer in den Kofferraum hievte, ihre Mutter, die noch einmal prüfte, ob auch wirklich abgeschlossen war, und Bella, welche ihren Koffer gerade selbstständig zu ihrem Vater brachte. Von ihr wusste ich, dass ihr kleiner Bruder die Zeit über bei ihren Großeltern verbringen würde, weshalb er nicht hier war.

Als sie mich entdeckte, lächelte sie aufmunternd. Ich lächelte zurück und trat automatisch etwas näher. Mittlerweile bemerkten mich auch ihre Eltern, und Bellas Vater lächelte. "Hallo, Max. Wolltest du uns noch tschüss sagen bevor wir fahren?", fragte er und knallte den Kofferraum mit einem Handgriff zu. Ich nickte. "Ja.. das wollte ich." Mein Blick glitt zu Bella, welche gleich daneben stehen geblieben war. Als sie bemerkte, dass ich sie anschaute, blitzten ihre Augen auf. Bellas Vater sah von uns hin und her und grinste. "Ich verstehe." Ich ignorierte ihn und ging geradewegs auf sie zu. Meine Arme umschlangen ihren Oberkörper und ich zog sie fest an mich. Sie erwiderte die Umarmung, wenn auch nur zögerlich. "Max..", murmelte sie und löste sich vorsichtig daraus. "Nochmal wegen gestern. Es tut mir echt leid, dass ich dir nichts gesagt hab. Ich wollte dich damit nicht verletzen, aber es ging echt nicht." Ich setzte ein gezwungenes Lächeln auf. "Ist schon okay." Bella runzelte besorgt die Stirn. "Wirklich? Ich bin ja auch nur für ne Woche weg. Die wirst du wohl überleben, oder?" Sie grinste, während meine Hände sich verkrampften. Ja, nur eine Woche. Aber so auch die ganzen Ferien. Was soll ich denn ohne dich machen, verdammt? Ich lächelte müde. "Ja. Ja, du hast Recht. Das werd' ich dann wohl müssen..." Bella lächelte zuversichtlich. "Das schaffst du." Sie beugte sich vor, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben. "Ganz sicher." Nachdenklich sah ich sie an. "Wenn nicht, dann kannst du nach deinem wundervollen Urlaub, dich direkt zu meinem Grab begeben. Du wärst immer willkommen." Augenverdrehend schlug sie mir mit der Faust leicht gegen den Arm. "Spinner." Diesmal musste sogar ich ein klein wenig grinsen.

Aus dem Leben eines Mädchens..~♥Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt