16.01.2015

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Brett


Stirnrunzelnd blätterte ich das dicke Buch über die englische Hauptstadt London durch, welches Frau Meier Cecilia und mir letzte Woche gegeben hatte. Die gesamte Klasse würde in Englisch und auf Englisch in zweier Teams ein Referat über verschiedene englische Städte halten. Und ja, Cecilia und ich hatten eben die Stadt London. Die Teams wurden teils gezogen, teils aber auch selbst entschieden. Bei uns war es in dem Fall Selbstentscheidung gewesen, da Justin mit Austin machen würde und David mit Max. Und da sie sich mit den Mädchen aus unserer Klasse nicht besonders gut verstand, hat sie einfach beschlossen mit mir zu halten. Und ich hatte nichts dagegen gehabt. Schließlich fand ich London ziemlich interessant und würde die Stadt selbst gerne einmal besuchen. Außerdem kam ihr Dad ja wie bekannt aus dieser Stadt, weswegen er uns sehr viel davon erzählen konnte. Und das hatte er am Mittwoch, nachdem wir ihn freundlich darum baten, es zu tun, auch getan. Und obwohl uns noch ein ganzes Stück fehlte, haben wir doch schon ganz schön viel geschafft, mit dem man sich zufrieden stellen konnte. Die Note, die wir darauf bekamen, war sehr wichtig, und zählte zweifach, weshalb wir uns doppelt so stark reinhängen mussten.

Seufzend packte ich das Buch wieder in meine Tasche und sah anschließend auf meine Uhr. Es war sieben nach acht, was hieß, dass Basti gleich kommen musste. Ich saß schon seit zehn Minuten an einen der Tische im Handarbeitsraum und wartete. Jedoch wusste ich von ihm, dass er einen längeren Weg zur Schule hatte und meist länger brauchte.

Jedoch kam er kurz darauf auch schon durch die Tür und gesellte sich zu mir. Seinen Rucksack setzte er am Boden ab. Ich lächelte ihn an. "Guten Morgen.", begrüßte ich ihn. Basti grinste zurück. "Morgen."


Wie gestern begannen wir ein Gespräch darüber, wie der vergangene Tag so für ihn gelaufen war. Ob er einige Tipps von mir bereits umsetzen konnte oder eben nicht. Wie es ihm ging und ob es mal wieder Ärger in seiner Familie gab. Gestern lief es schon so gut, da konnte es heute nur besser laufen. Er meinte zum Beispiel, dass er mit seinem Opa, welcher bei ihnen wohnte, am Abend ein stundenlanges Gespräch geführt hatte, was sonst nie der Fall gewesen war. Das allein hatte mich schon sehr gefreut. Jedoch als er meinte, dass es auch keinen Ärger bei ihm Zuhause gab, war ich mehr als glücklich. Die Sache steigerte sich immer weiter.

"Weißt du..", begann er. "Gestern hab ich kaum noch gestottert, als ich mich mit Mama unterhalten hab. Es war komisch. Sonst ist es mir immer schwer gefallen, überhaupt den Mund aufzukriegen. Ich konnte nie wirklich sagen, was ich wollte." Er grinste schief. "Das ist doch toll!", erwiderte ich und meinte es auch so. Jedoch trübte sich Bastians Blick darauf ein wenig. "Na ja..", murmelte er und senkte den Kopf. Seine Stimme klang belegt. Stirnrunzelnd rutschte ich näher zu ihm heran. "Was ist los?" Er hob wieder den Kopf und sah mich an. Seine kleinen Augen waren glasig und eingefallen, auch wenn er längst nicht mehr so müde wirkte wie am ersten Tag. "Was ist wenn.. dieses Projekt vorbei ist? Wenn ich wieder normalen Unterricht mit meiner Klasse habe? Werden sie dann weiter machen? Was ist dann? Ich .. ich hab Angst.." Eine Träne lief ihm über die linke Wange, worauf ich ihm diese einfach abwischte. Schnell griff ich nach seiner Hand. "Hey.. das brauchst du nicht. Überhaupt nicht. Selbst wenn es so wäre, was ich nicht glaube, da sie hier hoffentlich viel lernen werden, kannst du dich jetzt verteidigen. Du weißt, was du tun musst, wenn so etwas nochmal passiert. Und wenn du doch Hilfe brauchst, kommst du in Zukunft einfach zu mir, okay? Ich helfe dir gern.", sprach ich beruhigend auf ihn ein. Und es half tatsächlich. Bastian nickte kräftig und rang sich dabei ein kleines Lächeln ab. "Danke." Ich lächelte zurück. "Kein Problem. Und jetzt lass uns da weiter machen, wo wir gestern aufgehört haben."


Das hieß, im Prinzip taten wir nichts anderes, als in verschiedene Rollen zu schlüpfen, uns die verschiedensten Alltagssituationen vorzustellen und dementsprechend auch um zu setzen. Beispielsweise nahmen wir irgendeine Situation in der Bahn. Oder im Bus. Je nach dem. Der Bus oder die Bahn war voll, viele Leute standen und hielten sich irgendwo fest. Da kommt plötzlich ein ziemlicher Rüpel und schubst dich mit voller Absicht, sodass du fast zu Boden fällst. Doch das war noch nicht alles. Er beleidigt dich auch noch. Was tust du?

Aus dem Leben eines Mädchens..~♥Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt