26.02.2015

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Brett

      
Endlich. Nach gefühlten Stunden ertönte der Gong zur Pause und wir waren endlich erlöst. Seufzend beugte ich mich zu meiner Tasche runter, um an mein Getränk zu kommen. Dieses befand sich relativ weit unten, da es umgekippt war, und nun am Boden lag, dennoch erwischte ich es und zog es mit einem Ruck aus der Tasche. Als ich mich wieder auf die andere Seite drehte, bemerkte ich, dass David mit dem Kopf auf seinen verschränkten Armen auf der Tischfläche lag. Ich musste schmunzeln. "Alles gut bei dir? Sonst bin ich doch immer derjenige, der so da liegt.", hakte ich nach. "Ja, ja..", murmelte er gedämpft, worauf er sich langsam wieder gerade hinsetzte. Er seufzte. "Ich bin nur müde, weißt.." Ein lautes Gähnen seinerseits unterbrach seinen Satz. Ich nickte. "Das merkt man." Ich nahm einen großen Schluck aus meiner grünen Flasche, ehe ich sie David hinhielt. "Willst du auch? Ist Zitroneneistee. Hilft vielleicht." Er nickte und nahm mir anschließend die Flasche aus der Hand. Nachdem er mehr als einen großen Schluck daraus getrunken hatte, gab er sie mir wieder und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. "Danke.", sagte er. Ich lächelte. "Kein Problem."

Murmelnd wühlte unsere Lehrerin in wahrscheinlich ziemlich wichtigen Papieren herum, wobei ihre Finger schnell das fanden, was sie brauchte. Erleichtert seufzte sie, als sie es hervorzog. "Du, David..", begann sie und kam auf uns zu. "Könntest du, bevor du hier noch einschläfst, diesen Brief im Sekretariat abgeben? Ich muss nämlich noch mal hoch in die 5b. Das wäre echt nett von dir." Mit diesen Worten hielt sie ihm den Brief hin. "Äh, ja klar. Das kann ich machen." Frau Meier lächelte. "Danke dir." Mit diesen Worten drückte sie ihm das Dokument in die Hände und verschwand anschließend wenige Momente später aus dem Raum. "Also dann, bis gleich.", meinte David und quetschte sich zwischen den Bänken hindurch. Ich nickte. Einen winzigen Augenblick später war auch er verschwunden.

Ich seufzte, während ich mich im Stuhl etwas zurück lehnte. Jetzt war ich also alleine, denn das komplette Klassenzimmer war leer. Doch das verweilte nicht lange. Ich wollte gerade wieder meine Flasche verstauen, als ich plötzlich Schritte hörte. Als ich aufsah, merkte ich, dass es Markus war, welcher sich dem Pult näherte und irgendeinen Zettel in den Händen hielt. Nachdenklich musterte ich ihn. Irgendetwas war anders. Er humpelte, so als könne er sein rechtes Bein nicht besonders gut bewegen und außerdem sah er ziemlich mitgenommen aus. Müde, um ehrlich zu sein. Und verdammt blass. Sein Gesicht hatte jegliche Farbe verloren.

Als er am Pult ankam, knallte er den Zettel so dermaßen laut auf den Tisch, sodass ich zusammenzuckte. "Hast du irgendein Problem oder warum glotzt du mich so an? Denkst du, ich merk' das nicht?!", maulte er mich an. Überrascht blinzelte ich, fasste mich aber schnell wieder. Mit einem Lächeln im Gesicht konterte ich: "Nein, aber du ja vielleicht? Hattest du mal wieder paar Schlägereien mit Älteren oder warum humpelst du so geschweige denn siehst so fertig aus?" Finster starrte er mich an. "Das geht dich ÜBERHAUPT NICHTS AN, OKAY?!", zischte Markus wütend. Mein Lächeln wurde noch breiter. "Ach komm. Das muss dir doch nicht peinlich sein.", meinte ich belustigt, nur um ihn so noch mehr zu provozieren. Darauf sagte er gar nichts mehr, dennoch spürte ich, dass er mich mit seinem Blick am liebsten hätte erwürgen wollen. Stattdessen murmelte er so leise, dass ich Mühe hatte ihn zu verstehen: "Du hast ja keine Ahnung.." Er drehte sich um und machte sich wieder auf dem Weg zu seinem Platz. Jedoch stieß er sich gleich darauf an der nächsten Tischkante an. Er fluchte laut. Fassungslos sah ich ihm hinterher. Was zum Teufel war bei dem nur schiefgelaufen? Ich hatte keine Ahnung wie oft ich mich das noch fragen musste. Aber anscheinend noch oft genug.   

Mikayla

Ungeduldig warf ich schon zum gefühlt Tausendsten Mal einen Blick auf die Uhr in unserer Küche. Doch leider hatte sich da nicht großartig viel geändert. Drei Minuten waren vergangen. Wow. 15:43 Uhr war es jetzt genau. Wann kam er denn endlich? Wollte er heute nicht früher von der Arbeit kommen? Ich wartete hier sicher schon fast ne' Stunde. Und er kam nicht. Seufzend starrte ich auf die Arbeitsfläche vor mir. Ich konnte ihm noch nicht gratulieren, zu früh war er schon weg gewesen. Nur um dann später früher von der Arbeit heim zu kommen. Ja, Dad hatte heute Geburtstag. Und wir wollten gemeinsam mit der Familie und unseren Freunden feiern. Ganz gemütlich. Es war weder ein  runder Geburtstag, noch sonst was, weshalb wir es auch nur im kleinen Kreis hielten. Aber andererseits wurde man nur einmal im Leben 37 Jahre alt, weshalb ich fand, dass man auf jeden Fall feiern sollte. Immerhin wollte Dad das anfangs gar nicht. Doch ich konnte ihn, mit ein wenig Unterstützung, dazu überreden. Klar, die Erwachsenen machten daraus kein großes Ding. Man wurde ein Jahr älter, das war schrecklich, und fertig. Hatten keine Lust zu feiern, weil es ja eh nur wieder ein Jahr war, das daran erinnerte, wie lange sie jetzt schon auf dieser Welt weilten. Es sei denn es ging um runde Geburtstage. Da sah das Ganze schon ganz anders aus. Die wurden gefeiert und wie. Aber sonst.. das konnte man vergessen. Was ich eigentlich sehr schade finde. Es war doch jedes Jahr besonders. Jedes weitere Jahr, das zeigte, dass man noch lebte. Und das sollte man schätzen. Aber na ja. Man konnte es eben nicht jedem recht machen.

Aus dem Leben eines Mädchens..~♥Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt